Gastkommentar; #120/2021, S. 12

08.11.2021

Die Treibhausgas-Emissionen in Österreich steigen kontinuierlich, trotz aller Maßnahmen, die bisher getroffen wurden. Mehr als die Hälfte des Energiebedarfs in Österreich wird für Wärme und Kühlung gebraucht, rund 16 % aller Treibhausgase gehen auf das Konto der Wärmeenergie. Hier sind gewaltige Potentiale zu holen, zwei Drittel der Wärme werden heute noch mit Öl, Gas und Kohle erzeugt. Dabei hat Österreich viele Energiequellen zur Verfügung, die sich besonders gut zum Heizen eignen: Solarenergie, Umweltenergie, Biomasse und Geothermie.

Was es braucht, ist eine gut durchdachte Wärmewende, um die im Regierungsprogramm verankerte Klimaneutralität Österreichs bis 2040 zu erreichen. Das Ziel ist eine vollständig CO2-freie Wärmeversorgung für ganz Österreich. Der Dachverband Energie-Klima in der WKÖ hat mit Unterstützung seiner Mitglieder berechnet, welche Potentiale bei Klimaschutz, Wertschöpfung und Beschäftigung realisierbar sind, wenn die richtigen Rahmenbedingungen gesetzt werden. Die Berechnungen zeigen, dass die Wärmewende ein gewaltiger Jobmotor ist, der mehr als 40.000 neue Arbeitsplätze schafft. Um dieses Potential auch tatsächlich zu heben, braucht es ein Wärmegesetz, welches die Bundesregierung schon länger angekündigt hat.

Das „Erneuerbaren-Wärmegesetz“ (EWG) sollte einen sozial- und standortverträglichen konkreten Ausstiegspfad aus fossiler Energie zum Zweck der Wärmeversorgung für die nächsten Jahre festlegen. Da die Wärmeversorgung zum Teil in Länderkompetenz liegt, muss der Ausstieg aus fossiler Wärme auch in Ländergesetzen verankert und umgesetzt werden. Flankierend braucht es natürlich Maßnahmen zur sozialen Abfederung. Der Umstieg auf erneuerbare Energie wird aber langfristig zur Entlastung bei den Energiekosten führen. Derzeit zahlt Österreich rund 10 Milliarden Euro pro Jahr für Energie ins Ausland. Mit dem neuen Gesetz bleibt ein guter Teil davon in Österreich und wird in Holzheizungen, Wärmepumpen und Solaranlagen investiert. Zusätzlich versorgen wir dann unsere Wohnungen sorgenfrei mit Energie, ohne das Klima weiter anzuheizen.

Das Wärmegesetz liegt im Entwurf vor und sollte so bald als möglich in Begutachtung gehen. Das Gesetz sollte jedenfalls noch heuer vom Parlament beschlossen werden, damit die ersten Maßnahmen im Jänner 2022 starten können.