Neuer Diskussionsbedarf auf EU-Ebene – die neue Waldstrategie 2030

Trends? Weiter Wo bleibt das Wärmegesetz?

Gastkommentar; #120/2021, S. 9

08.11.2021

Im Juli dieses Jahres hat die EU-Kommission mit der neuen Waldstrategie 2030 eine Leitinitiative des europäischen „Grünen Deals“ vorgestellt. Diese ist in der allgemeinen Öffentlichkeit eher nur am Rande zur Kenntnis genommen worden, aber in den betroffenen Branchen und Sektoren hat die neue Strategie große Wellen geschlagen.

Doch worum geht es dabei eigentlich? Ziel der neuen Waldstrategie ist es, Maßnahmen zu entwerfen, die zum Schutz und der Steigerung der Quantität und Qualität der europäischen Wälder und ihrer Anpassung an den Klimawandel beitragen sollen. Diese Maßnahmen sind es auch, die jetzt im Wesentlichen besagte Debatte ausgelöst haben. Die eingenommenen Positionen sind hierzu sehr unterschiedlich. Viele Umweltorganisationen begrüssen die Waldstrategie als wesentlichen Beitrag zu mehr Klima- und Umweltschutz, kritisieren zum Teil aber, dass die Pläne der Kommission noch nicht ambitioniert genug sind. Forst- und Holzindustrie fürchten dagegen eine Reduktion der Holzernte und sehen dadurch auch den Wandel hin zu einer biobasierten Wirtschaft gefährdet.

Auf staatlicher Ebene haben sich die zuständigen Minister aus elf Mitgliedsstaaten der EU gemeinsam kritisch über die Waldstrategie geäußert und fordern eine Überarbeitung. Ihr Hauptkritikpunkt ist der übermäßige Eingriff in nationale Kompetenzen und die Gefahr einer Bestrafung jener Staaten, die schon jetzt viel Wert auf nachhaltige Forstwirtschaft legen und/oder deren Wirtschaftssystem stark von der holzverarbeitenden Industrie geprägt ist. Uneinigkeit herrscht dabei auch innerhalb der Staaten, denn aus dem einen oder anderen Umweltministerium hört man Zustimmung zur Waldstrategie, während diese von den für Forstwirtschaft zuständigen Kollegen abgelehnt wird.

Dieses kurze Stimmungsbild zeigt, dass die Diskussion um die Zukunft der europäischen Wälder noch nicht abgeschlossen ist. Die Aufgaben und Funktionen des Waldes sind vielfältig. Gleichzeitig sind die Herausforderungen durch den Klimawandel so groß, dass wohl noch einige Zeit über die Waldstrategie diskutiert werden wird.

Es bleibt zu hoffen, dass diese Diskussion aus den betroffenen Branchen und Organisationen hinaus in eine breitere Öffentlichkeit getragen wird. Denn die Zukunft der Wälder in Europa geht uns alle an.