Größte Garnelen-Produktion Europas wird mit erneuerbaren Energien versorgt

18.11.2020

(AFU) – Sitzt man in der Forst- und Gutsverwaltung Strechau im Büro des Geschäftsführers sowie Forstdirektors Maternus Lackner, beeindrucken zunächst die zahlreichen Jagdtrophäen an den Wänden. Umso größer ist die Verwunderung, wenn sich die zentralen Gesprächsthemen nicht um die Jagd- und Forstwirtschaft drehen, sondern um White-Tiger-Garnelen aus der Steiermark.

ALTERNATIVEN GESUCHT

Der Betrieb bewirtschaftet 6.500 ha Wald – vorwiegend Fichte. „In der Forstwirtschaft gibt es gute und schlechte Zeiten. Beim Industrieholzsortiment aber meist nur schlechte. Es hat mich sehr geärgert, dass ich dieses Sortiment unter dem Deckungsbeitrag absetzen musste“, schildert Lackner. Deshalb suchte der Betriebsleiter nach Alternativen.

WASSERKRAFT VORHANDEN

Die Forst- und Gutsverwaltung Strechau hat eine lange Tradition im Betrieb von Kleinwasserkraftwerken. Bereits 1906 wurde die „Klamm I“ gebaut, die nunmehr revitalisiert wird. Ferner werden die Kraftwerke Klamm II, Almbach, Klampfererstein und Mödringbach betrieben. Insgesamt kann man auf eine Engpassleistung von rund 7,5 MW verweisen.

Was wäre naheliegender für einen Forstbetrieb, als auf den Energieträger Biomasse zu setzen. Möchte man aber gleichzeitig Holzstrom produzieren, müssen die größeren Mengen an Wärme auch genutzt werden.

AUF DIE GARNELE GEKOMMEN

Forstdirektor Lackner schnupperte be- reits in den „heiß umkämpften“ Fischmarkt hinein, indem er Fischteiche anlegte. Da kam ihm die Idee, etwas zu produzieren, das regional eher selten am Markt angeboten wird: Garnelen. Genauer gesagt: White-Tiger-Garnelen. Damit könnte er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die Wärme eines Holzkraftwerkes könnte optimal genutzt werden, und bei der hochqualitativen Garnelen-Produktion sah er ebenfalls gute Absatzchancen, da keine europäische Konkurrenz vorhanden ist. Zusätzlich hat man genug hochqualitatives steirisches Gebirgswasser vor der Haustür. Gesagt, getan, mit dem Einverständnis der Eigentümervertreter der Flick-Privatstiftung begann er das Projekt umzusetzen.

HOLZVERGASUNG

Beim Holzkraftwerk fiel die Entscheidung auf den Tiroler Hersteller Syncraft. Dieser greift auf die Holzvergasungstechnologie zurück. Eingesetzt werden zu 99% Fichtenhackschnitzel, die durch die Anlage selbst getrocknet werden. Gebraucht wird ein Feuchtegehalt von max. 10 %. Die produzierte Wärme wird nicht nur zum Erwärmen der Produktionsbecken verwendet, sondern zusätzlich auch zur Heutrocknung. Asche als Abfallprodukt bleibt beim Syncraft-System keine über. Der überbleibende Kohlenstaub wird zu Bio-Grillkohle weiterverarbeitet.

„Das Wichtigste bei der Anlage ist, dass man ausgebildete und gut eingeschulte Mitarbeiter hat. So nebenbei zum ‚Ausprobieren‘ ist das Kraftwerk nicht geeignet“, erklärt Lackner. Durch die vorhandenen Fachkräfte ist der Betrieb problemlos möglich. Mit der eigenen Wärme- und Stromproduktion aller Anlagen ist der Betrieb zu 98 % energieautark.

GRÖSSTER GARNELENPRODUZENT

Mit dem Holzkraftwerk wurde auch die Garnelen-Produktion gebaut, die auf eine Jahresproduktion von 60 Tonnen ausgelegt ist – die größte Europas. Ursprünglich war geplant, die Garnelen-Brut aus Kalifornien zu importieren. Nach Lieferengpässen entschied man sich aber, diese gleich am Standort selber herzustellen. So werden die ersten Garnelen unter dem Markennamen „White Panther – Die Gebirgsgarnele aus der Steiermark“ mit Ende 2020 angeboten. „White Panther deshalb, weil auch im steirischen Wappen ein Panther vorhanden ist“, so Lackner. 

Aus den blauen Tiefen des grünen Herzens entstehen auch die seltenen blauen Garnelen.