Sauberes, bequemes und krisensicheres Heizen mit regionaler Biomasse

18.11.2020

(Red.) – Achtzehn Landwirte gründeten 1990 die bäuerliche Wärmeliefergenossenschaft Irdning. 2020 werden 90 % der Raumwärme von Irdning und Raumberg bereitgestellt. „Wir waren Bittsteller bei der Holz verarbeitenden Industrie, wenn es um die schlechten Holzsortimente ging. Deshalb überlegten wir uns, wie wir das Holz besser verwerten könnten“, erklärt Obmann Walter Rudorfer die Beweggründe, in die Bioenergie-Branche einzusteigen. 1990 wurde ein Kesseltausch in der Volksschule fällig und man sah die Chance, mit einer Biomasse-Nahwärmeversorgung zu beginnen. Es dauerte aber zwei Jahre, bis die zwei Kessel schlussendlich in Betrieb gingen.

BIOMASSE STATT ERDGAS

Im Jänner 1992 startete man mit einer Anschlussleistung von 1 MW. Bis 1994 wurde das Netz erweitert beziehungsweise verdichtet. Im gleichen Jahr wurde der politische Wunsch geäußert, Irdning an das Gasnetz anzuschließen. Die Gemeinde und die Biowärme Irdning haben daraufhin mit der steirischen Ferngas ein gemeinsames Energiekonzept finanziert. Es stellte sich heraus, dass ein Großteil der Bevölkerung sich für die Nahwärme aus Biomasse entschei- den würde, woraufhin die Ferngas auf einen Leitungsbau verzichtete, unter der Voraussetzung, dass auch die Gemeindeteile Falkenburg und Raumberg versorgt werden.

Dadurch wurde ein kompletter Neubau nötig, der 1995 in Angriff genommen wurde. Mit 4,2 MW Kesselleistung und einer Notversorgung von 3MW wurden dann ab 1996 die drei Gemeindeteile mit einer Anschlussleistung von 3 MW mit Biowärme versorgt. 2009 wurde eine 2,5 km lange Leitung zum Kraftwerk Stainach gebaut, um die Abwärme von bis zu 2 MW zu nutzen. Mit dieser Abwärme deckt die Biowärme Irdning den gesamten Sommerbetrieb.

OPTIMIERUNG IM GANGE

Durch den fortwährenden Ausbau stieg die Anschlussleitung bis 2010 auf 9 MW. Gleichzeitig wurden immerwährend Verbesserungen am Werk durchgeführt. 2013 wurde ein 120 m3-Pufferspeicher in Betrieb genommen. Damit können die zwei Tagesspitzen mit jeweils 1,5 MW abgefedert werden.

Zwischen 2013 und 2016 wurden sukzessive Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern des Werkes installiert. Insgesamt beträgt die Leistung 140 kWp. Es wird mehr Strom erzeugt, als der Betrieb selber benötigt, „aber leider zu einer falschen Zeit. Wenn wir den Strom bräuchten, können wir ihn nicht produzieren“, so Rudorfer.

Eine weitere Maßnahme war der Einbau einer Wärmerückgewinnungs- anlage ECO von Heger Edelstahl im Jahre 2016. Dadurch wurde der Kes- selwirkungsgrad um 9% gesteigert. „Der Einbau war eines der Projekte, die sich am schnellsten amortisiert hat“, lobt Rudorfer.

Seit 2019 steht die Netz-Optimierung im Vordergrund. Bei einem Leitungsnetz von 25 km Länge, einer Anschlussleistung von 11 MW liegt die Trassenbelegung bei unter 600kWh/ lfm. Deshalb ist man bestrebt, die Vorlauftemperatur möglichst zu senken. Mit dem Planungsbüro Ringhofer wurde ein Konzept erarbeitet.

Zuerst soll die Aufschaltung aller Abnehmer auf ein Funksystem umgestellt werden. Dann sollen die Wärmeübergabestationen in das Eigentum der Biowärme übergehen. Diese werden dann durch modernere Geräte ersetzt. Dem Kunden bietet man dies inklusive 15 Jahre Servicegarantie an. Ferner werden Sekundäroptimierungen mit hydraulischem Abgleich vollzogen und dies mit dem Ziel, die Vorlauftemperaturen zu senken. Die Umgestaltung ist im Gange, und Rudorfer spricht von vielversprechenden Ergebnissen.

„Wir leben in Irdning seit 30 Jahren die Nachhaltigkeit, Tag für Tag – und das wird auch so bleiben, denn unser Rohstoff wächst vor der Tür“, resümiert Rudorfer.