Interview mit Christoph Aste

08.11.2021

(Aus: Printausgabe ökoenergie 120, S. 7)

Christoph Aste betreibt das Ingenieurbüro asteenergy und hat sich auf Planung, Sachverständigengutachten, Projekt- und Qualitätsmanagement für erneuerbare Energieanlagen spezialisiert. Der neue Landessprecher der Kleinwasserkraft in Kärnten betreibt bzw. ist an zahlreichen Biomasse-Heizwerken und Kleinwasserkraftanlagen beteiligt.

Sehr geehrter Herr Aste, wie ist die Marktlage bei Biomasse-Projekten?

Der Trend geht in Richtung kleinerer Anlagen und durchaus auch in die Verstromung. Die Heizwerksbetreiber möchten die Sommerlücke möglichsteffizient mit kleinen Verstromungsanlagendurchtauchen. Höchster Handlungsbedarf besteht jedoch bei der Aufrüstung bzw. Modernisierung bestehender Nahwärme-Anlagen und -Netze. Viele versuchen sich irgendwie „drüberzuwurschteln“, doch das wird nicht lange währen. Nicht nur die Heizwerke sind in die Jahre gekommen, sondern auch ihre Erbauer. Es ist oft schwer für die damaligen Pioniere, das Werk zu übergeben. Mit einer Übernahme sind in der Regel Investitionen verbunden, die nicht jedermanns Sache sind. Nebenbei: Die KPC-Förderung für Optimierungsmaßnahmen ist zwar „nice to have“, aber kein Anreiz. Deshalb gehe ich davon aus, dass viele Werke von größeren Gesellschaften übernommen werden.

Was ist das Top-Thema bei der Kleinwasserkraft?

Das ist einfach: Eindeutig die Revitalisierung. Die Wirtschaftlichkeit ist enorm. Eine Revitalisierung bringt uns Verzinsungen, die wir sonst niemals erwirtschaften könnten. Hinzu kommen noch die anziehenden Strompreise. Eine Revitalisierung ist auf jeden Fall sinnvoller als ein Neubau, allein aufgrund der Genehmigungsverfahren. Spannend wird auch das Thema Energiegemeinschaften. Ich würde jedem Betreiber raten, sich damit zu beschäftigen. Vor allem geht es um die Akzeptanz. Wenn sich die Bürger am Werk beteiligen, werden sie sich damit auch identifizieren und es nicht als Fremdkörper in der Landschaft wahrnehmen. Der Strom wird sozusagen greifbar für die Kunden.

Wo sehen Sie Nachholbedarf?

Ich hätte mir gewünscht, dass die „Schwarzstart-Fähigkeit“ der Kleinwasserkraft von der Politik monetär goutiert wird. Damit könnten lokale Netze im Notfall gesichert werden.