Therme Wien heizt Mini-Stadtteil

12.05.2022
v.l.n.r.: Edmund Friedl (Geschäftsführer Therme Wien), Joachim Kelz (Projektleiter Forschungsprojekt bei AEE INTEC), Theresia Vogl (Geschäftsführerin Klima- und Energiefonds), Theodor Zillner (Leiter Abteilung Energie- und Umwelttechnologien BMK), Peter Hanke (Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke), Michael Strebl (Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung).

(PA_AEE) – Das Thermalwasser der Therme Wien heizt nach der internen Verwendung ab sofort einen Stadtteil in Wien mit klimaneutraler Fernwärme. Das im Leitprojekt ThermaFLEX entwickelte Konzept für lokale Abwärmenutzung geht in Betrieb.

AEE INTEC beschäftigt sich im Rahmen des Projekts ThermaFLEX gemeinsam mit 27 Projektpartnern mit den Fragen, wie Fernwärmenetze flexibler und effizienter gestaltet werden und ohne fossile Energieträger auskommen können. Innerhalb des Projektes ist es gelungen, vielseitige Demonstrationsprojekte umzusetzen und wissenschaftlich zu begleiten. Eines dieser Demonstrationsprojekte umfasst die systemische Integration einer Wärmepumpe am Standort der Therme Wien und Nutzbarmachung von Abwärme für die Wiener Fernwärme im Bezirk Oberlaa. Am 9. Mai 2022 luden die Projektverantwortlichen zur Vorstellung des Konzepts ein.

Das warme Wasser in den Becken der Therme Wien sorgt ab sofort nicht nur für Entspannung: Wien Energie hat dort eine Wärmepumpenanlage errichtet und nutzt die Abwärme des Thermal-Abwassers zur Fernwärme-Erzeugung. Die Thermalquelle, welche seit Mitte der 50er Jahre von der Therme Wien genutzt wird, bekommt mit diesem Projekt somit noch eine weitere Funktion.

Die Nutzbarmachung von Abwärme aus unterschiedlichen Quellen stellt einen wichtigen Baustein zur Dekarbonisierung Wärmenetze dar. Gegenstand dieser Umsetzung ist die exergetisch sinnvolle Integration eines Wärmepumpenkonzeptes basierend auf Abwärme aus der Therme Wien in Wien-Oberlaa. Nach der internen Nutzung des Thermalwassers durch die Therme Wien, dient die noch im Wasser befindliche Restwärme (auf einem Temperaturniveau von rund 30°C) als Wärmequelle für das Abwärmenutzungskonzept.

Zwei identische wassergekühlte Kompakt-Wärmepumpen wurden so ausgelegt, dass sie etwa 2,2 MW Leistung bei einer Temperatur bis zu 85°C in das lokale Fernwärmenetz in Oberlaa ganzjährig einspeist. Mit einer zusätzlichen Power2Heat Anlage kann die Temperatur (im Bedarfsfall bzw. wenn die Außentemperatur unter -5°C liegt) weiter erhöht werden. Die Anlage wurde in der Tiefgarage der Therme installiert und mit dem Stromnetz der Stadt verbunden. Zukünftig liefert die Großwärmepumpenanlage grüne Wärme für rund 1.900 Haushalte in Oberlaa und spart rund 2.600 Tonnen CO2 jährlich ein.

„Eine derartige Abwärmenutzung bietet enormes Multiplikationspotenzial für den gesamten Fernwärmesektor. Die Nutzung der noch vorhandenen Abwärme ist ein Paradebeispiel für eine kaskadische Energieerzeugung und Kreislaufwirtschaft“, betont ThermaFLEX Projektleiter Joachim Kelz.

Das Projekt ThermaFLEX und die darin involvierten Projektpartner, allen voran die Wien Energie, die AEE INETC und das AIT haben hier wesentlich zur Konzeptentwicklung und Umsetzung beigetragen. Das System wird im Rahmen des Projektes weiter wissenschaftlich begleitet, um einerseits Betriebsoptima zu finden und andererseits die so generierten Betriebserfahrungen weiteren Technologiemultiplikationen zukommen zu lassen. Die Anlageninvestition von rund 3. Mio. Euro wird mit Mitteln der Umweltförderung des Klimaschutzministeriums unterstützt.

Eckdaten:

  • Leistung: rund 2 Megawatt
  • Jahreswärmeproduktion: 11 Gigawattstunden Wärme
  • Umweltfreundliche Fernwärme für rund 1.900 Haushalte in Oberlaa
  • CO2-Einsparung: 2.600 Tonnen pro Jahr
  • Investitionssumme: € 3 Mio.
  • Das Projekt wird mit Mitteln der Umweltförderung des Klimaschutzministeriums gefördert