Kleinwasserkraft versorgt Fischlham mit Strom

19.07.2022

(Aus: Printausgabe ökoenergie 122, S. 17)

(AFU) – Nach eineinhalb Jahren Bauzeit wurde im September 2021 das Kleinwasserkraftwerk im oberösterreichischen Hafeld (Gemeinde Fischlham) eröffnet. Die Baukosten betrugen rund 2,5 Mio. Euro. Mit dem Projekt wird gezeigt, dass Naturschutz und erneuerbare Energien sich ergänzen. Die Anlage versorgt rund 80% der Fischlhamer Haushalte. 

BLOCKSTEINRAMPE  ALS IMPULSGEBER 

Am Kraftwerksstandort befand sich eine Blocksteinrampe, die ein unüberwindbares Hindernis für viele Wasserorganismen darstellte. Mit einer Höhe von rund 3,80 m bei der Blocksteinrampe Hafeld war bei keiner Wasserführung ein Fischaufstieg möglich. Die Gemeinde hätte als damalige Konsensinhaberin aufgrund der Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie an der ursprünglichen Rampe einen Fischaufstieg errichten müssen, um die Durchgängigkeit sicherzustellen. Nun ist diese Baumaßnahme mit „etwas” mehr Aufwand für die dezentrale Stromproduktion und somit auch die regionale Stromversorgung durchgeführt worden. Mit der speziellen Anordnung der Fischwanderhilfe, deren oberwasserseitiger Ausstieg zwischen den beiden Turbinen situiert ist, wird auch eine optimale Auffindbarkeit für den Fischabstieg gewährleistet. Sechs weitere Querverbauungen sind auf der Alm vorzufinden, wo Fischwanderhilfen mit öffentlichen Geldern ohne energetische Nutzung gebaut werden mussten.

ANWOHNER MITEINBEZOGEN 

Bedenken bzw. Widerstand gab es unter anderem vom WWF, der das dortige Vogelschutzgebiet sowie die ökologische Funktion der Alm bedroht sah, was zur Vorgabe führte, die Bautätigkeiten nur zwischen Oktober und März durchzuführen. 

Auch einzelne Anrainer waren um das Grundwasser besorgt, da die Ortschaft Hafeld ihr Wasser über Hausbrunnen bezieht. Daher war es auch eine der Bedingungen der Gemeinde, dass der Grundwasserspiegel durch die Anlage nicht beeinträchtigt werden darf. Der Wasserspiegel blieb schlussendlich gleich. 

EINIGE HERAUSFORDERUNGEN 

Die Blocksteinrampe Hafeld befindet sich am Kilometer eins der Alm und ist somit das letzte Querbauwerk vor dem sogenannten Almspitz, der Mündung der Alm in die Traun. Aus diesem Grund und weil sich der Bereich zudem im FFH-Schutzgebiet befindet, war die Umsetzung besonders herausfordernd. Um die Struktur des stark regulierten Unterlaufes zu verbessern, wurden mehrere große Buhnen errichtet. Weitere Maßnahmen wie die Platzierung von Raubäumen wurde ebenfalls umgesetzt. Weitere Maßnahmen wie die Sicherung einer großen Schotterbank wurden von den Naturschutzbehörden aufgetragen. 

Um den Geschiebetransport zu optimieren, wurde eine Ausführung als Powergate-Anlage gewählt. Diese (ähnlich einer Schützentafel) beweglichen Turbinen können im Falle von Hochwasser angehoben werden und gewährleisten so den Schottertrieb unter der Anlage. Um das gesamte Wasser abarbeiten zu können, mussten daher zwei Turbinensätze eingebaut werden. Dies ermöglichte dann weitere Verbesserungen auch für die Fischwanderung. 

FISCHWANDERHILFE SPIELT  ALLE STÜCKERLN 

Die Fischwanderhilfe wurde aufgrund der beengten Platzverhältnisse als Schlitzpass (Vertical-Slot) ausgeführt. Sie wurde so ausgeführt, dass diese sowohl als Fischauf- wie auch als Fischabstieg dient. Dazu wurde der flussauf gelegene Ausstieg zwischen den zwei Einlaufkanälen der Wasserkraftanlagen angeordnet. Um die Fischwanderhilfe für abstiegswillige Fische und Wasserorganismen möglichst einfach auffindbar zu gestalten, wurde in den der Fischwanderhilfe zugewandten Einlaufwänden Aussparungen ausgeführt. Diese reichen von der Einlaufsohle bis zum Wasserspiegel und wurden in einer Linie mit derselben Neigung wie die Vertikalrechenfelder ausgeführt. Dadurch können abstiegswillige Fische, die mit der Hauptströmung zu den Feinrechenfeldern gelangt sind, ohne Umwege in den Kanal der Fischwanderhilfe wechseln und über die Fischwanderhilfe abwandern. 

Die Fischwanderhilfe weist eine Länge von 98 m auf und besteht aus 31 Schwellen und 30 Becken. Ausgelegt wurde die Fischwanderhilfe auf die Niederwasserführung, sodass bei steigendem Unterwasserspiegel die letzten Becken eingestaut werden. Mit dieser Vorgangsweise kann auch bei Niederwasser eine Beckendifferenz in den unteren Becken von ca. 13 cm eingehalten werden. 

ÖKOLOGISCH UND WIRTSCHAFTLICH SINNVOLL 

„Das Kraftwerk Hafeld ist ein Beispiel dafür, wie sich die ökologische Verbesserung eines Flusses mit der Gewinnung von erneuerbaren Energien vereinbaren lassen. Denn neue, aber auch revitalisierte Kleinwasserkraftwerke sind mit dem guten ökologischen Zustand und somit auch mit der Wasserrahmenrichtline kompatibel“, erklärt Paul Ablinger, Geschäftsführer der Betreiberfirma WKA Ökostrom Gmbh. „Durch den Bau des Kraftwerks konnte ein ungenutztes Querbauwerk durchgängig gemacht werden. Die Anlage dient somit auch als Beispiel dafür, wie die Kleinwasserkraft bei bereits regulierten Gewässern für eine Verbesserung der ökologischen Situation, bei gleichzeitiger energetischer Nutzung, sorgen kann. Es zeigt damit auch, dass neben der Revitalisierung bestehender Kraftwerke auch die Errichtung neuer Anlagen auf bestehenden Querbauwerken sowohl ökologisch als auch volkswirtschaftlich sinnvoll ist.“