Kommentar; #118/2021, S. 2

02.04.2021

Paris, Dezember 2015: Was für eine Euphorie! Politiker, Klimaexperten und Adabeis bejubeln den Klimavertrag. Nunmehr hat sich aber Ernüchterung breitgemacht, CO2-Emissionen nehmen weiter zu. Zwei Drittel des CO2-Ausstoßes werden von nur zehn Staaten verursacht, rund ein Viertel von der aufstrebenden Weltmacht China, ein Sechstel von den energiehungrigen Amerikanern.

China ist heute das Land mit den größten CO2-Emissionen. Rechnet man die „Leistungen“ der EU und der USA ein, emittieren die drei „Riesen“ mehr als die Hälfte des globalen Kohlendioxids. Knapp die zweite Hälfte entfällt auf stark wachsende Volkswirtschaften wie Indien. Bedingt durch das Bevölkerungswachstum und den Kohleverbrauch, hat sich sein CO2-Ausstoß in den vergangenen Jahren verdreifacht. Brasilien, Indonesien, Australien, Kanada, Russland und die Golfstaaten komplettieren die Riege der ärgsten Luftverschmutzer.

„GELINGT ES NICHT, DIE TREIBHAUSGAS-EMISSIONEN BIS 2030 ZU HALBIEREN, KOSTET DAS MINDESTENS ZWEI MILLIARDEN US-DOLLAR. NICHT IM JAHR, SONDERN AM TAG.“

Deutlicher? Ein Amerikaner verbraucht heute fast doppelt so viel Energie wie ein Deutscher und etwa zehnmal so viel wie ein Inder. Seit 1860 – dem Beginn der Industriellen Revolution – hat sich die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre von 280 ppm (parts per million) auf 415 ppm katapultiert. 420 ppm sind die klare Obergrenze, ab der die globale Erwärmung nicht unter 2° C gehalten werden kann.

Die Klimaziele der Länder, die wie Österreich das Pariser Abkommen unterzeichnet haben, reichen bei Weitem nicht aus. Dabei war in Paris sogar von einer Erderwärmung von illusionären 1,5° C die Rede. Selbst wenn alle 195 Unterzeichner-Länder ihre Zusagen zur Gänze erfüllen, wird der Treibhausgas-Ausstoß bestenfalls stagnieren. Selbst das bleibt Theorie: Denn in Paris wurde vereinbart, dass die pseudowilligen Länder ihre Einsparungsziele auf jeden Fall nachschärfen müssen, um das Temperaturlimit noch einhalten zu können. Bitter: Geschehen ist seither fast nix! Weil das „Ticken der Uhr“ von der internationalen Staatengemeinschaft kaum wahrgenommen wird. Daher haben 2019 rund 11.000 Wissenschaftler den Klimanotstand ausgerufen, um auf eine ökologische und ökonomische Katastrophe hinzuweisen.

Lässt man die klimapolitische Entwicklung Revue passieren, so zeigt sich, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien seit 2012 nur eine geringe Dynamik aufweist, die Fossilen jedoch seit 2014 tendenziell expandieren. Der Weltklimarat dokumentiert, dass mit den bisher abgegebenen Klimaversprechen nur die mickrige Hälfte der notwendigen Emissionsreduktionen abgedeckt werden kann. Dazu kommt, dass alle Klimaziele „mit Vorbehalt“ festgelegt wurden, das heißt, diese Reduktionsmaßnahmen erfordern finanzielle und technische Hilfen. Sollten diese ausbleiben, fallen auch die Klimaschutzbeiträge dieser Länder durch den Rost. Gelingt es nicht, die Treibhausgas-Emissionen bis 2030 zu halbieren, kostet das mindestens zwei Milliarden US-Dollar. Nicht im Jahr, sondern am Tag.

„NOBELPREISTRÄGER SIND SICH EINIG, DASS EIN EINHEITLICHES CO2-PREISGEFÜGE DIE EINZIG WIRKSAME MASSNAHME ZUR KONSEQUENTEN CO2-VERRINGERUNG DARSTELLT.“

Außer Streit steht, dass der Klimawandel zur Überlebensfrage der Menschheit wird, Wetterextreme nehmen zu, der Meeresspiegel steigt, das ist unleugbar. Um die Erderwärmung zu reduzieren, muss der Ausstoß von Treibhausgasen gravierend sinken. Das Um und Auf liegt beim Umstieg von Kohle, Öl und Gas auf erneuerbare Energien, denn die fossilen Energieträger sind die Hauptverursacher für die Klimaerwärmung. Seit Beginn der Industriellen Revolution und der seither verwendeten fossilen Energie hat sich die Atmosphäre um 1,1° C erwärmt. Der schnellste Weg, die Erde aufzuheizen, ist das Fliegen. Ein längerer Flug emittiert mehr Klimagase als ein Mensch pro Jahr überhaupt verbrauchen sollte.

Ein Lenkungsinstrument in Form einer CO2-Bepreisung könnte Wunder wirken – die bei der Nutzung von fossilen Energien entstehenden CO2-Emissionen sind mit einem Preis zu versehen. Nobelpreisträger sind sich einig, dass ein einheitliches CO2-Preisgefüge die einzig wirksame Maßnahme zur konsequenten CO2-Verringerung darstellt. Unter der Annahme eines CO2-Preises von 100 Euro würde das bei einer Bemessungsgrundlage von 68 Millionen Tonnen etwa 6 Milliarden Euro an Einnahmen ergeben. Damit könnten Mittel an private Haushalte als Öko-Bonus ausbezahlt, der Umstieg auf umweltschonenden Verkehr ermöglicht und die Senkung von Lohnnebenkosten in Angriff genommen werden.

Mit einer nachhaltigen Landwirtschaft lassen sich Treibhausgase einsparen, in der industriellen Landwirtschaft liegen jedoch die Probleme. Die Abholzung von Wäldern zur Schaffung von Ackerflächen war und ist eine Umweltkatastrophe. Das gilt auch für Zeiten mit Politikern wie Jair Bolsonaro.
Moderner Hausbau braucht immer weniger Energie, mit Isolation und Solarkraft kann der Energiebedarf deutlich gesenkt werden. Apropos Hausbau: Unsere Erde besitzt ein gewisses Kontingent an Ressourcen. Den eigenen Fußabdruck zu berechnen, ist ein wichtiger Schritt, damit die Erde in Zukunft bewohnbar bleibt.

Durch eine klimapolitisch gewollte Verteuerung fossiler Energie sollte deren Verbrauch auf null gesenkt werden. Um die Klimaschutzziele zu erreichen, darf jeder Mensch möglichst nicht mehr als eine Tonne CO2 emittieren. Das ist bei einem derzeitigen CO2-Verbrauch in Österreich von knapp acht Tonnen pro Nase nur ein frommer Wunsch. Das allerdings erfordert rapide und mutige Maßnahmen, nicht nur jedes Einzelnen, sondern auch der Politik. Mit Pseudowilligkeit allein ist kein Klimakampf zu gewinnen,

weiß Ihr