Sebastian Kurz beantwortet den Fragebogen der ökoenergie

06.08.2019
Welche Kern-Maßnahmen setzen Sie für den Ausstieg aus fossiler Energie?
 
In der Stromerzeugung wollen wir bis 2030 auf 100 % aus erneu­erbaren Trägern sein. Österreich wird hier eines der führenden Länder sein. Im Gebäudebereich wollen wir „Raus aus dem Öl“, v.a. bei den 600.000 Ölheizungen. Dafür haben wir die sehr er­folgreiche Förderaktion verlängert. Beim Verkehr wollen wir den öffentlichen Nahverkehr ausbauen und den Individualverkehr möglichst sauber gestalten. Das heißt, wir setzen auf E-Mobili­tät auf der Kurzstrecke und auf Forschung für Wasserstoff-An­triebe als eine Möglichkeit für die Langstrecke.
 
Wie werden Sie den Ökostrom-Ausbau forcieren?
 
Die ÖVP hat ein Erneuerbaren-Paket in den Nationalrat gebracht. Es sieht einen Ausbau von Wind- und Kleinwasserkraft sowie der Biomasse-Anlagen vor. Darüber hinaus hat die bisherige Bun­desregierung ein „Erneuerbaren Ausbau Gesetz“ erarbeitet, das wir noch 2019 beschließen wollten. Dazu ist es leider nicht mehr gekommen, weil andere Parteien uns nicht weiterarbeiten las­sen wollten. Klar ist für mich: Der Ausbau erneuerbarer Energien hat Priorität. Nicht umsonst steigen wir aus Kohlestrom aus, auf Atomkraft verzichten wir ja schon lange.
 
Ein Knackpunkt für die Energiewende ist die Mobilität, wie werden Sie hier vorgehen?

Mobilität trägt leider viel zu den CO2-Emissionen bei. Wir müssen daher dort, wo Menschen individuelle Mobilität brauchen, alterna­tive Antriebe stärken, wie etwa E-Mobilität oder Wasserstoff. Hier wollen wir mit gutem Beispiel vorangehen und Wasserstoff-Na­tion Nummer eins werden, um diese vielversprechende Technolo­gie sauber nutzbar zu machen. Die Menschen im ländlichen Raum sind sehr oft auf Fahrzeuge angewiesen. Überall, wo das möglich ist, wollen wir den öffentlichen Verkehr ausbauen. Bei den ÖBB investieren wir jedes Jahr Milliardenbeträge in die Infrastruktur.
 
 Heizöl und Erdgas müssen durch Erneuerbare im Wärmesektor ersetzt werden, aber wie?
 
Der von Elli Köstinger initiierte „Raus aus dem Öl“-Bonus ist eines der erfolgreichsten Förderinstrumente der letzten Jahre. Der Kesseltausch wird mit 5.000 Euro gefördert. Wir sehen, wie sehr die Menschen das annehmen. Für unsere Klimaziele ist es wichtig, dass wir rasch aus den 600.000 bestehenden Ölhei­zungen herauskommen. Das wird durch Förderungen gelingen, nicht durch Zwang. Im Neubau soll künftig der Einbau von Ölhei­zungen gar nicht mehr möglich sein.
 
 Welches Konzept verfolgen Sie, um den Energieverbrauch zu reduzieren?
 
Am wichtigsten ist, dass die Sanierungsquote steigt. Die bes­te Energie ist die, die erst gar nicht verbraucht wird. Die zweit­beste ist die, die klimaschonend erzeugt wird. Bei bestehenden Häusern liegt die Sanierungsquote pro Jahr derzeit bei einem Prozent. Das ist zu wenig, wir brauchen zwei bis drei Prozent pro Jahr, damit wir den Energieverbrauch schneller reduzieren können.
 
 Was sind Ihre konkreten energiepolitischen Zielsetzungen?
 
Wir wollen die Ziele des Pariser Klimavertrags erreichen, also die Emissionen um 36 % senken. Dazu brauchen wir den Ausbau erneuerbarer Energien und den Ausstieg aus fossilen Trägern. 100 % erneuerbarer Strom ist der Schlüssel dazu. Im Gesamt­energieverbrauch, also inklusive Verkehr, wollen wir rasch auf 45 bis 50 % Erneuerbaren-Anteil. Bis 2045 soll unser Land vollstän­dig CO2-neutral sein. Das ist eine gewaltige Herausforderung, aber sie ist zu schaffen.