Peter Püspök beantwortet den Fragebogen der ökoenergie

06.08.2019

Welche Kern-Maßnahmen setzen Sie für den Ausstieg aus fossiler Energie?

Zentrales Instrument ist ein CO2-Preis, der endlich den Schaden, den das CO2 verursacht, halbwegs abdeckt. Ein breites Maßnah­menpaket mit Anreizen zur Steigerung der Energieeffizienz ist ein Pflichtteil, z. B. die thermische Sanierung der Gebäude. Die Raumwärme zügig auf erneuerbare Energien umzustellen, ist unerlässlich. Mobilität neu zu denken und erneuerbar zu ermög­lichen, ist komplex, aber dringend. Und der stark beschleunig­te Ausbau aller Technologien der erneuerbaren Energien ist der zentrale Teil der Energiewende. 

Wie werden Sie den Ökostrom-Ausbau forcieren?

Die Investitionen in Ökostrom-Anlagen haben einen sehr langen Planungs-, Umsetzungs- und Amortisationshorizont. Wir brau­chen daher ein verlässliches Investitionsumfeld durch gesetz­liche Rahmenbedingungen ohne verunsichernde Experimente. Den größtenteils dezentralen Anlagen für erneuerbare Energien muss es ermöglicht werden, im Rahmen von „Erneuerbaren Energiegemeinschaften“ weitgehend frei ihren Strom zu erzeu­gen und zu vermarkten. Eine effiziente Speicherstrategie muss das Paket abrunden.

Ein Knackpunkt für die Energiewende ist die Mobilität, wie werden Sie hier vorgehen?

Die Mobilität ist sicher das komplexeste Thema der Energiewen­de, da sie am stärksten in das persönliche Verhalten der Men­schen eingreift. Pflichtaufgaben sind: eine starke Forcierung der öffentlichen Verkehrsmittel, vorausschauende Raumplanung, Streichung der absurden Privilegien des Flugverkehrs und eine Umstellung auf erneuerbare Energieträger bei allen Verkehrs­mitteln. Um die Menschen bei dieser großen Umstellung mit­zunehmen, sind kreative Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung unerlässlich.

 Heizöl und Erdgas müssen durch Erneuerbare im Wärmesektor ersetzt werden, aber wie?

Die Schadensabgeltung von Erdöl und Erdgas durch einen ge­rechten CO2-Preis ist die wirtschaftlich effizienteste Unterstüt­zung der erneuerbaren Energien im Wärmesektor. Dazu gehört auch die Abschaffung des unverständlichen Heizölprivilegs. Heizöl auch bei der Erneuerung im Altbau zu verbieten, müsste selbstverständlich sein. Erneuerbare Nah- und Fernwärme hat noch viel Potential. Ein gezielter Einsatz von Biogas wird auch helfen. Und es bedarf Umstellungshilfen für sozial Schwache. 

 Welches Konzept verfolgen Sie, um den Energieverbrauch zu reduzieren?

Ähnlich wie beim Verkehr greift das Energiesparen am direktes­ten in die Gewohnheiten der Menschen ein und ist daher schwie­rig. Eine Umstellung auf E-Mobilität bringt einen riesigen Sprung bei der Effizienz. Daneben geht es um ein umfassend neues Denken beim Verbrauch von Materialien, im Bereich Wohnen, im Konsumverhalten generell, bei persönlichen Anschaffungen, im Mobilitätsverhalten, im Umgang mit Lebensmitteln etc.. Wir müssen helfen durch Information, Aufklärung, Bewusstseinsbil­dung, und dies auf allen Ebenen.

Was sind Ihre konkreten energiepolitischen Zielsetzungen?

THG-Emissionen 2030: 45 Mio.T (–50 % zu 2005) 
THG-Emissionen 2050: ausgeglichene Bilanz 
Primärenergieverbrauch 2030: 1.200 PJ 
Bruttoendenergieverbrauch: 1.025 PJ 
(=EU-Richtlinien konform) 
Produktion erneuerbarer Energie 2030: 661 PJ 
EE-Anteil 2030 Gesamt: 64 % 
EE-Anteil 2030 Strom: 111 % bilanziell (+32 TWh) 
EE-Anteil 2030 Wärme: 53 % 
EE-Anteil 2030 Verkehr: 33 %