Meisterprojekt Holzvergaseranlage

Umsetzungsstärke ist gefragt Weiter Aus dem Reste Mäuse machen

Aus der Branche #125/S. 15

31.07.2023

Der Landwirt Bernhard Eblinger aus dem niederösterreichischen Stephanshart bewirtschaftet rund 45 ha Ackerfläche und betreibt einen Schweinemastbetrieb. Zum Thema erneuerbare Energie kam der damalige Jungbauer über seinen Vater, der 2009 eine Photovoltaik- und danach auch eine Solaranlage installierte. Geheizt wurde am Hof mit Heizöl. Mit den steigenden Ölpreisen und Verbräuchen wurde eine Holzheizung immer interessanter.

PIONIERANLAGE

Im Rahmen seines Landwirtschaftsmeister-Projektes 2012 entwarf Eblinger eine Holzvergasungsanlage für seinen Betrieb. „Ich habe alles durchgerechnet, durchgeplant und begann, die ersten und schwierigen Behördenwege zu meistern. Dabei hat mich auch ein Kollege mit Erfahrung unterstützt“, schildert Eblinger die Planungsphase. Mit dem damaligen Anlagenanbieter konnte er sich aber nicht einigen. In der gleichen Zeit suchte der Kesselhersteller Hargassner nach einem Betrieb, um dort seine neue Kraft-Wärme-Kopplungsanlage in der Praxis zu betreiben. „Plötzlich passte alles zusammen: Die Anlage und der Einspeisetarif“, erinnert sich Eblinger. Das war im Jahr 2016.

Wärme- und Stromleitungen wurden verlegt, Zähler, Heizraum und Trocknungsbox gebaut. Wieder „tausende Behördengänge“ und schließlich wurde dann 2018 die KWK-Anlage in Betrieb genommen – die erste ihrer Art von Hargassner. Die Pionieranlage hat eine Leistung von 20 kW elektrisch und 60 kW thermisch. Daneben wurde auch ein „klassischer“ Hackgutkessel mit 100 kW Leistung samt 40.000 Liter Pufferspeicher installiert.

HACKGUT-ANFORDERUNGEN

„Das A und O beim Holzvergaser ist die Hackgutqualität“, erklärt Eblinger. „Das Hackgut muss einen Wassergehalt unter 15% aufweisen, und auch die Größe muss passen.“ Eblinger schwört beim Hackgut auf Fichte, wovon er 700 bis 800 m 3 pro Jahr braucht und davon zwei Drittel zukaufen muss. Der Holzvergaser läuft 8.000 Stunden im Jahr und zu seiner vollsten Zufriedenheit.

ZUSATZEINKOMMEN

Eblinger nutzt vor allem in den Sommermonaten die Abwärme, um Hackgut zu trocknen und bietet dies auch anderen Landwirten für Heu, Schafwolle oder Mais an, was ein zusätzliches Einkommen bedeutet.

„Damals rechnete ich unter schlechtesten Bedingungen, dass sich die Anlage in rund 15 Jahren amortisieren wird“, erinnert sich Eblinger. Zwischenzeitlich hat er aufgrund der besseren Strompreise für ein Jahr in die OeMAG-Bilanzgruppe gewechselt, wodurch er heute von einer weitaus besseren Amortisierungszeit ausgeht, und vor allem muss er keine 10.000 Liter Heizöl kaufen.

Autor: Antonio Fuljetic