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Scheibbser Bürgermeister Franz Aigner: Ausbau geht nicht von heute auf morgen

19.07.2022

(Aus: Printausgabe ökoenergie 122, S. 9)

(AFU) – Im Rahmen des 9. Benefiz-Waldfestes im Burgerhofwald in Scheibbs präsentierte die Fernwärmegenossenschaft Scheibbs ihre neuen Holzverstromungs-Anlagen der breiten Öffentlichkeit. Fernwärme-Obmann Martin Henikl und sein Stellvertreter Franz Aigner, seines Zeichens Bürgermeister von Scheibbs, präsentierten Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf die vier neuen KWK-Anlagen.

WALDREICHE REGION

Die Fernwärmegenossenschaft wurde vor über 20 Jahren gegründet. Man fing ganz klein mit drei Mitgliedern an und heute betreibt man fünf Biomasse-Heizwerkstandorte mit 59 Mitgliedern, die allesamt Waldbauern sind und rund 2.500 ha Wald bewirtschaften.

Die Gemeinde Scheibbs liegt in einer waldreichen Region mit über 50% Waldanteil, der weiterhin am Anwachsen ist. Auch die umliegenden Bezirke, wie Lilienfeld (mit 77 %), sind mit viel Wald gesegnet. Das erste Heizwerk ging 2008 in Betrieb. Es liegt in der Randlage von Scheibbs und verfügt über eine Leistung von 110 kW und versorgt 17 Einfamilienhäuser. Im Jahr 2008 ging auch das „Wald-Biomasseheizwerk“ mit einer Leistung 2 MW an das sechs Kilometer lange Fernwärmenetz. Das Heizwerk Nummer 3 mit 250 kW Leistung versorgt die Landesausstellung und das Schloss Neubruck. Zwei weitere Standorte werden auch noch betrieben, die lokale Siedlungen mit nachhaltig erzeugter Wärme versorgen.

ERSTE KWK-ANLAGEN

Zehn Jahre lang grübelte man in der Genossenschaft, ob nicht Biomasse-KWK-Anlagen beschafft werden sollten, denn es wäre naheliegend, neben Wärme auch Strom zu produzieren. 2020 war es so weit, weil auch die Einspeisetarife für Kleinanlagen besonders günstig waren: Dem 2 MW Hauptkessel wurden vier Fröling-Kessel mit 56 kW elektrischer und 115 kW thermischer Leistung zur Seite gestellt. Zusätzlich wurde ein 500 kW-Kessel installiert. Überschüsse werden einfach eingespeist. Das Ziel der Anschaffung wurde auch erreicht: Im Sommer kann der große Kessel abgeschaltet werden. Ein Puffer mit 100 m3 wurde 2010 ergänzt, um die Nachfrageschwankungen besser abzufedern.

ENORME NACHFRAGE

„Alle wollen sich bis Herbst an das Biomasse-Fernwärmenetz anschließen, doch so schnell geht das nicht. Das den Leuten zu erklären, ist nicht einfach“, erklärt Bürgermeister Aigner. Viele Haussiedlungen haben einen zu geringen Verbrauch, wodurch sich der Leitungsbau nicht rentiere. „Neue Lösungen müssen her, wie das Holzgas. Damit könnte man die lokalen Netze nutzen. Aber hierbei stehen wir noch am Anfang“, so Aigner. „Auch die Holzöfen samt Brennholz erleben derzeit eine unglaubliche Renaissance.“