(Aus: Printausgabe ökoenergie 122, S. 12)
(AFU) – Die große Vision von Hubert Schmied aus dem niederösterreichischen Untergrafendorf ist das Wirken im Sinne der Kreislaufwirtschaft. Damit kann man Klima-, Umwelt- und Wirtschaftsprobleme gleichzeitig bekämpfen. Aus diesem Grunde integrierte er 1997 eine Biogas-Anlage in seinen landwirtschaftlichen Betrieb, mit dem Ziel, selbst seinen Dünger herzustellen. Das (bis heute) Einzigartige an der Anlage ist, dass nur biogene Abfälle verwendet werden. Dazu gehören gewerbliche Küchenabfälle, Frittieröl, verdorbene Lebensmittel und Abfälle aus der Agrarindustrie. Aus dem anfänglich kleinen Projekt ist das Dienstleistungs-Unternehmen Bios1 mit heute 35 Mitarbeitern entstanden.
AUF WACHSTUMSKURS
Mit einer 100 kW-Anlage wurde damals begonnen – rein als Überschusseinspeiser. Sukzessive wurde die Kapazität erweitert. 2002 waren es bereits 350 kW, 2012 wurde auf 500 kW aufgestockt, und 2017 erreichte man eine Leistung von 1,1 MW. Im Augenblick wird eine weitere Biogas-Anlage und eine 200 kWpeak PV-Anlage auf den Hallendächern gebaut. In Summe erzielt man dadurch eine Leistung von rund 2 MW.
Seit 1999 sammelt der Betrieb die Reststoffe selber ein. Im Augenblick sind 20 Fahrer in ganz Niederösterreich und Wien „auf Tour“ und beschaffen rund 30.000 Tonnen an verwertbaren Reststoffen. Die biogenen Abfälle werden zerkleinert und landen in der Vorgrube. Nach der Hygienisierung und Abkühlung wird das Material dem Fermenter zugeführt. Mit dem Vergärungsprozess entsteht das Biogas, das in Verbrennungsmotoren zu Strom und Wärme umgewandelt wird. Die Gärreste werden in der Landwirtschaft als Dünger eingesetzt.
VIELFÄLTIGER DIENSTLEISTER
Allein durch die Stromeinspeisung hätte sich das Geschäftsmodell nicht realisieren lassen. Im Jahr 2002 begann Schmied, sich Konzepte für die Wärmenutzung zu überlegen. Er installierte eine Trocknungsanlage, die er als Dienstleistung für beispielweise Heu, Getreide und Hackgut anbot. Der nächste Schritt folgte 2016 mit der Kooperation mit Saatgut Erntegut und dem Bau einer Soja-Toastanlage. Hier wird heimisches Bio-Soja erhitzt (getoastet). Damit werden die Bitterstoffe in der Bohne neutralisiert. Das Soja wird nach dem Toasten gepresst. Das Sojaöl wird ebenfalls als Zusatz für Futtermittel verwendet und auch exportiert. Die Produktion konnte in den letzten Jahren von 2000 auf 10.000 t gesteigert werden. Zu guter Letzt wird auch Altspeiseöl eingesammelt, aufbereitet und zu Biodiesel weiterverarbeitet. Die Schmutzanteile werden in der Biogasanlage verwertet.
Das Lebenswerk von Schmied ist beeindruckend, und er ist seit ein paar Monaten im wohlverdienten Ruhestand. Mit seinem Sohn und seiner Tochter samt Schwiegersohn hat er würdige Nachfolger gefunden.