Kommentar; #119/2021, S. 2

15.07.2021

Spätestens nach der Kernkraftkatastrophe in Fukushima war allen einigermaßen vernünftig denkenden Menschen klar: Atomenergie hat keine Zukunft. Die mächtige Kernkraftlobby war ratlos, planlos und hilflos, die entscheidenden Politiker bereit, sich von der Kernenergie zu verabschieden. 

Aber Totgesagte leben bekanntlich länger. Plötzlich sprangen die Manager aus der milliardenschweren Atomenergieindustrie auf den nun zügig dahinbrausenden Klimaschutz-Express auf und wollen der Welt weismachen, dass Stromerzeugung durch Radioaktivität der Stein der Weisen zur Rettung vor dem Klimawandel sei. Daran stimmt nichts. 

Selbst ihr Hauptargument, Atomkraft wäre eine CO2-freie Technologie, ist falsch. Atomkraft ist alles andere als CO2-neutral. Während des gesamten Produktionsprozesses – vom Uranabbau über die Urananreicherung, den Transport, Lagerung von Atommüll sowie Bau und Rückbau von Atomanlagen – entstehen enorme Mengen Kohlendioxid (CO2). Bei Einrechnung dieser Fakten hat Atomstrom eine deutlich schlechtere CO2-Bilanz als erneuerbare Energien. Wird die Produktion von Uran gesteigert, wird auch der Förderungsaufwand höher und die CO2-Emissionen nehmen weiter zu. 

 „STROM AUS ATOMKRAFT KOMMT DER MENSCHHEIT IN JEDEM FALL TEUER ZU STEHEN. ATOMKRAFTWERKE WERDEN NIE WIRKLICH SICHER SEIN KÖNNEN, WEIL ES IMMER MENSCHEN GEBEN WIRD, DIE FEHLER MACHEN, UND WEIL DIE NATUR UNBERECHENBAR IST.“ 

 Diskussion um die Zukunft der Atomkraft in Frankreich und in osteuropäischen Ländern wie Tschechien, der Slowakei, Polen, Ungarn, Slowenien und Rumänien wird mit allen Mitteln versucht, Atomkraft und Gas als nachhaltig und damit förderungswürdig einzustufen. Frankreich hält die geplante Klimaneutralität bis 2050 ohne Atomenergie für nicht realisierbar. 

Dagegen kontern Österreich und (bis jetzt noch) Deutschland, dass eine Energieform, die der Menschheit langfristig unverantwortbare Gefahren und wahnwitzig hohe Kosten aufoktroyiert, unmöglich nachhaltig sein könne. Dazu ist zu ergänzen, dass Frankreich seinen Energiebedarf zu mehr als 70 % durch Atomkraft deckt. Der französische Ruf nach vielen EU-Milliarden verwundert nicht, denn die Finanzlage der Nuklearindustrie Frankreichs ist mehr als angespannt. Mit vorgeschobenen Klimaschutzargumenten will daher vor allem die französische Atomindustrie neue Subventionen aus den EU-Budgets kassieren – natürlich auf Kosten der europäischen Steuerzahler. 

Strom aus Atomkraft kommt der Menschheit in jedem Fall teuer zu stehen. Atomkraftwerke werden nie wirklich sicher sein können, weil es immer Menschen geben wird, die Fehler machen, und weil die Natur unberechenbar ist. Klar ist auch, dass die Endlagerung des lebensgefährlichen Atommülls ein ungelöstes Problem darstellt, das vermutlich auch von den nächsten Generationen nicht gelöst werden kann. 

„MIT VORGESCHOBENEN KLIMASCHUTZARGUMENTEN WILL DAHER VOR ALLEM DIE FRANZÖSISCHE ATOMINDUSTRIE NEUE SUBVENTIONEN AUS DEN EU-BUDGETS KASSIEREN – NATÜRLICH AUF KOSTEN DER EUROPÄISCHEN STEUERZAHLER.“ 

Jeder erinnert sich an die Katastrophe in Fukushima, ältere Semester auch an jene in Tschernobyl. Davor gab es schon Atomkatastrophen, die von den Verantwortlichen konsequent vertuscht, verschleiert oder zumindest verniedlicht wurden. Ein Beispiel ist der Atomunfall im Kernkraftwerk Kyschtym in der ehemaligen Sowjetunion. Bereits 1957 ereignete sich in der Anlage zur industriellen Herstellung spaltbaren Materials der drittschwerste Unfall der Geschichte – nach den Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima. Erst 1989 – also 32 Jahre später – wurde der Unfall in einer Sitzung des Obersten Sowjets der Sowjetunion eingestanden. 

Auch Windscale in Großbritannien und Three Mile Island in den USA – um nur einige Beispiele zu erwähnen – setzten nicht nur die Bevölkerung in einem weiten Umkreis mit enormen radioaktiven Niederschlägen in Angst und Schrecken, sondern forderten unzählige Menschenopfer und machten viele Gebiete auf Dauer unbewohnbar. Alleine aus dem Raum Fukushima mussten zumindest 170.000 Menschen fliehen und verloren ihre Existenzen. Viele der betroffenen Regionen werden jahrhundertelang wegen radioaktiver Verseuchung und Vergiftung unbewohnbar bleiben. 

Eindringlich widerlegt ist auch die Mär vom billigen Atomstrom. Die gigantischen und einflussreichen Atomenergiekonzerne scheffelten und scheffeln bisher Hunderte Milliarden Euro, Dollar, Pfund oder Rubel in ihre Kassen. Gewinne aus dem laufenden Betrieb von mit Steuergeldern errichteten Atomkraftwerken werden wie selbstverständlich internalisiert, die Kosten für den Rückbau der Anlagen und die Entsorgung der strahlenden Atommeiler sollen aber der Allgemeinheit überwälzt werden. Gar nicht zu reden von den Kosten, die durch Atomkatastrophen verursacht werden. 

Atomenergie ist nicht sicher und wird es auch nie sein, deshalb sollte die Menschheit dauerhaft darauf verzichten, 

meint Ihr