Als ob es nicht wahr wäre

Hitzekammer Erde Weiter Reinen Wein einschenken

Kommentar; #125/2022, S. 1

31.07.2023

Ab und zu lohnt es, kontrafaktisch zu denken. Einmal angenommen, dass die Sache mit dem Klimawandel gar nicht stimmt: Wie würden wir uns verhalten? Würden wir bedenkenlos mit endlichen Rohstoffen umgehen? Würden wir knapper werdende Energieträger verschwenden? Müssten wir uns keine Sorgen um Gaslieferungen aus Russland machen? Würden die bisher erzielten, von vielen Experten ohnehin für zu schwach gehaltenen, Klimaabkommen ersatzlos gestrichen werden? Nein. Natürlich würden weder unsere Sorgen mit Russengas, noch jene mit der Endlichkeit fossiler Energieträger verschwinden. Und selbst wenn sich die Meinung durchsetzen sollte, dass der Klimawandel ohnehin nicht so schlimm ist, würden die internationalen Verpflichtungen im Hinblick auf Energieeinsparung und Emissionen nicht gestrichen werden.

Und jetzt zurück an den Start unserer Überlegungen und weg von der kontrafaktischen Betrachtung: Abgesehen von kleinen Korrekturen (die auf eine Überschätzung der Treibhausgas-Effekte durch Rinderhaltung hindeuten) müssen wir leider weiter von einer raschen Erderwärmung ausgehen. Und Maßnahmen setzen. Damit aber lässt sich die heimische Politik Zeit. Soll doch die nächste Regierung ran irgendwann 2024 oder 2025! Das ist nicht nur kurzsichtig, sondern auch teuer. Denn wir werden nicht herumkommen um wirksame Klimaschutzmaßnahmen. Und wir werden auch nicht darum herumkommen, unsere internationalen Verpflichtungen einzuhalten. So wie es aussieht, bekommt Österreich 2027 eine Rechnung über 9,2 Mrd. Euro (aufzubringen zu 80 % vom Bund und zu 20 % von den Ländern) für Emissionszertifikate präsentiert. Es sei denn, der Ausstoß an klimarelevanten Gasen wird bis dahin drastisch gesenkt. Aber Österreichs Politik tut so, als ob das nicht wahr wäre. Conrad.Seidl@gmx.at

Conrad Seidl