Kommentar; #125/2022, S. 2

31.07.2023

Allen Warnungen seit den 1980er-Jahren zum Trotz hat die Menschheit seit 1991 mehr Kohlendioxid emittiert als in der gesamten Menschheitsgeschichte davor. Die Welt ist bei weitem nicht auf dem Weg, die Pariser Klimaziele zu erreichen. Die logische Folge: Jedes Jahr wird es Klimakatastrophen geben, die jene des Vorjahres übertreffen. Hauptverantwortlich dafür ist menschliches Fehlverhalten, da sind die maßgeblichen WissenschafterInnen einig. Mit der Verschärfung der Erderhitzung verkürzt sich die Zeitspanne, die uns bleibt, um wirksam gegen die große Trockenheit mit Hitze, Dürre und Wassernot zu kämpfen.

Die Welt steht am Beginn einer Dürrezeit und einer Reihe von Hitzewellen. Mittlerweile trocknet auch Zentraleuropa aus, unsere Wasserreserven schwinden in erschreckender Geschwindigkeit. Wassermangel und Wasserverunreinigung sind für Abermillionen Menschen zu einem Problem geworden. Der globale Süden droht zu verdursten, die größten Städte und riesige Landregionen sind von Wasserknappheit bedroht. Für das Weiter-so-Szenario gibt es eine Einschätzung des Weltklimarates aus 2014 mit einem Maximalwert von 8° Celsius plus – also ein Worst-Case-Wert einer Worst-Case-Entwicklung. So weit, so katastrophal. Dann wäre es am Äquator und in den Tropen so heiß, dass sich die Menschen in diesen Regionen nicht bewegen könnten, ohne sich im Freien der Todesgefahr auszusetzen.

„KEINE INDUSTRIENATION BEFINDET SICH AUF DEM REDUKTIONSTRIP.“

Schon bei einer weltweit um 5° Celsius höheren Temperatur wäre nach Berechnungen von Klimaexperten das Leben in weiten Teilen der Welt unmöglich. Der Weltklimarat sagt bei weiterhin steigenden Emissionen einen durchschnittlichen globalen Temperaturanstieg von 4° Celsius bis 2100 voraus – mit desaströsen Auswirkungen, die uns heute unvorstellbar erscheinen. Flächenbrände in den USA werden fünfzehn- bis zwanzigmal so viel Land verschlingen wie heute, Hunderte Städte überflutet. In vielen Städten in Indien und im Nahen Osten wäre es so heiß, dass im Sommer der Aufenthalt im Freien lebensgefährlich wäre. Seit 1990 hat die Anzahl der gefährlichen Hitzewellen dramatisch zugenommen, Tendenz weiter steigend. Selbst wenn die Ziele des Pariser Klima-Abkommens eingehalten werden sollten – was mehr als unrealistisch ist –, werden zum Beispiel Karachi und Kalkutta jedes Jahr tödliche Hitzewellen wie 2015 erleben.

Die Selbstverpflichtungen Chinas existieren leider nur auf dem Papier, das Land hat bereits jetzt den größten ökologischen Fußabdruck der Welt. Folgt die gesamte Welt dem Beispiel Chinas, wird die globale Temperatur um 5° Celsius steigen. Derzeit gibt es 360 Städte, in denen die durchschnittliche Höchsttemperatur im Sommer 35° Celsius oder mehr beträgt. Bis 2050 könnten es mehr als 1.000 sein. 2018 wurde in Pakistan die höchste jemals gemessene Temperatur verzeichnet. In Indien gab es eine Reihe von Tagen mit fast 50° Celsius. In Saudi-Arabien sind diese Temperaturen keine Seltenheit. In diesem Land werden jährlich mehr als 700.000 Barrel Öl allein für Klimaanlagen verbraucht. Seit einem dreiviertel Jahrhundert ist das Überlebensproblem Erderhitzung bekannt. Substanzielle Maßnahmen wurden bisher gar nicht gesetzt. Weltweit haben Politiker so getan, als würden sich die Maßnahmen zur Temperaturreduktion von selbst erledigen.

„WASSERKRIEGE SIND DIE NEUEN ÖLKRIEGE“, WARNEN FÜHRENDE EXPERTEN. 

Die Entwicklungen seit dem Pariser Klimaabkommen sind katastrophal. Optimisten sprechen zwar von einem Abflachen der Spitzenwerte der Emissionen, doch ist das nachweislich falsch – keine Industrienation befindet sich auf dem Reduktionstrip. Um die globale Temperatur auf nur um weniger als 2° Celsius ansteigen zu lassen, müssten alle 195 unterzeichnenden Nationen ihre Emissionen drastisch senken und ihre Zusagen einhalten.

„Wasserkriege sind die neuen Ölkriege“, warnen führende Experten. Der syrische Bürgerkrieg war zum Beispiel ein Wasserkrieg. So analysierte der ehemalige US-Präsident Barack Obama die Situation in Syrien, wo eine der schlimmsten Dürren den Ausgangspunkt der politischen Konflikte in dem leidgeprüften Nahostland bildete. Ähnliches soll auf die Ukraine zutreffen. Die Wahrscheinlichkeit anhaltender schwerer Dürreperioden steigt bei einem weiterhin zu hohen Kohlendioxid-Ausstoß auf das Siebenfache an. Auf den Punkt gebracht, heißt das: weniger CO 2 -Ausstoß verhindert Wasserkrisen.

„WIR MÜSSEN DIE ENERGIE VOM HIMMEL STATT JENE AUS DER HÖLLE VERWENDEN.“

Wir müssen deshalb aufhören, fossile Energie zu verbrennen. An ihrer Stelle sollten wir die Sonne verstärkt als Energiequelle nutzen. Wir müssen die Energie vom Himmel, statt jene aus der Hölle verwenden.

Bleiben die Emissionen auf dem derzeitigen Niveau, wird der Meeresspiegel zum Ende des Jahrhunderts mindestens um einen Meter ansteigen. Wir sollten die größten Umweltsünder – Staaten und Energiekonzerne – so oft, wie wir nur können, gerichtlich belangen. Schließlich und endlich ist nicht zu übersehen, dass es immer noch keine Gesetzesmaterien gibt, die absichern, dass das Erdöl im Boden und unsere Zivilisation am Leben bleibt.

Fortschritt darf nicht weiter allein durch Wirtschaftswachstum, Bruttoinlandsprodukt oder Dividenden definiert werden. Wir müssen uns vom zwanghaften Konsum befreien und den Fortschritt neu bewerten. Nötig ist eine völlig neue Denkweise!