(PA_AGGM) – Deutsche Gasspeicherumlage und regulatorische Lücken behindern Diversifizierung der Gasquellen und Zukunftsinvestitionen. AGGM Bedarfserhebung für Energienetze der Zukunft
Aktuelle Versorgungslage und Herausforderungen
Trotz der aktuell beruhigenden Füllstände der Gasspeicher, die Ende Jänner über 80 % betragen, wirft der Krieg in der Ukraine und die Unsicherheit über die zukünftige Nutzung ukrainischer Transitwege ab 2025 Schatten auf die langfristige Versorgungssicherheit. Die Möglichkeit eines Ausfalls dieser wichtigen Importroute nach Österreich stellt eine erhebliche Herausforderung dar, der schnellstmöglich begegnet werden muss, um die Versorgungssicherheit weiterhin auf gewohnt hohem Niveau zu halten.
Strategische Projekte und Diversifizierung
Ein Schlüsselprojekt zur Absicherung der Versorgungssicherheit ist der Ausbau der West Austria Gasleitung (WAG), der eine 30-prozentige Steigerung der Importkapazitäten zwischen Deutschland und Österreich vorsieht. Diese Maßnahme ist entscheidend, um zusätzliche Importkapazitäten zu schaffen und die Abhängigkeit von einzelnen Importrouten zu reduzieren. Gas Connect Austria arbeitet mit Hochdruck an der Projektumsetzung, wesentliche Schritte, um die Finanzierungssicherheit herzustellen sind allerdings noch ausständig und derzeit in Abstimmung.
Deutsche Gasspeicherumlage behindert Diversifizierung und findet offenbar Nachahmer in Italien
Die Einführung einer Gasspeicherumlage in Deutschland, die österreichische Lieferanten und Kunden finanziell ungerechtfertigt belastet, stellt ein weiteres Hindernis dar, da Gasimporte aus Deutschland dadurch wesentlich verteuert werden. Diese Maßnahme Deutschlands erschwert den grenzüberschreitenden Handel und steht im Widerspruch zu europäischen Solidaritätsprinzipien. AGGM hat eine Beschwerde der der Europäischen Kommission eingereicht und beobachtet mit Sorge ähnliche Entwicklungen in Italien. AGGM Vorstand Bernhard Painz dazu: „Die deutsche Gasspeicherumlage widerspricht aus unserer Sicht Unionsrecht, da sie den grenzüberschreitenden Handel behindert. Wir sind sehr überrascht, dass die Europäische Kommission, die detailliert über den Fall informiert ist, bislang keine Maßnahmen ergriffen hat.“
Die Energiewende als Chance – Wasserstoff und Biomethan als Schlüssel zur Energiewende
In der zentralen Rolle für den österreichischen Gasmarkt als Markt- und Verteilergebietsmanager arbeitet AGGM gemeinsam mit den Netzbetreibern kontinuierlich daran, die österreichische Gasinfrastruktur zu optimieren und für die Herausforderungen der Zukunft zu rüsten. Die Integration erneuerbarer Energieträger wie Biomethan und Wasserstoff in das bestehende Netz steht im Fokus der Bemühungen von AGGM. Die Verfügbarkeit dieser speicherbaren Energieträger ist essenziell für den Ausgleich von saisonaler Verbrauchsschwankungen.
Mit der H2-Roadmap für Österreich hat AGGM bereits 2023 ein sehr detailliertes Konzept für die Weiterentwicklung der Gasinfrastruktur bis 2050 vorgelegt. Das damit vorliegende Startnetz für die Wasserstoffinfrastruktur wurde auch im Österreichischen Netzinfrastrukturplan des Bundesministeriums für Klimaschutz aufgenommen. Mit der Umwidmung von 1.400 km der bestehenden Gasinfrastruktur für den Wasserstofftransport und dem Zubau von 300 km neuen Wasserstoffleitungen kann der derzeit bekannte Transportbedarf für Wasserstoff abgedeckt werden. Gleichzeitig wird eine leistungsfähige Gasinfrastruktur für Methan aufrechterhalten und damit auch die Voraussetzung dafür geschaffen, das dezentral produzierte Biomethan im Gasnetz aufzunehmen.
„Für die erfolgreiche Umsetzung der Wasserstoffstrategie der Bundesregierung müssen die ersten Projekte rasch umgesetzt werden, mit der H2-Roadmap für Österreich der AGGM sind die unbedingt erforderlichen no-regret-Maßnahmen bereits identifiziert“, so Michael Woltran, Vorstand der AGGM.
Die Realisierung der konkreten Infrastrukturprojekte kann derzeit aber noch nicht gestartet werden. Die regulatorischen Rahmenbedingungen für die Wasserstoffinfrastruktur, die für die Investitionssicherheit für die Netzbetreiber eine unverzichtbare Voraussetzung sind, müssen daher sehr rasch auf den Boden gebracht werden, damit die Energiewende in der Pipeline gelingen kann.
Zur weiteren Konkretisierung des Umbaus der Gasinfrastruktur, wird in der laufenden Bedarfsabfrage 2024 noch bis März der langfristige Bedarf für (Bio)Methan und Wasserstoff bei Gewerbe- und Industrieunternehmen erhoben. Auf Basis dieser aktualisierten Daten wird in der Folge ein Update der H2-Roadmap berechnet, die beim Austrian Gas Infrastructure Day der AGGM am 5. November 2024 gemeinsam mit den Gas-Infrastrukturplänen präsentiert wird.
Alle Informationen zur Bedarfserhebung 2024 finden sich auf https://www.aggm.at/gasnetz/netzplanung/lfip/
Die vollständige Dekarbonisierung des Energiesystems ist ohne erneuerbares Gas nicht umsetzbar
Biomethan, als qualitativ vollwertiger Ersatz für fossiles Erdgas, spielt eine entscheidende Rolle im Bestreben Österreichs, Klimaneutralität zu erreichen. Die regionale Verfügbarkeit und die Möglichkeit der Speicherung machen Biomethan zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Energiewende. Zusätzlich trägt ein großes inländisches Potenzial an erneuerbaren Gasen wesentlich zu Versorgungssicherheit bei, da diese ganzjährig und regional verfügbar sind.
Mit den seit 1.1.2024 implementierten Systemen zur Gasqualitätsverfolgung in den Gasnetzen haben die Gasnetzbetreiber und AGGM bereits die Voraussetzung dafür geschaffen, mit vermehrten dezentralen Einspeisungen von Biomethan noch besser umgehen zu können. Die Integration dieses erneuerbaren Energieträgers in das bestehende Netz ist essentiell, erfordert jedoch klare politische Rahmenbedingungen. Diese müssen so gesetzt werden, dass Biomethan gegenüber fossilen Energieträgern konkurrenzfähig wird.
inGRID zeigt dem erneuerbaren Gas den Weg in Netz
Eine zentrale Initiative zur Unterstützung der Integration von Biomethan im Energiesystem der AGGM ist inGRID, eine interaktive Einspeisekarte, die durch die Visualisierung des Gasnetzes die Identifikation optimaler Einspeisepunkte für erneuerbare Gase ermöglicht und damit die Standortplanung für Biomethan-Produzenten revolutioniert. Die öffentlich zugängliche Einspeisekarte findet man unter https://ingrid.aggm.at/.
„AGGM versteht sich als Wegbereiter für eine nachhaltige und sichere Energiezukunft in Österreich. Die Integration von Wasserstoff und Biomethan in unser Energieversorgungssystem ist ein entscheidender Schritt, um die Klimaziele zu erreichen und gleichzeitig die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Wir setzen uns für die Schaffung der notwendigen Rahmenbedingungen ein, um diesen Übergang zu erleichtern und Österreichs Energiezukunft aktiv zu gestalten.“ hält Michael Woltran, Vorstand der AGGM, fest.