(PA_Global2000) – Um Klimaneutralität 2040 zu erreichen, ist ein umfassender Umbau des heimischen Energie- und Mobilitätssystems nötig. Neue Analysen vom Wegener Center der Uni Graz und dem Institute for Ecological Economics der Wirtschaftsuniversität Wien zeigen nun, dass mehrere Wege zur Klimaneutralität führen und diese Transformationen positive wirtschaftliche Auswirkungen mit sich bringen können.
Die untersuchten Szenarien
Anhand von drei verschiedenen Szenarien wurde untersucht, wie das Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2040 erreicht werden kann. Unterschieden wurden das technologieorientierte Szenario ZeroBasis, das Szenario ZeroTransition mit umfassenden Klimaschutzmaßnahmen, das auf eine starke Reduktion des Energieverbrauchs und verstärkte Maßnahmen im Bereich der Kreislaufwirtschaft setzt, sowie das Szenario JustTransition, das auf eine Stärkung der inter- und intragenerationellen Gerechtigkeit abzielt und daher zusätzliche Maßnahmen wie eine auf Luxusgüter fokussierte CO2-Steuer, eine Anpassung der Arbeitszeit und weitere Umweltdimensionen beinhaltet.
Positive Wirkung auf Einkommen, Beschäftigung und Verteilung durch Klimaschutz
Die Analyse der Szenarien zeigt, dass das ZeroTransition-Szenario in vielerlei Hinsicht besser abschneidet, als wenn man sich nur auf technologische Veränderungen verlässt (Szenario Zero Basis).
- Der Wohlstandsgewinn ist höher, weil durch verstärkte Maßnahmen im Bereich der Kreislaufwirtschaft höherwertige Produkte erzeugt werden.
- Gleichzeitig sinkt die Arbeitslosenquote auf 1,69 %, so dass de facto Vollbeschäftigung erreicht wird.
- Durch die höhere Arbeitsnachfrage steigen die Löhne und Gehälter, wovon vor allem die unteren drei Einkommensdezile profitieren.
- Die Versorgungssicherheit wird durch den geringeren Energieverbrauch verbessert und zusätzlich der Abfluss von 8 bis 12 Milliarden Euro für fossile Energieimporte reduziert.
- Der insgesamt geringere Energie- und Materialverbrauch entlastet zudem Natur und Umwelt und stärkt damit die Bemühungen zur Verbesserung der Biodiversität.
Im Szenario JustTransition können durch zusätzliche Maßnahmen wie eine Differenzierung der CO2-Steuer, bei der Luxusgüter höher besteuert werden, einkommensschwächere Schichten entlastet werden. Die sozial-ökologische Analyse zeigt zudem, dass ein rein technologiezentrierter Transformationspfad weitere soziale, vor allem aber ökologische Dimensionen vernachlässigt.
“Die umfassende Einrichtung der Kreislaufwirtschaft senkt nicht nur unsere Energieabhängigkeit vom Ausland, sondern erhöht auch die Beschäftigung deutlich. Verringerte Arbeitslosigkeit und die Verschiebung zu höheren Löhnen stärken die soziale Gerechtigkeit”, erläutert Karl Steininger. Selbst beim dann viel wichtigeren Energieträger Strom könnte Österreich sogar (knapp) Netto-Exporteur werden.
“Gesamtwirtschaftlich gibt es also mehrere Netto-Null-Pfade um Wohlstand und Beschäftigung zu sichern. Strukturelle Veränderungen im Steuersystem und im gesellschaftlichen Zusammenleben sind notwendig, um die sozialen und ökologischen Probleme der Transformation anzugehen. Dadurch können Ungleichheiten reduziert, der Materialverbrauch weiter gesenkt und die Biodiversität erhalten werden”, resümiert Sigrid Stagl. “Hinsichtlich der intergenerationellen Risiken unterscheiden sich die Szenarien deutlich. Das ZeroBasis-Szenario wird diesbezüglich negativ, das ZeroTransition-Szenario neutral und das JustTransition-Szenario positiv bewertet.”
Verstärkte politische und gesamtgesellschaftliche Bemühungen erforderlich
Um diese Vorteile zu realisieren, braucht es verstärkte politische und gesamtgesellschaftliche Anstrengungen. Die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 fordert nun die Bundes- und Landesregierungen auf, den Ball aufzugreifen: „Klimaschutz und die Umstellung auf erneuerbare Energien sind ein riesiger Gewinn für unsere gesamte Gesellschaft. Die Wirtschaft kann florieren, Löhne und Gehälter steigen und wir machen uns unabhängig von teuren und gefährlichen fossilen Brennstoffen. Dafür gilt es jetzt aber wichtige Maßnahmen auf den Weg zu bringen. Wir brauchen ein Klimaschutzgesetz, das den Pfad klar vorgibt und mit dem die Ziele auch erreichbar werden, den Abbau von umweltschädlichen Subventionen und die Umsetzung von lange angekündigten Gesetzen, wie das Erneuerbaren Gase Gesetz, damit die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen zumindest spürbar verringert werden kann“, zählt Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von GLOBAL 2000, die nächsten zentralen Schritte auf.
Diese Analysen machen deutlich: Wir brauchen einen Klimaschutz, der Mensch und Natur mitnimmt. Technische Lösungen sind wichtige Instrumente, können das Problem aber nicht alleine lösen. Karl Schellmann, Klimasprecher des WWF Österreich, schließt daraus: “Wir sehen hier, dass wirksamer Klimaschutz für die Natur mehr Schutz, für die Wirtschaft mehr Wertschöpfung und für alle Teile der Gesellschaft mehr Lebensqualität bringt. Ohne eine gesamtgesellschaftliche Weiterentwicklung führen einseitig technische Lösungen, oder gar das Spekulieren auf noch zu erfindende technische Lösungen, zu Energieverschwendung, milliardenschwerer Auslandsabhängigkeit, mehr Naturzerstörung und einer verstärkten Kluft zwischen Menschen mit niedrigem Einkommen und jenen mit hohen Gehältern und viel Besitz.”
Die volkswirtschaftliche Analyse finden Sie hier!
Die sozial-ökologische Analyse finden Sie hier!
Die Zusammenfassung beider Studien finden Sie hier!
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Die Studie wurde von der Umweltinitiative MUTTER ERDE finanziert.
MUTTER ERDE, unterstützt von Tchibo, der Kronen Zeitung, Lidl Österreich und Wien Energie, dankt allen Partnern!