
(PA_Global_2000) – Auf die nächste Wiener Stadtregierung kommen große Aufgaben zu. Denn während die Stadt Wien sich bereits sehr ambitionierte Klimaziele gesetzt hat, hinkt sie bei der Implementierung nach wie vor hinterher. “Die künftige Stadtregierung muss die nächste Legislaturperiode nutzen, um verbindliche Pläne zu entwickeln und zu beschließen. Bis 2030 sollen schon erste, selbstgesteckte Klima-Ziele erreicht sein. Deren Umsetzung muss also umgehend in Angriff genommen werden”, so Hannah Keller, Klima- und Energiesprecherin der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000.
Keller fordert ambitionierte und breiter gefasste Maßnahmen, um den aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden: “Die Reduktion von Treibhausgas-Emissionen, die Anpassung an neue Klima-Realitäten und die Gesundheit der Menschen in Wien werden nicht alleine durch Pflanzung von Bäumen erreicht werden. Große Probleme bedürfen großer Lösungen – die Stadtregierung der nächsten fünf Jahre ist aufgerufen, mutige, vielleicht zunächst unpopuläre, dafür aber nachhaltig wichtige Entscheidungen zu treffen!” Der Fokus auf Smart-City-Ziele alleine ist für GLOBAL 2000 zu wenig und zu kurzsichtig.
Konkret sieht GLOBAL 2000 für die nächsten Stadtregierung fünf große Handlungsfelder:
- Der Ausstieg aus Gasheizungen und die Umstellung der Fernwärme auf klimafreundliche Technologien.
Beinahe die Hälfte der Wiener:innen heizt nach wie vor mit Gas, und auch der Großteil der Fernwärme stammt nach wie vor aus fossilen Quellen. Ziel muss sein, bis zum Jahr 2035 die gesamte Fernwärme-Infrastruktur auf erneuerbare Quellen umzustellen. Bis 2040 müssen außerdem alle Gasheizungen sozial verträglich gegen klimafreundliche Alternativen getauscht werden. Hierfür braucht es ein Erneuerbaren-Wärme-Landesgesetz.
- Thermische Sanierung
Wien hat sich zwar Ziele gesetzt, den Pro-Kopf-Energiebedarf für Heizen, Kühlen und Warmwasser zu senken, dennoch gibt es bisher kein Konzept bzw. keinen Fahrplan für die Sanierung des Gebäudebestands. GLOBAL 2000 fordert eine Steigerung der Sanierungsrate auf 3%, sowie die Erhöhung der Qualitätsstandards für thermische Sanierungen und Neubauten. Die Landesförderungen müssen entsprechend ausgestaltet werden. Gleichzeitig braucht es eine Fachkräftestrategie, um das notwendige Personal für die rasche Umsetzung zu haben.
- Nachhaltige, klimafreundliche Verkehrskonzepte
An fossilen Großprojekten im Milliardenbereich festzuhalten und Bauvorhaben wie den Lobautunnel umzusetzen, ist nicht mehr zeitgemäß. Stattdessen muss die Stadt Wien in Infrastruktur für Menschen, die zu Fuß gehen oder mit dem Rad fahren, investieren und den öffentlichen Verkehr weiter ausbauen. Schwer erreichbare Stadtteile müssen gut ins öffentliche Verkehrsnetz integriert werden.
- Ein ambitioniertes Klimagesetz
Es ist zwar zu begrüßen, dass die Stadt Wien nun ein Klimagesetz hat, aber es muss ambitionierter werden. Das Ziel Klimaneutralität 2040 muss fest verankert werden. Außerdem muss ein klarer Plan für den Weg dorthin, inklusive Ziele für die einzelnen Sektoren, festgelegt werden. Als Zwischenziel für das Jahr 2030 sollte zumindest eine Reduktion der Treibhausgase gegenüber 2005 um 57% enthalten sein.
- Ein Masterplan für die Anpassung an die Klimakrise
Fest steht, dass sich die Klima-Realitäten in Wien nachhaltig ändern werden. Um den Bewohner:innen der Stadt auch weiterhin Lebensqualität bieten zu können, muss Wien sich daran anpassen. Dazu gehört ein Raumkonzept zur Entsiegelung, flächendeckende Begrünung und ein Konzept zur Kühlung von Wohnungen und Häusern.
“Die künftige Stadtregierung muss nachhaltige und zukunftsorientierte Klimapolitik als Chance begreifen. Als Chance, die Lebensqualität der Menschen in Wien gesichert auf hohem Niveau zu halten. Dafür braucht es gesetzliche Rahmenbedingungen, Mut, Entschlossenheit und einen Plan. Statt Nachzügler kann Wien dann auch Vorreiter als ‘Klima-Musterstadt’ sein”, appelliert Keller abschließend.