(PA_VCÖ) Auch im 1. Halbjahr sind die CO2-Emissionen des Verkehrs nicht gesunken, macht der VCÖ aufmerksam. Im Gegenteil: Es wurden aufgrund des gestiegenen Dieselabsatzes rund zehn Millionen Liter mehr Treibstoff in Österreich getankt als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Das bedeutet auch eine Zunahme der CO2-Emissionen. Damit droht der Abstand zu Österreichs Klimaziel im Verkehr auch heuer größer zu werden. Der VCÖ fordert verstärkte Anreize für ein klimafreundliches Mobilitätsverhalten und eine Infrastrukturpolitik, die im Einklang mit den Klimazielen steht.
„Wenn sich nicht rasch etwas ändert, dann werden auch im heurigen Jahr die CO2-Emissionen des Verkehrs nicht sinken. Im Gegenteil, im ersten Halbjahr stieg der Spritverbrauch leicht und das bedeutet auch steigende CO2-Emissionen“, stellt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen fest.
Österreichs vergangene Bundesregierung hat beschlossen, dass der Verkehr im Jahr 2030 höchstens 15,7 Millionen Tonnen CO2 verursachen darf. Doch im Vorjahr sind die klimaschädlichen Emissionen des Verkehrs zum vierten Mal in Folge gestiegen und lagen mit 23,9 Millionen Tonnen bereits 8,2 Millionen Tonnen über dem angepeilten Klimaziel.
Nun zeigen die Daten des Fachverbands der Mineralölindustrie, dass heuer im 1. Halbjahr in Österreich erneut mehr Treibstoff getankt wurde. Zwar ging der Benzinverbrauch um rund 10 Millionen Liter auf eine Milliarde Liter zurück, der Dieselabsatz nahm aber um über 20 Millionen Liter auf rund vier Milliarden Liter zu. Der gestiegene Treibstoffverbrauch bedeutet auch mehr CO2-Emissionen, umso mehr als beim Verbrennen von einem Liter Diesel um rund 13 Prozent mehr CO2 entsteht als beim Verbrennen von einem Liter Benzin.
Diese Bilanz zeigt auch, dass es beim Güterverkehr rasch umfassendere Maßnahmen braucht. Rasch umsetzbar ist, die Einhaltung von Tempolimit 80 für Lkw auf Autobahnen und Schnellstraßen verstärkt zu kontrollieren. In den Städten ist der emissionsfreie Güterverkehr mit Elektro-Transportern und Cargo-Bikes stärker zu fördern. Und durch mehr betriebliche Gleisanschlüsse können Güter verstärkt von der Straße auf die Schiene verlagert werden.
„Die Klimaschutz-Potenziale im Verkehr sind enorm groß. Anstatt klimaschädliches Verhalten zu fördern, ist klimafreundliches Verhalten zu belohnen. Und der Infrastrukturausbau ist endlich in Einklang mit den Klimazielen zu bringen“, betont VCÖ-Expertin Rasmussen. So sollen alle 124 regionalen Zentren optimal mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein. Besonders groß ist der Aufholbedarf in Österreich bei der Infrastruktur für den Radverkehr, die vielerorts in der Vergangenheit sträflich vernachlässigt wurde.
Die Folge: Vier von zehn Autofahrten sind kürzer als fünf Kilometer, sechs von zehn Autofahrten sind kürzer als zehn Kilometer und damit in Distanz der immer beliebter werdenden Elektro-Fahrrädern. Bei einer repräsentativen GfK-Umfrage gaben 59 Prozent der Autofahrenden an, dass sie Autofahrten auf das Fahrrad verlagern können. Als wichtigste Voraussetzung wurde die Verbesserung der Rad-Infrastruktur genannt. Der VCÖ fordert daher eine Radverkehr-Milliarde des Bundes als Unterstützung für den raschen Ausbau der Rad-Infrastruktur in den Regionen und Ballungsräumen.
Auch aus ökonomischen Gründen braucht es verstärkte Investitionen in Klimaschutz-Maßnahmen. Denn die Zunahme der Treibhausgas-Emissionen des Verkehrs machen die zum Teil teuren Einsparungen der anderen Sektoren wieder zunichte. Und bei Verfehlen der Klimaziele im Verkehr müssen Zertifikate angekauft werden. Ohne Kurskorrektur rechnen Fachleute mit Kosten von mehreren Milliarden Euro.