Weckruf für drastischen Kurswechsel

23.07.2020
THG-Emissionen Gesamt und ohne EH im Vergleich zum ESD-Zielpfad, 1990–2018 und NowCast für 2019.

(PA_BMK_Global2000_WWF_Klimavolksbegehren_Greenpeace) – Bundesministerin Leonore Gewessler präsentierte gemeinsam mit Vizekanzler Werner Kogler am 22. Juli 2020 erstmalig konkrete Daten zu Treibhausgasemissionen in Österreich für das Jahr 2019 und zu den Bereichen in welchen diese verursacht wurden.

Klimakrise in Österreich verschärft sich weiter
Treibhausgase Verkehr 2014-2019
Entwicklung der vom Verkehr verursachten Treibhausgase 2014–2019, Foto: BMK

Bereits gestern Abend wurde das Nationale Klimaschutzkomitee über die in diesen Tagen fertiggestellte Nowcast-Studie informiert. Dort zeigt sich leider sehr deutlich: Im Jahr 2019 sind die österreichischen Treibhausgasemissionen nicht wie vorgesehen gesunken, sondern merklich gestiegen. Wie aus der Veröffentlichung der Nowcast-Studie „Nahzeitprognose der österreichischen Treibhausgasemissionen für das Jahr 2019“ ersichtlich ist, kam es zu einem neuerlichen Anstieg der Treibhausgasemissionen um 1,4 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent bzw. 1,8 Prozent gegenüber dem Jahr 2018.

Unzureichende Maßnahmen in den letzten Jahren
Treibhausgase Vergleich Zielpfade
Vergleich der tatsächlichen Treibhausgasemissionen mit dem Zielpfad, Foto: BMK

Insgesamt wurden in Österreich vergangenes Jahr rund 80,4 Millionen Tonnen Treibhausgase emittiert. Die neuerliche Zunahme der Treibhausgasemissionen verdeutlicht die unzureichenden Maßnahmen, welche in den letzten Jahren im Bereich des nationalen Klimaschutzes getroffen wurden.

Die daraus resultierenden Folgen werden das Leben aller in Österreich lebenden Menschen massiv verändern. Bereits jetzt sind die Auswirkungen der Klimakrise spürbar.

Anstrengungen gegen Klimakrise intensivieren

Bisher konnten in den letzten sechs Monaten erste wichtige Schritte gesetzt werden:

  • Die betriebliche Umweltförderung im Inland und die Förderungsaktion „Raus aus Öl“ 2020 bewirkt insgesamt 530.000 Tonnen CO2-Reduktion jährlich.
  • Die Erhöhung der Mittel für Sanierung, Heizkesseltausch, Energiearmut für 2021 und 2022 bringen 780.000 Tonnen CO2-Reduktion pro Jahr.
  • Die Erhöhung der Mittel für die Umweltförderung im Inland auf 110 Millionen Euro bewirkt eine jährliche CO2-Reduktion von 950.000 Tonnen.
  • Das weitergeführte klimaaktiv-mobil-Förderprogramm reduziert bis zu 78.000 Tonnen CO2 pro Jahr.

Zahlreiche weitere Projekte wurden bereits auf den Weg gebracht. Mit dem geplanten 1-2-3-Ticket, der neuen Radwegfinanzierung, dem Öffi-Ausbau und der E-Mobilitätsoffensive, legt das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) seine Schwerpunkte besonders auf eine Dekarbonisierung des Verkehrs. Denn der Verkehr ist in Österreich immer noch ein Hauptverursacher schädlicher Emissionen, die von Jahr zu Jahr ansteigen. Diesem Trend muss daher entgegengewirkt werden.

Aber auch die Sektoren Wirtschaft, Industrie und Energie werden als wichtiger Beitrag zur Klimaneutralität verstärkt in den Fokus genommen. Mit der Förderaktion „Raus aus dem Öl“ oder der Task Force „ökosoziale Steuerreform“ werden weitere wichtige Schritte gesetzt, um die Treibhausgasemissionen einzudämmen.

Erste Reaktionen

„Dass die österreichische CO2-Bilanz seit nun drei Jahren über den Zielwerten liegt, beweist, dass die österreichische Klimapolitik fortwährend absolut inakzeptabel ist und auf keinen Fall so fortgeführt werden darf. Es ist jetzt an der Zeit, dass unsere Bundesregierung Klimaschutz betreibt, der auch nachhaltige CO2-Reduktionen in allen Sektoren bringt“, fordert
Agnes Zauner, Geschäftsführerin von GLOBAL 2000.

„Wie schon beim EU-Gipfel bremst Österreich nicht nur in der Vergabe von Geldern, sondern auch beim Klimaschutz. Beides ist fatal“, unterstreicht
Katharina Rogenhofer, Sprecherin des Klimavolksbegehrens.

„Österreichs CO2-Bilanz ist ein Desaster und muss grundlegend saniert werden. Das erfordert eine Bundesregierung, die das Steuersystem komplett ökologisiert, umweltschädliche Subventionen abbaut und überall auf klimafreundliche Mobilität setzt. Parallel dazu braucht es eine gewaltige Energiespar-Offensive“, sagt
WWF-Klimasprecher Karl Schellmann.

“Um eine lebenswerte Zukunft zu sichern, muss Österreich seine klimaschädlichen Emissionen drastisch senken. Das glatte Gegenteil passierte 2019: Statt zu sinken, sind die Treibhausgase schon wieder gestiegen – um satte 1,4 Millionen Tonnen,” warnt
Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace.