Schluss mit klimaschädlichen Preisschlachten

Label erstmals vergeben Weiter Tempo 140 vor dem Aus

OÖ Bauernbund fordert einen „Green Deal“ sowie „fair Trade“ vom Handel

13.02.2020
Landesrat Max Hiegelsbeger

(PA_OÖ Bauernbund) „Nimmt der Handel Klimaschutz ernst, muss er österreichischen Lebensmitteln mehr Wertschätzung angedeihen lassen. Es ist nicht zu erklären, dass Handelsketten Erdäpfeln aus Ägypten, Fleisch aus Südamerika oder Gemüse aus Fernost Vorrang geben und mit unfairen und unmoralischen Preisschlachten dann noch den Strukturwandel in der heimischen Landwirtschaft befeuern. Diese „Geiz ist geil“ Mentalität in der Preisgestaltung muss endlich durch den neuen ökosozialen Grundkonsens des 21. Jahrhunderts ersetzt werden. Alles andere entspricht nicht mehr den Wünschen der Gesellschaft. Einzelne Handelsketten haben den Ernst der Lage bereits erkannt und eingelenkt, andere bleiben bei ihrer Strategie: Egal woher, Hauptsache billig“, so der Österreichische Bauernbund unisono mit den neun Länderorganisationen.

Preisschlachten schädigen Klima, Bauern und Verarbeiter

Der Internationale Lebensmittel-Nachhaltigkeits-Index reiht insgesamt 67 Länder aus der ganzen Welt gemäß ihrer Nachhaltigkeit des Lebensmittelsystems. Österreichs Landwirtschaft belegt demnach den sensationellen ersten Platz. „Unsere Bäuerinnen und Bauern produzieren qualitativ hochwertige und nachhaltige Lebensmittel. Es ist traurig, dass unsere Lebensmittel in dieser Art und Weise zu Niedrigpreisen verschleudert werden. Die Preisschlachten der Handelsketten richten sich gegen das Klima, die Umwelt und letztendlich gegen die Bäuerinnen und Bauern“, kritisiert Bauernbund-Landesobmann Landesrat Max Hiegelsberger. In kaum einem anderen Land gibt es so viele Rabatt-Aktionen bei Lebensmitteln, wie in Österreich. Die Folge dieser unfairen und unmoralischen Angebote sind unterdurchschnittlich niedrige Haushaltsausgaben für Lebensmittel pro Kopf. Laut Eurostat weist Österreich mit nur 9,7 Prozent EU-weit, die viertniedrigsten Ausgaben für Lebensmittel auf. „Für die geringen Haushaltsausgaben in Österreich für Lebensmittel ist auch die Praxis, Lebensmittel als Lockprodukte einzusetzen, verantwortlich. Dadurch geht das Gefühl für einen angemessenen Lebensmittelpreis verloren. Die finanziellen Auswirkungen auf die bäuerlichen Familienbetriebe sind gravierend. Es ist nicht fair und auch moralisch nicht in Ordnung, dass LEBENS-Mittel zu Billigstpreisen verramscht werden“, so der Bauernbund-Landesobmann.

Nachhaltigkeitskampagnen müssen jetzt Taten folgen
Nach zwei Dürrejahren und erheblichen Waldschäden durch Borkenkäfer sind viele landwirtschaftliche Betriebe auf eine rasche Verbesserung ihrer Einkommenssituation angewiesen. Auch Produktions- und Verarbeitungskosten steigen ständig. Das alles befeuert den Strukturwandel in der Landwirtschaft massiv. Viele Bauern müssen ihre Höfe für immer zusperren, weil kein Einkommen erwirtschaftet wird. Nur wenn Bauern, Verarbeiter und Handel gemeinsam dem Struktur- und Klimawandel entgegentreten, kann sich was ändern. Ohne entsprechende Abgeltung der Entstehungskosten und der hohen Zusatzanforderungen werden österreichische Bauernfamilien diese Mammutaufgaben nicht stemmen können. „Der Bauernbund ist die Interessensvertretung für die österreichischen Bäuerinnen und Bauern. Wir lassen die Bauernfamilien mit diesen Herausforderungen sicher nicht alleine. Wir leben in einem Land mit einer wunderschönen bäuerlichen Kulturlandschaft. Die heimische kleinstrukturierte Landwirtschaft produziert beste Lebensmittel. Nur eine angemessene finanzielle Abgeltung der österreichischen Qualitätsprodukte garantiert das Überleben der Höfe und die von der Bevölkerung so geschätzte Kleinstrukturiertheit der landwirtschaftlichen Betriebe“, fordert Hiegelsberger die Lebensmitteleinzelhändler auf, auch den österreichischen Bauernfamilien „fair Trade“ angedeihen zu lassen.

Bauernbund fordert „Green Deal“ mit Handel
Die EU-Kommission will mit dem „Europäischen Green Deal“ Europa in den kommenden Jahren sauberer, nachhaltiger und grüner machen. Das bedeutet auch für die Landwirtschaft, dass neue Maßnahmen zum Schutz des Klimas eingeführt werden, wie etwa die Reduktion von Pflanzenschutzmitteln und insgesamt weniger CO2-Ausstoß. Investitionen und höhere Auflagen sind die Konsequenz. Diese Politik muss auch der Handel mittragen. Diese Zielsetzungen kosten den Bauern viel Geld und das obwohl die Land- und Forstwirtschaft die Branche ist, die schon immer Problemlöser und nicht Verursacher ist. „Die Umweltstandards für die Landwirtschaft werden weiter steigen. Der Handel schmückt sich mit selbst erdachten „Nachhaltigkeitskampagnen“. Gleichzeitig setzt er aber seine „Geiz ist geil“-Mentalität weiter beinhart um. Das passt einfach nicht zusammen. Green Deal heißt für uns vor allem, dass in Österreich auch bezahlt wird, was man verordnet. Jetzt müssen Taten folgen, was den Preis für die Bauern betrifft“, erklärt der Landesobmann abschließend.