Fehler im Feld schneller bewerten

18.11.2021

(PA_VDE)

  • VDE Renewables und TÜV Rheinland Solar erarbeiten mit internationalen Forschungsinstituten 10. Bericht der Arbeitsgruppe Photovoltaik-Systeme der Internationalen Energieagentur (IEA PVPS Task 13)
  • Durch standardisierte Verfahren und Datenauswertung wird eine technische und monetäre Risikobewertung im Betrieb von Solaranlagen möglich
  • Umfassendes Fehler-Verzeichnis erleichtert Wartungsteams, Projektierern und Installateuren schnellere Fehlerbewertung und -behebung

„Daten sammeln und auswerten ist seit Jahrzehnten unser täglich Brot“, erklärt Dr. Ulrike Jahn, Projektmanagerin bei VDE Renewables und Leiterin der IEA PVPS Task 13. „Für unseren aktuellen Bericht haben wir aber Wert darauf gelegt, dass die Bewertung technischer Risiken von PV-Anlagen nicht Pi mal Daumen stattfindet, sondern klar monetär berechnet wird.“ Da die Laufzeit von Solaranlagen bei rund 30 Jahren liegt, bevor sich die Investitionskosten amortisiert haben, sind standardisierte Verfahren und Datenauswertungen zur Steuerung aller relevanten Parameter zentral.

Vier statt 30 Prozent Ertragsverlust

Illustrieren lässt sich dieser Ansatz sehr gut am Beispiel der Reinigung von Solaranlagen. In Wüstenregionen oder Gegenden mit starker Luftverschmutzung können durch abgelagerte Sand- und Staubpartikel hohe Ertragsverluste entstehen. Konkret wurde der Verlust im Bericht der IEA PVPS Task 13 für eine 10 MWp-Photovoltaikanlage nahe Abu Dhabi berechnet: Ohne Reinigung liegt der Ertragsverlust pro Jahr bei 30 Prozent, bei monatlicher Reinigung und unter Berücksichtigung der Kosten für diesen Aufwand bei lediglich vier Prozent. Werden solche und andere Faktoren bei der Berechnung von Betriebs- und Wartungskosten berücksichtigt, lassen sich Photovoltaikanlagen deutlich wirtschaftlicher betreiben.

Ampelsystem für Fehlerbewertung im Feldeinsatz

Ein weiterer, wesentlicher Bestandteil des Berichts ist eine Sammlung von sogenannten PV Failure Fact Sheets (PVFS). „Soweit mir bekannt, gibt es eine so umfassende Zusammenstellung von möglichen Fehlern an Photovoltaikanlagen noch nicht“, erklärt Dr. Jahn. „Auch in diesem Part haben wir Wert darauf gelegt, eine klare Bewertung auf Basis international gesammelter Daten vorzunehmen.“ So ist es möglich, dass Fehler detailliert beschrieben und per Ampelsystem eingeordnet werden. Installateure, Projektierer und Wartungsteams haben somit eine fundierte, praktische Orientierungshilfe zur Verfügung. Schnell lässt sich damit vor Ort einschätzen, ob es sich bei einem Fehler um einen sicherheitsrelevanten Mangel handelt oder lediglich um einen kleinen Defekt, der zu einem geringen Ertragsverlust führt.

Über die Arbeitsgruppe IEA PVPS Task 13:

Task 13 wurde 2010 gegründet als Teil des PVPS-Programms der Internationalen Energieagentur (IEA). Im Fokus des 80-köpfigen Expertenkonsortiums unter Leitung von Dr. Ulrike Jahn und Boris Farnung (beide VDE) stehen Forschungsaktivitäten rund um Leistungs- und Qualitätskriterien für den Betrieb von Photovoltaikanlagen. Das Technology Collaboration Program (TCP) der IEA wurde in der Überzeugung gegründet, dass die Sicherheit der Energieversorgung und Nachhaltigkeit ihre Wurzeln in internationaler Zusammenarbeit haben. Im Rahmen des TCP treiben Tausende Experten aus Politik, Wissenschaft und Industrie Grundlagenforschung und Anwendung spezifischer Energietechnologien voran. Mehr Informationen unter www.iea-pvps.org.