(Info_Pv_Austria und PA_NetzOÖ) – Der PV-Ausbau geht in Oberösterreich (OÖ) schneller voran als der Ausbau des Stromnetzes. In 7 oberösterreichischen Regionen spricht die Netz OÖ daher nun einen generellen PV-Einspeisestopp für neu geplante PV-Anlagen aus. Dieser soll voraussichtlich ganze 2 Jahre gelten, heißt es seitens des Bundesverbandes Photovoltaic Austria (PVA).
Mit der Netztransparenz in OÖ, die vom PV-Verband schon lange eingefordert wird, wird klar sichtbar, in welchen Regionen das Stromnetz besonders ausgebaut werden muss. Gleichzeitig bedauert PVA-Geschäftsführerin Vera Immitzer aber auch den Einspeisestopp, da Österreich „wichtige Jahre verliert, in denen fossil gewonnener Strom nicht ersetzt werden kann.
Hinweis PVA: Für PV-Anlagen bis 4 kW gilt gemäß ElWOG die „allgemeine Anschlusspflicht“, d.h. es besteht eine Einspeiseverpflichtung für Netzbetreiber, die nur in begründeten Ausnahmefällen abgelehnt werden kann. Betroffene können sich an die Schlichtungsstelle der E-Control wenden, um ihre Absage zu bekämpfen.
Stellungnahme Netz OÖ
Der engagierte Einstieg der in Oberösterreich lebenden Menschen in die dezentrale Stromerzeugung nutzt die Kapazitäten des vorhandenen Stromnetzes bis zum letzten Kilowatt aus – teilweise auch schon darüber hinaus. Mit den in Betrieb befindlichen sowie den bereits freigegebenen, aber noch nicht fertig errichteten Anlagen werden Photovoltaik-Anlagen Ende 2024 bei Vollbetrieb im Sommer mehr Sonnenstrom in das Stromnetz einspeisen, als in Oberösterreich – von der Single-Haushalt bis zum Industrieunternehmen mit mehreren tausend Mitarbeitern – verbraucht werden kann. Dazu kommt noch die Erzeugung aus Biomasse, Wind- und Wasserkraft.
Damit ist das Ziel, dass der Bedarf in Oberösterreich durch erneuerbare Energie gedeckt werden kann, technisch umgesetzt. Die Netz Oberösterreich wird in den kommenden Jahren aber noch einmal mehr als 2 Milliarden Euro in den Ausbau der Energienetze investieren. Trotzdem wird die Integration von dezentraler Erzeugungsanlagen in das Stromnetz eine Herausforderung werden, die vor allem nicht von heute auf morgen gemeistert werden kann.
Das verlangt von allen Beteiligten immer wieder auch Geduld, wenn vorübergehend Grenzen gesetzt werden müssen, um das Gesamtsystem zu schützen – wie aktuell vorübergehende Verzögerungen beim Anschluss erneuerbare Energie in einigen wenigen Regionen des Versorgungsgebietes.
Engpässe im Stromnetz mit merkbaren Auswirkungen: Verzögerungen bei neuen Netzanschlüssen
Wie dringend der Netzausbau ist, war bisher nur vereinzelt zu bemerken. Eine von zehn PV-Anlagen kann derzeit nicht in vollem Leistungsumfang genutzt werden, sondern muss vom Netzbetreiber ausgesprochene Begrenzungen beachten. Das ist notwendig, um die sichere Versorgung aller Kunden nicht zu gefährden.
Durch den rasanten Zubau an Photovoltaik kommt es aber jetzt – wenn auch nur vorübergehend – zu ersten größeren Einschränkungen in sieben Umspannwerken. Es sind dies die Umspannwerke
- Rossbach
- Ranshofen
- Grieskirchen
- Kirchdorf
- Klaus
- Steyr-Nord und
- Rohrbach.
In den genannten Umspannwerken können auf bestimmten Abzweigen keine individuellen Grenzen mehr gesetzt werden, sondern Einspeisewünsche müssen vorübergehend generell verschoben werden. Insgesamt sind davon rund 4 Prozent aller 650.000 Kunden betroffen, sofern sie beabsichtigen, eine PV-Anlage zu errichten. Alle bereits bestehenden Anlagen können wie bisher weiterbetrieben werden. Die Auflistung der Umspannwerkskapazitäten war schon bisher auf www.netzooe.at/netzkapazitaeten online abrufbar.
Maßnahmen um diese Engpässe zu beseitigen, sind bereits in Vorbereitung und teilweise auch schon in Umsetzung. Da diese aber in der Regel „Operationen am offenen Herzen der Stromversorgung“ sind, sind diese auch entsprechend langwierig und aufwändig. Zudem müssen Genehmigungsverfahren durchlaufen und Lieferkettenprobleme berücksichtigt werden. Erste Arbeiten und Umbauten werden bis Ende des kommenden Jahres fertiggestellt sein, die meisten Umbauarbeiten werden aber erst 2025 abgeschlossen sein.
Seit langer Zeit geplante Ausbauprojekte, die sich wie derzeit im Mühlviertel in der Umweltverträglichkeitsprüfung bzw. in Klaus im Genehmigungsverfahren befinden, werden diese Engpässe ebenfalls lösen, vorgezogene Maßnahmen zu deren Beseitigung wird es nicht geben.
Einspeiseampel zur Orientierung: Umsetzungs-Indikator für PV-Anlagen
Alle Kunden der Netz Oberösterreich werden noch im Dezember im online-Kundenportal https://eservice.netzooe.at auf der Übersichtsseite Ihrer Kundenanlage die „PV-Einspeiseampel“ finden. Diese gilt für alle nach dem Erneuerbaren Ausbau Gesetz bevorzugten PV-Anlagen unter der Leistungsgrenze von 21 kWp. Die Ampel wird Auskunft darüber geben, ob man am eigenen Standort von einer Begrenzung betroffen sein könnte:
- ROT: Bei roter Ampel kann davon ausgegangen werden, dass derzeit kein Anschluss einer Neuanlage möglich sein wird.
- GELB: Bei Gelb-Schaltung ist davon auszugehen, dass eine Intensivprüfung notwendig sein wird.
- GRÜN: Leuchtet die Ampel grün, stehen die Chancen für einen vollumfänglichen Netzzugang am besten.
Aktuell ist davon auszugehen, dass von den Gelb- und Rot-Schaltungen der Einspeiseampel zwei von zehn Kunden betroffen sein könnten. Die Aktualisierung erfolgt monatlich. Die Freischaltung und Nutzung des Kundenportals ist natürlich kostenlos.