Großer Besucher- und Aussteller-Andrang beim Biogaskongress

07.12.2023

(AFU) – Biogas-Ausbaupotenziale und Investitionsbereitschaft in der Branche sind im Augenblick vorhanden. Das lässt sich einerseits anhand der Zielvorgaben der Regierung (+5 TWh bis 2030) und andererseits am passenden „anzulegenden Wert“ erklären. Das Interesse an der Branche lässt sich auch an der großen Anzahl an BesucherInnen (400) und Austellern (40) anlässlich des Biogaskongresses 2023 ablesen. Die noch immer fehlenden rechtlichen Rahmenbedingungen im Rahmen des Erneuerbaren-Gase-Gesetzes (EGG) trüben aber die Stimmung.

EGG als Zankapfel

„Die großen Strompreis-Schwankungen am Markt sind zum Glück vorbei, und den Übergang zur Strom-Direktvermarkung Anfang des Jahres hat die Biogas-Branche auch gemeistert“, eröffnet Obmann Norbert Hummel, Kompost und Biogas Verband Österreich, die Veranstaltung in Linz. Wohin die Reise laut Politik verstärkt gehen soll, ist vorgezeichnet: Einspeisung von Biomethan ins Gasnetz. Es sind laut Hummel bereits viele Unternehmen dazu bereit. Die Frage sei: Wann kann es losgehen? Damit verweist er auf das immer noch ausständige EGG.
Das Gesetz war in Begutachtung und hätte bereits im Frühjahr beschlossen werden sollen. Doch immer noch gibt es offene Punkte, auf die sich die Regierungsparteien nicht einigen können. Nach einer Einigung muss auch noch eine Zweidrittel-Mehrheit im Parlament gefunden werden. „Meine Hoffnung ist, dass wir im Laufe des Jänners zu einer Lösung kommen und das Gesetz endlich einen Ausbau-Turbo samt Investitionssicherheit auslöst“, fordert Hummel.
„An uns scheitert das EGG nicht. Wir haben aber eine rote Grenze, die wir nicht überschreiten können. Auf der einen Hand wird argumentiert, dass genügend Potenziale vorhanden sind, die im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz berücksichtigt werden müssen. Auf der anderen Hand hingegen, wenn man im EGG die Versorger mit Quoten aus heimisch produziertem Biogas samt Ausgleichszahlungen belegen möchte, heißt es, das geht nicht, weil wir müssen Biogas importieren“, schildert Irmi Salzer, stellvertretende Kabinettsleiterin von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Die Grünen). „Wir alle arbeiten an einer Lösung und bemühen uns, das EGG vor Weihnachten ins Parlament zu bringen.“

Online-Einspeisekarte

Das Projekt inGRID vom Austrian Gas Grid Management (AGGM) stellt Vartan Awetisjan vor. Das Unternehmen ist in Österreich zuständig für Gasnetzsteuerung samt Systemverantwortung. Das Projekt inGRID ist ein Online-Tool, das vielfältige Informationen über Ausbau- und Anschlusspotenziale im Bereich Gasnetze anbietet. Hierzu wird interaktiv Österreich in Effizienzklassen für unterschiedliche Einspeiseleistungen eingeteilt. Die Effizienzklassen repräsentieren den technischen Aufwand für die Netzbetreiber für einen Anschluss. Gleichzeitig wird das Ressourcenpotenzial laut AGGM angezeigt. Auch das künftige Wasserstoffnetz ist mit geeigneten Umspannwerken ersichtlich. Das Tool soll um Strompotenziale für Wind, PV und Wasserkraft ergänzt werden.
Mit diesem Tool soll der Gasbranche der Netzzutritt und der Kontakt zum Netzbetreiber erleichtert werden. Nach Abschluss des Netzzuganges und Unterzeichnung des Netzzugangsvertrages muss man sich um die Vermarktung kümmern. Das eingespeiste Biomethan muss in eine oder mehrere Bilanzgruppe(n) eingebracht werden. Der Vertrieb kann selbst, über Händler oder virtuellen Handelspunkt erfolgen.

Bio-LNG für Schwerlastverkehr

Dass Bio-LNG eine tragende Rolle beim Schwerlastverkehr spielen wird, davon ist Florian Linsinger von Shell überzeugt. 9 % der weltweiten THG-Emissionen stammen aus diesem Sektor – 2 % verursacht vergleichsweise der Luftverkehr. Der größte Vorteil von Bio-LNG ist die große Strecke, die gefahren werden kann – vor allem im Vergleich zum Elektro-Antrieb. Er betont explizit, dass nur Bio-LNG gefragt ist und kein fossiles LNG. Das Dekarbonisieren kostet etwas, denn der Konkurrent heißt Diesel. Linsinger sieht im Bio-LNG die einzige Möglichkeit, den Schwerlastverkehr schnell zu dekarbonisieren.