Projektvorstellung Kelag Energie & Wärme

Die Sonne - magischer Wegweiser Weiter 1. Geothermie-Anlage in Wien

Interview #123/S. 12

15.11.2022

Beim Fernwärmesystem Villach handelt es sich um das größte Fernwärmenetz der Kelag Energie & Wärme mit der komplexesten Erzeugungsstruktur. Rund 80 % der Wärme stammen aus industrieller Abwärme aus Arnoldstein und Weißenstein, aus Biomasse und auch aus Solarthermie. Jüngster Teil des Multi-Supply-Systems ist ein Groß-Pufferspeicher, bestehend aus drei 16 Meter hohen Stahl-Druckbehältern mit gesamt 450 Kubikmeter Inhalt. Er deckt Bedarfsspitzen der Fernwärmekunden und verringert den Erdgaseinsatz nachhaltig. 

WAS WAREN DIE BEWEGGRÜNDE, DEN PUFFERSPEICHER ZU ERRICHTEN? 

Ein Fernwärmeunternehmen muss seinen Kunden jederzeit so viel Wärme bereitstellen, wie sie brauchen. Was trivial klingt, ist im realen Betrieb eine hochkomplexe Herausforderung. Der Bedarf unserer Wärmekunden ist an kalten Wintertagen in der Früh am höchsten, es kommt zu Bedarfsspitzen. An kalten Wintertagen rund 90 MW. Um diese zu decken, wurde bisher Erdgas eingesetzt. Seit einem Jahr können diese Spitzen von der Pufferspeicher-Anlage aufgefangen werden. Rund 20 MW können abgerufen werden. 

FUNKTIONIERT DAS ÄHNLICH WIE EIN BOILER, NUR EIN AUSSERGEWÖHNLICH GROSSER? 

Ja, der Pufferspeicher funktioniert grundsätzlich wie ein Boiler. Wir speichern heißes Vorlaufwasser im Pufferspeicher, welches mit Abwärme aus Arnoldstein und mit Wärme aus den Biomasseanlagen zuvor auf bis zu 110 °C erhitzt wird. Der Pufferspeicher besteht aus drei hydraulisch verbundenen Stahl-Druckbehältern mit jeweils 150 Kubikmeter Fassungsvermögen. Mit ihm ist es durch die regelungstechnische Einbindung in das Gesamtsystem Villach möglich, flexibel auf die schwankende Bedarfs- und Erzeugungssituation zu reagieren und den Wirkungsgrad des komplexen Fernwärmesystems in Villach-Arnoldstein weiter zu verbessern. Das Aufladen der Speicher geschieht dann, wenn die Kunden weniger Wärme brauchen. Die gepufferte Wärme können wir bei hohem Leistungsbedarf gezielt aus dem Speicher in das Fernwärmenetz einspeisen, um Bedarfsspitzen zu decken. 

WOHER BEZIEHT DIE KELAG ENERGIE & WÄRME DIE FERNWÄRME? 

Wir beziehen Abwärme aus verschiedenen Quellen, vor allem aus Arnoldstein, erzeugen selbst Wärme aus Biomasse und betreiben ergänzend dazu Erdgaskessel als Ausfallreserve. Diese Aufbringungsstruktur und die Größe des Villacher Fernwärmenetzes sind die Voraussetzungen dafür, dass sich der Pufferspeicher wirtschaftlich rechnet und wir so die Effizienz unseres Gesamtsystems deutlich verbessern können. 

DIESE INVESTITION WIRKT SICH AUCH AUF UNSER KLIMA AUS? 

Ja, sehr, denn in Zukunft werden über die Erdgaskessel rund fünf Millionen Kilowattstunden weniger Wärme bereitgestellt, weil wir diese Energie durch industrielle Abwärme und Biomasse ersetzen können. So entlasten wir unsere Umwelt um rund 1.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Fünf Millionen Kilowattstunden entsprechen dem Wärmebedarf von 1.000 Wohnungen. 

Die gepufferte Wärme können wir bei hohem Leistungsbedarf gezielt aus dem Speicher in das Fernwärmenetz einspeisen, um Bedarfsspitzen zu decken.“ 

Adolf Melcher, Geschäftsführer der Kelag Energie & Wärme