Neue Studie: Proaktiver Waldumbau hilft dem Klima

Syncraft baut neuen Firmensitz Weiter Erneuerbaren-Wärme-Gesetz jetzt!

Energiewende, Klimaschutz und Biodiversität mit Bioenergie

22.06.2023
Bildbeschreibung (v.li.): Christian Metschina, Vize-Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes (ÖBMV), Stefan Füchsl und Professor Hubert Röder, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, Maria Eschlböck, ÖBMV-Vorstandsmitglied und Geschäftsführerin Eschlböck Maschinenfabrik, ÖBMV-Präsident Franz Titschenbacher, Felix Montecuccoli, Präsident Land & Forst Betriebe Österreich, BML-Generalsekretär Günter Liebel und proPellets Geschäftsführer Christian Rakos.

(PA_Biomasse-Verband) – Wie kann der Wald seinen bestmöglichen Beitrag zum Klimaschutz und zum Erhalt der Biodiversität leisten: durch seine Außernutzungsstellung oder durch einen proaktiven Umbau?   Diese grundlegend verschiedenen Positionen für die Waldnutzung wurden bei der Veranstaltung „Klima, Feuer, Holz und Wald“, des Österreichischen Biomasse-Verbandes am 20. Juni 2023 in der Wiener Urania mit mehr als 150 Teilnehmern diskutiert.

„Nicht die Bewirtschaftung, sondern der Klimawandel bedroht unsere Wälder“, betont Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes. „Aufgrund der häufigeren Hitzewellen und Trockenperioden verschlechtern sich die Wuchsbedingungen für unsere Waldbestände dramatisch. Nachhaltige und aktive Waldbewirtschaftung ist unumgänglich, um den Wald bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen. Stärkere Durchforstungen, die Begründung von Mischbeständen und die Reduktion von Schalenwildbeständen führen zu stabilen und klimafitten Wäldern. Der nachhaltig genutzte Wald entzieht der Atmosphäre klimaschädliches Kohlendioxid, baut einen zweiten Kohlenstoffspeicher in Holzhäusern auf und ersetzt durch die energetische Nutzung von Waldrestholz und Sägenebenprodukten fossile Treibhausgasemissionen. In der Wärmeerzeugung ist Biomasse in Österreich derzeit mit einem Anteil von über 30 Prozent hinter Erdgas der wichtigste Energieträger. Um den Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen verbindlich zu regeln, muss das Erneuerbare-Wärme-Gesetz im Nationalrat dringend beschlossen werden. Aufgrund der stark steigenden Nachfrage nach Pellets brauchen wir auch ein Bevorratungsgesetz für Pellets analog zu fossilen Treibstoffen, damit Lieferengpässe und Preisschwankungen vermieden werden können.“

Wälder nicht zu Kohlenstoffmuseen verkommen lassen

Einblicke in die aktuellen Diskussionen auf EU-Ebene gibt Europaabgeordnete Simone Schmiedtbauer: „Biomasse ist ein unverzichtbarer Teil von Europas Energiemix. Wir müssen unsere Wälder nützen, nicht nur schützen und damit zu Kohlenstoffmuseen verkommen lassen. Stilllegungsphantasien sind bei einer nachhaltigen Bewirtschaftung unserer Wälder unnötig und kontraproduktiv. Ich setze mich in Brüssel für eine aktive Nutzung des nachwachsenden Rohstoffes Holz und von Biomasse als nachhaltige, heimische und leistbare Energiequelle der Zukunft ein“, sagt Schmiedtbauer.

Holzvorräte auf Rekordniveau – dank nachhaltiger Nutzung

Im Zuge nachhaltiger Waldbewirtschaftung sind die Holzvorräte in der EU in den vergangenen 30 Jahren um mehr als 40 Prozent auf ein Rekordniveau von 27,6 Milliarden Festmeter gestiegen. In Österreich ist der Holzvorrat seit 1960 um über 55 Prozent angewachsen, wenn auch die Zuwachskurve in den letzten Jahren abgeflacht ist. Die EU verfolgt Pläne, die Kohlenstoffspeicherung in den Wäldern weiter zu erhöhen, möchte dazu aber die Holzentnahme reduzieren. Laut EU-Biodiversitätsstrategie sollen zugunsten der Artenvielfalt 30 Prozent der europäischen Land- und Meeresflächen unter Schutz gestellt werden. Eine Waldflächenstilllegung, wie in der EU-Biodiversitätsstrategie vorgesehen, würde die nachhaltig anfallenden Rundholzmengen um fast 50 Prozent verringern.

Neue Studie aus Bayern: Zuwachs statt Vorrat

Davor warnt Professor Hubert Röder von der Fakultät für Wald und Forstwirtschaft an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, der Ergebnisse einer neuen Studie präsentiert: „Die Holzvorräte sind in Deutschland und Österreich bereits auf sehr hohem Niveau. Anstatt immer höhere Vorräte aufzubauen, sollte mehr auf den Zuwachs gesetzt werden, und dieser ist in jüngeren Beständen höher als in überalterten. Jüngere, zuwachsstarke Wälder binden mehr CO2 als alte und tragen damit mehr zum Klimaschutz bei.“

Proaktiver Waldumbau: Schneller sein als der Klimawandel

Vor allem Fichtenreinbestände auf ungeeigneten Standorten sind in den vergangenen Jahren stark durch die Auswirkungen des Klimawandels wie Trockenheit und Borkenkäferbefall geschädigt worden. Allein 2022 sind in Österreich 3,75 Millionen Festmeter Borkenkäferholz angefallen, der gesamte Schadholzanteil an der Holzernte lag inklusive Sturm- und Schneeschäden bei 37,5 Prozent. „In stillgelegten Wäldern ist das Risiko für massive Schäden und Totalausfälle durch Windwurf, Borkenkäfer oder auch Waldbrände deutlich erhöht“, erklärt Röder. „Damit können sie von einer CO2-Senke zur CO2-Quelle werden und zur Klimaerhitzung beitragen.“ Der Professor rät daher zu einem proaktiven Waldumbau, mit dem Monokulturen und erntereife Bestände in zuwachsstarke Wälder umgewandelt werden. „Durch einen schnellen Waldumbau können wir Sturm- und Käferkatastrophen in durch den Klimawandel besonders gefährdeten Beständen zuvorkommen. Damit vermeiden wir auch Kahlschläge auf den Schadflächen, die sich negativ auf die Artenvielfalt auswirken. Wichtig ist rasches Handeln.“

Klimaschutz und Artenschutz gehen Hand in Hand

Die Verjüngung und der Umbau von instabilen Nadelreinbeständen hin zu Mischbeständen ist die beste Lösung für Klimaschutz und Biodiversität, unterstreicht Röder: „Der proaktive Waldumbau erhöht die Artenvielfalt, Stabilität und den Zuwachs der Wälder. Aufgrund der Substitutionseffekte von stofflich und energetisch genutzten Holzprodukten bietet er gleichzeitig das höchste CO2-Reduktionspotenzial. Das macht ihn zur besten Vorgehensweise für den Klimaschutz. So kann der Wald nicht nur klimaneutral wirken, sondern sogar klimapositiv.“ Da der Substitutionseffekt mit der Zeit abnehmen wird, empfiehlt Röder den Waldbesitzern, den Waldumbau zeitnah anzugehen.

Art der Waldbewirtschaftung entscheidend

„Die Nachhaltigkeit von Holzprodukten steht und fällt mit der Art der Bewirtschaftung“, meint Europaabgeordneter Thomas Waitz, der auch Vorsitzender der Europäischen Grünen Partei ist. „Stammen sie aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung, können sie als nachhaltig bezeichnet werden. Kommen sie aus Monokulturplantagen in Kahlschlagwirtschaft, sehen wir vor allem den Biodiversitäts- und Klimaschaden schon, bevor die Holzprodukte überhaupt genutzt wurden.“

Heimisches Holz statt fragwürdiger Importe aus Übersee  

Die Sicht einer großen Holzindustrie schildert Friedrich Rumplmayr jun., Geschäftsführung Donausäge Rumplmayr: „Die nachhaltige Waldbewirtschaftung in Österreich und Europa liefert uns Rohstoffe, mit denen wir unabhängig von Importen aus anderen Weltgegenden sind, in denen weitaus geringere Umwelt- und Nachhaltigkeitsstandards herrschen. Unsere Holzprodukte binden Kohlenstoff aus der Atmosphäre und substituieren Produkte, bei deren Herstellung erhebliche Mengen CO2 freigesetzt würden. Nebenprodukte der Waldpflege und Holzverarbeitung, die stofflich nicht verwertbar oder nicht nachgefragt sind, tragen als CO2-neutrale nachwachsende Energieträger zur Energiewende bei.“ 

Das größte Sonnenkraftwerk

Für eine energetische Verwertung von Holz spricht sich auch Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich, aus: „Das größte Sonnenkraftwerk der Erde ist die Summe aller grünen Blätter. Und Biomasse ist gespeicherte Sonnenenergie. Es gibt daher nichts vernünftigeres, als Biomasse in ihren verschiedenen Formen für den weiter steigenden Energiebedarf der Menschen zu nutzen. Damit fördert man den Ausstieg aus fossilen Energieträgern und schützt gleichzeitig das Klima.“

Politik zunehmend kritischer gegen Holzenergie

Nicht nur in der EU, auch in Deutschland wird die Politik gegenüber der energetischen Nutzung von Holz zunehmend kritischer in ihren Regelungen, berichtet Martin Bentele, Geschäftsführer Deutscher Energieholz- und Pellet-Verband: „Dies liegt vor allem in der Sorge um eine Knappheit von Holz und einer Gefährdung des Waldes begründet“, erläutert Bentele. „Diese Ängste werden von NGOs bewusst geschürt, entsprechen aber nicht der tatsächlichen Situation. Der proaktive Umbau der heute überbevorrateten Wälder führt in den nächsten Jahrzehnten zu einem deutlich höheren Holzanfall, der stofflich wie auch mit gutem Gewissen energetisch genutzt werden kann. Dieses Wissen gilt es sehr zeitnah an die politischen Entscheider heranzubringen.“

Die Vorteile des Heizens mit Pellets hebt auch Christian Rakos, Geschäftsführer proPellets Austria, hervor: „Die österreichische Pelletwirtschaft beruht auf der Nutzung von Sägerestholz. Dieses wird in einen hochwertigen Energieträger verwandelt, wobei fast ausschließlich erneuerbare Energie zum Einsatz kommt. Damit bieten Pellets eine Lösung für die Wärmeversorgung an, die eine Reduktion der CO2-Belastung der Atmosphäre um 95 bis 98 Prozent erzielt.“