Mehr Biodiversität im Wald

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Neues Modell für ökologische Waldwirtschaft

17.05.2021
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler und Bundesforste-Vorstand Rudolf Freidhager (re.) beim Lokalaugenschein im Wienerwald.

(PA_ÖBf) – Ökologie und Ökonomie sind kein Widerspruch, sondern gehen vielmehr Hand in Hand: Das zeigt ein Lokalaugenschein von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler und Bundesforste-Vorstand Rudolf Freidhager im Wienerwald, bei dem das Modell einer integrierten, ökologisch orientierten Waldbewirtschaftung vorgestellt wurde.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler zum Lokalaugenschein: „Unsere Vielfalt in der Natur ist unsere Lebensversicherung. Sie ist Grundlage für unsere Lebensmittel, unsere Baustoffe, unsere Medizin und wertvoller Erholungsraum für uns Menschen. Ein intakter Wald ist zudem ein wertvoller CO2 Speicher und damit auch essentiell im Kampf gegen die Klimakrise. Die Österreichischen Bundesforste leisten mit ihrer ökologischen Bewirtschaftung der Wälder hier einen wichtigen Beitrag.“ Zudem führt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler ihre Vorhaben für mehr Waldschutz in Österreich weiter aus: „Der Schutz und Erhalt unserer heimischen Wälder ist mir ein wichtiges Anliegen. Mit der Bundesregierung tragen wir mit dem Waldfonds dazu bei, dass unsere Wälder klimafit werden. Und mit der Biodiversitätsstrategie 2030, die wir derzeit erarbeiten, werden wir die Artenvielfalt in Österreich langfristig sichern. Damit wir unseren Kindern und Enkelkindern einen lebenswerten Planeten übergeben können.“

Bundesforste-Vorstand Rudolf Freidhager erläutert das Modell: „Unser Ziel ist es, die Wälder nachhaltig ökonomisch zu nutzen, aber ökologisch zu bewirtschaften. Denn ökologisches Handeln ist auch wirtschaftlich sinnvoll! Zukünftig werden wir dabei einen noch stärkeren Fokus auf Biodiversität legen.“ Für jedes der 120 Bundesforste-Reviere, vom Tiefland bis ins Gebirge, werden eigene Öko-Pläne entwickelt mit dem Ziel, die Vielfalt an Arten, Lebensräumen und die genetische Vielfalt zu erhöhen. In den nächsten Jahren sollen dabei auf einer Fläche von 850.000 Hektar – Wälder, Wiesen, Waldränder, Moore, Gewässer – zahlreiche Naturschutzmaßnahmen gesetzt und diese in die tägliche Arbeit integriert werden. Gleichzeitig werden die Wälder ertragsorientiert und praxisnah bewirtschaftet. „Ziel ist eine integrierte Waldbewirtschaftung“ betont Rudolf Freidhager. „Denn im Kampf gegen den Klimawandel haben intakte Wald-Ökosysteme und nachhaltig bewirtschaftete Wälder eine Schlüsselfunktion. Sie helfen dabei, die Folgen des Klimawandels zu mildern, sorgen für funktionierende Ökosystem und leisten nicht zuletzt einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung!“

Öko-Pläne für 120 Forstreviere und 850.000 Hektar Natur

Bei der unter dem Titel „Ökologisches Landschaftsmanagement“ laufenden Initiative werden zunächst alle Forstreviere der Bundesforste auf ihre naturschutzfachlichen Besonderheiten analysiert und danach für jedes Revier passende Maßnahmen abgeleitet. „Wir erfassen, welche besonderen Tier- und Pflanzenarten vorkommen und welche seltenen Lebensräume, Waldgesellschaften oder auch Naturdenkmäler in einem Revier vorhanden sind“, erläutert Christina Laßnig-Wlad, Leiterin des Naturraummanagements, die Vorgehensweise. Danach geht es an die Umsetzung. „Für rund 30 Forstreviere wurden bereits Öko-Pläne erstellt, weitere 10 sind in Ausarbeitung. Bis Ende des Jahres 2021 wird es für mehr als ein Drittel aller unserer Flächen – weit über 300.000 Hektar – solche Öko-Pläne geben“, erklärt Laßnig-Wlad. Im Lauf der nächsten Jahre sollen dann die Pläne für alle weiteren in Summe 120 Forstreviere folgen. Um eine gute Umsetzung zu gewährleisten, werden die Pläne periodisch überprüft. „Entscheidend ist, dass die Maßnahmen in die laufende Waldbewirtschaftung gut integriert werden können“, betont die Naturraummanagerin.

Bienenbuchten, Wildnishecken, Biotopbäume und Trittsteine: Artenvielfalt stärkt den Wald

Eine Bienenhecke am Waldsaum, abgestorbene Baumstämme als XXL-Hotel für Käfer, Pilze und Flechten oder kleine Wildnis-Ecken als Vogel-Paradies: Oft entfalten kleine Maßnahmen eine große ökologische Wirkung. Das Bundesforste-Revier Breitenfurt im Biosphärenpark Wienerwald, in dem der Lokalaugenschein stattfand, ist eines der ersten Reviere, in dem die neuen Öko-Pläne bereits Beispiel gebend umgesetzt wurden. In dem Wirtschaftswald nahe Wien werden jedes Jahr rund 13.000 Festmeter Holz geerntet und damit die heimische Möbel-, Holz- und Sägeindustrie und lokale Biomassekraftwerke versorgt. Zwischen den mächtigen Buchen und stämmigen Eichen befinden sich jedoch jede Menge Öko-Nischen: „An einem Waldsaum etwa wurde eine artenreiche Wildbienenhecke gepflanzt – hier sind zahlreiche Wildsträucher zu finden wie Spindelstrauch, Kornelkirschen, Wildrosen, Weiß- und Schlehdorn, Hartriegel und Felsenbirnen“, erzählt Revierleiter Joachim Graf. „Zusätzlich bietet die Wildhecke den mehr als 50 Wildbienenarten im Revier ein reiches Futter- und Nahrungsangebot. Aber auch für viele Vogelarten wie Rotkehlchen, Zilpzalp und Mönchsgrasmücke oder Kleinsäuger wie die Haselmaus ist sie ein begehrter Unterschlupf.“ Absterbende Baumstämme (sog. Totholz) und besonders dicke, alte Bäume (sog. Biotopbäume) werden bewusst am Waldort belassen und von mehr als 4.500 Insekten-, Käfer-, Pilz- und Flechtarten gerne besiedelt. Sie nutzen Totholz als Lebensraum, Nahrungsquelle, Überwinterungs-, Brut- und Zufluchtsplatz.

Höhere Biodiversität in Mischwäldern

Der Mischwald im Modellrevier Breitenfurt zeigt sich als naturnahe Waldgesellschaft und idealtypischer Wald der Zukunft mit einer enormen Vielfalt an Baumarten: Hain- und Rotbuchen, Zerr- und Traubeneichen, Vogelkirschen, Rotkiefern, Fichten, Tannen und Lärchen, die den nachwachsenden Rohstoff Holz liefern, sind hier zu finden. Seltene Baumarten, die im Revier natürlicherweise vorkommen, wie Speierling, Elsbeere, Holzbirne oder Wildapfel, werden bewusst gefördert. Darüber hinaus werden jedes Jahr zumindest 150 Stück seltener Gehölzarten pro Revier gesetzt. Ein Netz von ökologischen Trittsteinen verbindet Lebensräume verschiedener Tier- und Vogelarten wie die des Mittelspechts, Alpenbockkäfers oder der Mopsfledermaus. Weitere Maßnahmen sind etwa das Anlegen von Feuchtbiotopen wie Amphibientümpel oder die Renaturierung von Lebensräumen wie Mooren, Steinbrüchen oder Uferbereichen von Seen oder Fließgewässern.

Verzahnung von Ökologie und Ökonomie ist bester Klimaschutz

Am Beispiel dieses vorbildhaft ökologisch bewirtschafteten Reviers wird deutlich, wie eine noch stärkere Verzahnung von Waldbewirtschaftung und Naturschutz gut gelingen kann und welchen Beitrag gesunde, gut gepflegte und bewirtschaftete Wälder zu einer hohen Artenvielfalt leisten können. Denn artenreiche Wälder sind der beste, natürliche Klimaschutz – für uns und noch viel mehr für die nächsten Generationen.

Mehr Infos unterwww.wald-der-zukunft.at