Global 2000 appeliert an Kraftwerksbetreiber EVN

06.05.2019

(PA_Global 2000) Mit einer Bildaktion vor dem Kraftwerk Dürnrohr richten UmweltschützerInnen von Global 2000 einen eindringlichen Appell an die EVN-Führung, die Kohleverbrennung im Kraftwerk Dürnrohr einzustellen: „Die Verstromung von Kohle ist in Zeiten der Klimakrise nicht länger verantwortbar. Wir richten deshalb heute einen Weckruf an die EVN-Führung, sich von unnötigem Ballast rasch zu befreien, die Kohleverstromung bis 2020 zu beenden und den Weg zu einem modernen Energieversorger auf Basis erneuerbarer Energie und Energieeffizienz zu beschleunigen“, sagt Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von Global 2000.

Bis jetzt wurde die Kohleverstromung im Kraftwerk Dürnrohr mit der Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit begründet. Der österreichischen Umweltschutzorganisation Global 000 wurden nun Informationen zugespielt, die zeigen, dass das Kraftwerk Dürnrohr für den Zweck der Stromnetzstabilisierung keinen gültigen Vertrag mehr mit dem Übertragungsnetzbetreiber APG hat. Diese Information wurde auf Nachfrage von der EVN bestätigt. Im Detail geht es um die Leistungsvorhaltung für den so genannten „Redispatch“. Bei einem Redispatch wird die Betriebsführung von Kraftwerken so angepasst, dass eine Stabilisierung der Stromnetze gewährleistet werden kann. Mangels Vertrag spielt das Kohlekraftwerk somit keine direkte Rolle mehr bei der Stabilisierung der Stromnetze in Österreich. Global 2000 sieht deshalb keine Notwendigkeit mehr, das Kohlekraftwerk Dürnrohr aus Gründen der Versorgungssicherheit weiter zu betreiben.

Ein Betrieb des Kraftwerks mit dem Brennstoff Kohle ist ohnehin nicht notwendig. Das Kraftwerk selbst kann sowohl mit Gas als auch mit Kohle betrieben werden. Das zeigt eine Analyse der öffentlich zugänglichen technischen Unterlagen des Betreibers durch die Umweltschutzorganisation Global 2000.* Alleine eine Umstellung auf Gas würde die Treibhausgasemissionen schlagartig halbieren, denn Kohle ist der dreckigste fossile Energieträger. Kohle ist auch verantwortlich für eine Reihe besonders gesundheitsschädlicher Luftschadstoffemissionen wie Quecksilber. „Das medial immer wieder in den Raum gestellte Bedrohungsszenario eines „Blackouts“ nach einem Ende der Kohleverstromung in Dürnrohr ist nach den heute verfügbaren Informationen im Reich der Märchen anzusiedeln. Es braucht jetzt einen raschen, sozial gerechten Ausstiegsplan aus der Kohleverstromung bis 2020, der mit der Belegschaft ausgearbeitet werden soll“, sieht Johannes Wahlmüller weiteren Handlungsbedarf.

Die EVN verfolgt bis jetzt den Plan, das Kraftwerk noch bis ins Jahr 2025 mit Kohle weiter zu betreiben. Ein derart verzögerter Kohleausstieg ist mit den heute vorliegenden Informationen nicht mehr vertretbar. Dieser verzögerte Kohleausstieg widerspricht auch der Klima- und Energiestrategie #Mission2030 der Bundesregierung, wo im Gegensatz dazu eine Beschleunigung des Ausstiegs aus der Kohleverstromung beschlossen wurde. Bis jetzt sind noch keine Ergebnisse der politischen Gespräche zwischen dem Land Niederösterreich und der Bundesregierung bekannt geworden. Das Land Niederösterreich selbst ist über die Landesgrenzen Österreichs hinweg bekannt dafür, auf 100 Prozent erneuerbaren Strom zu setzen. Entgegen den begrüßenswerten politischen Zielsetzungen könnte Niederösterreich aber bald das einzige Bundesland in Österreich sein, in dem noch ein Kohlekraftwerk betrieben wird. Außer Dürnrohr wird in Österreich nur noch ein anderes Kohlekraftwerk betrieben. Das Kohlekraftwerk in Mellach (Stmk.) wird der Verbund im Jahr 2020 stilllegen. Global 2000 hofft nun auf eine Belebung der Diskussion: „Die EVN steht mit einem Bein in der Energiezukunft und mit einem Bein in der Vergangenheit. Die Verbrennung von Kohle ist kein Kavaliersdelikt bei dem die Öffentlichkeit einfach wegschauen kann, sondern führt zu schweren Klimaschäden und Gesundheitsfolgen durch Luftverschmutzung. Es gilt jetzt, den Weg in eine klimafreundliche Zukunft daher zu beschleunigen und sich von unnötigen Altlasten zu lösen“, betont Wahlmüller abschließend.

Ein Factsheet von Global 2000 zum Thema ist hier abrufbar.