Gastkommentar; Ausgabe 113/2019, S. 14

15.07.2019

 Jährlich werden durch die globale Ausbeutung der Kohle-, Erdöl- und Erdgaslagerstätten ca. 10 Mrd. Tonnen Kohlenstoff an die Erdoberfläche befördert. Durch Umwandlung und Verbrennungsprozesse wird diese „fossile Kohlenstoff-Bombe“ in ihrer Wirkung noch deutlich intensiviert, sodass am Ende der Rechnung unglaubliche 36 Mrd. Tonnen zusätzliches fossiles CO2 jährlich unseren Planeten vergiften. Die Auswirkungen dieses fossilen Kohlendioxids sind für alle mittlerweile sichtbar und vor allem auch spürbar: der Klimawandel. 
Die durchschnittliche Temperatur ist seit Jahren kontinuierlich gestiegen und ist weiter im Steigen. Rekordhitzesommer, wie zum Beispiel 2003, werden in Zukunft zu den kühleren Sommern zählen. Im kontinentalen Bereich werden die Temperaturen sogar noch stärker emporklettern. So hat Österreich mehr oder weniger die viel belastete 2-Grad-Marke schon jetzt fast erreicht. Neben den steigenden Temperaturen, ist auch die geänderte Niederschlagsverteilung gut spürbar. Lange Trocken- und Hitzeperioden, unterbrochen von Starkniederschlagsereignissen lassen nicht nur die Sirenen der Einsatzkräfte laut aufheulen. Auch die Natur selbst sendet heftige Warnsignale, wie zum Beispiel verfrühte Blühzeitpunkte und damit einhergehende Frostgefahr, aus, um endlich diesen Ausstoß an fossilem Kohlendioxid zu unterbinden. Nur durch diese Reduktion kann bei der Bekämpfung gegen den Klimawandel ein wesentlicher Schritt vorwärts gemacht werden. 

„1 M³ HOLZ SPEICHERT RUND 1 TONNE CO2.“ 

Der Wald leidet massiv unter dem vom fossilen CO2 verursachten Klimawandel. Bäume werden durch lange Trockenperioden ausgehungert, so dass ihnen die Abwehrkraft fehlt. Gut sichtbar im Wald- und Mühlviertel, wo flächig die Fichte durch den Borkenkäfer abgetötet wird. Die dort entstandenen Kahlflächen sind solch ein Warnsignal der Natur. Leider bekommt der Waldbesitzer die Rechnung präsentiert, die andere durch den zügellosen CO2-Ausstoß verursacht haben. Sie stehen jetzt vor der großen Herausforderung, die Wälder neu zu begründen, zu pflegen und alle Waldwirkungen sicherzustellen. 
Wälder unter einen Glassturz zu stellen bzw. die Holznutzung einzustellen, ist die falsche Alternative. CO2 nur im Wald zu speichern, ist eine Sackgasse. Je älter und höher die Bestände sind, desto anfälliger sind sie zum Beispiel gegenüber Stürmen. Wollen wir die Wälder unterstützen und den Klimawandel verlangsamen, müssen wir aus der fossilen Einbahnstraße raus und hin zur nachhaltigen Kreislaufwirtschaft auf Basis nachwachsender Rohstoffe. Hier spielt Holz, als schier unerschöpflicher Rohstoff, aufgrund der aktiven und nachhaltigen Bewirtschaftung durch die Waldbesitzer, eine wichtige Rolle in Österreich. Durch hochkomplexe biochemische Prozesse wird mit Sonnenenergie CO2 aus der Luft gebunden und als biogene Kohlenwasserstoffverbindungen im Baum gespeichert. Verrottet der Baum im Wald, wird jene Menge an CO2 freigesetzt, die er davor entnommen hat. Wird das Holz jedoch zu langlebigen Produkten weiterverarbeitet, bleibt dieses Treibhausgas langfristig in den Produkten gespeichert. 1 m³ Holz speichert so rund 1 Tonne CO2. Gleichzeitig werden durch den Einsatz von Holz andere CO2-intensive Materialien eingespart und bei der thermischen Verwertung am Ende der Lebenszeit wieder fossile Rohstoffe ersetzt und somit massiv schmutziges Treibhausgas eingespart. 

„FOSSILE ROHSTOFFE HABEN ES GESCHAFFT, UNSEREN PLANETEN INNERHALB VON NUR 70 JAHREN GEWALTIG INS SCHWITZEN ZU BRINGEN, HOLZ IM GEGENZUG IST EIN WERKSTOFF, DER SICH ÜBER JAHRTAUSENDE SELBST OPTIMIERT UND PERFEKTIONIERT HAT.“ 

Die Bioökonomie ist die Strategie weg von der fossil basierten Wirtschaft, hin zur Wirtschaft auf Basis nachwachsender Rohstoffe. Neben den alt bekannten Verwertungspfaden von Holz, wie zum Beispiel Holzbau, Platten, Faser, Papier und Energie, lässt die Bioökonomieforschung noch viele neue Möglichkeiten erhoffen. Der dafür für Österreich notwendige Rohstoff ist ausreichend vorhanden und wird bedarfsorientiert durch die aktive Waldbewirtschaftung zur Verfügung gestellt. 
Fossile Rohstoffe haben es geschafft, unseren Planeten innerhalb von nur 70 Jahren gewaltig ins Schwitzen zu bringen. Holz im Gegenzug ist ein Werkstoff, der sich über Jahrtausende selbst optimiert und perfektioniert hat. Daher müssen wir ihn auch wieder vermehrt einsetzen. Zum Wohle der Wälder, des Klimas und damit für kommende Generationen.