Die Macht der Kohlenstoffspeicherung

17.05.2023

(PA_Land_OÖ) – Der „Runde Tisch Holz“ ist zu einem Fixpunkt im Jahreskreis des OÖ Agrarressorts unter LRin Michaela Langer-Weninger geworden. Bewusst, wie sie betont, denn: „Im Wald liegt die Antwort für eine nachhaltigere Zukunft.“ Thematisiert wurden beim Runden Tisch mit 20 namhaften Vertretern der gesamten österreichischen Forst- und Holzwirtschaft folgende Schwerpunkte: die Borkenkäfersituation, die Schadholzmengen, der Holzmarkt und die Holzressourcen in Oberösterreich. 

Heuer wurde aber auch ganz gezielt der Klimascgutzaspekt aufs Tapet gebracht. Die entsprechende Expertise hierzu brachte BOKU-Professor Dr. Hubert Hasenauer mit an den Tisch. Er referierte über die Ökosystemleistung der Kohlenstoffspeicherung im Wald und im Holz.

Ein Höhepunkt des Runden Tisches war die Eröffnung der neuen Holzinstallation vor dem Linzer Landhaus. Fünf Hängezelte mit Informations-Transparenten laden die Menschen dazu ein, mehr über den Wald und den Wirtschaftsfaktor Holz zu erfahren. Die beiden Initiatoren LRin Michaela Langer-Weninger und pro:Holz Oberösterreich Obmann Georg Adam Starhemberg erklären: „Diese Aktion soll das Interesse der Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher am Baustoff Holz wecken. Wir wollen die Menschen aber auch dafür sensibilisieren, dass ein nachhaltig bewirtschafteter Wald der beste Klimaschützer ist.“  

Der nachwachsende Rohstoff Holz ist ein wesentliches Schlüsselelement im Kampf gegen den Klimawandel und Teil der Lösung dieser globalen Herausforderung. „Die größten Hebel für Klimaschutz und Bioökonomie sind eine verstärkte Holzverwendung und eine aktive Waldbewirtschaftung“, ist LRin LangerWeninger überzeugt: „Dadurch wird auch das Wachstum und die Vitalität unserer Wälder erhöht.“

Förderung klimafitter und artenreicher Wälder

Ökologische Vielfalt ist ein Grundprinzip der waldbaulichen Förderung. Im Rahmen der Aufforstungen der vergangenen Jahre, war die Herstellung eines Mischwaldes Voraussetzung für eine kofinanzierte Förderung von EU, Bund und Land

Oberösterreich. „8,6 Mio. Euro sind in den vergangenen zwei Jahren, für die Aufforstung mit klimafitten Baumarten und nachfolgenden Pflegemaßnahmen eingesetzt worden. Durch die fleißigen Hände der Waldbäuerinnen und -bauern sind in den vergangenen Jahren Millionen an Douglasien, Eichen, Tannen,

Fichten, Buchen und Lärchen gepflanzt worden. Allein in den Jahren 2021 und 2022 gab es Förderanträge für 2,5 Mio. Jungbäume in Oberösterreich“, berichtet Forst-Landesrätin Michaela Langer-Weninger.

Nicht nur die Aufforstung, sondern auch die Waldökologie wird im Rahmen der Ländlichen Entwicklung gezielt gefördert. In den Jahren 2021 und 2022 wurden rund 320.000 Euro an waldökologischen Maßnahmen bewilligt. Unter solche Maßnahmen fallen beispielsweise der Schutz von besonderen Veteranenbäumen und Horstbäumen, das Belassen von stehendem Totholz und das Anbringen von Nistkästen. In Summe soll das den Artenreichtum und die Biodiversität im Oberösterreichischen Forst fördern.

Klima schützen, Wald nützen

Immer wieder gibt es Vorstöße und Meinungsmache dafür, die Wälder sich selber zu überlassen – angeblich, weil dadurch der maximale Klimaschutzeffekt erzielt werden kann. Das stimmt so aber nicht, denn die CO2-Speicherleistung von Wäldern ist bei einem 40- bis 60-jährigen Bestand am höchsten. Für die Pläne der EU, auf 10% der Waldfläche Außernutzungsstellungsmaßnahmen durchzuführen, hat LRin Langer-Weninger daher nur ein klares „NEIN“ übrig. Oberösterreichs

Forst-Landesrätin betont: „Mein Ansatz ist: Klima schützen, Wald nützen. Das kommt allen, der Natur, unserer Lebensqualität und auch unserer Wirtschaft zu Gute. Eine Außernutzungstellung dagegen hätte weitreichende Folgen für die Umwelt, die dringend notwendige Dekarbonisierung, aber auch die Waldpflege und die regionale Wirtschaft. Bei einer Reduktion der derzeit durchschnittlich eingeschlagenen Holzerntemenge um zehn Prozent wären in den Branchen, die der Forst- und Holzwirtschaft anhaften, insgesamt 26.000 Arbeitsplätze gefährdet. Der Beitrag zur gesamten Bruttowertschöpfung würde sich um 1,8 Milliarden Euro verringern. Ein solches Minus an Wertschöpfung und Arbeitsplätzen sind wir nicht bereit, hinzunehmen!“

Der Holzeinschlag in Oberösterreich betrug im Jahr 2022 rund 2,9 Mio. Erntefestmeter. „Dies ist trotz gestiegener Holzpreise und entsprechender Nachfrage eine leichte Absenkung von rund 7,5% gegenüber dem Vorjahr“, so

Landesforstdirektorin Moser und weiter: „Vom Holzeinschlag 2022 wurden rund 2,2 Mio. Erntefestmeter (Efm) Nadelholz und rund 700.000 Efm Laubholz eingeschlagen. Der Schadanteil vom Gesamteinschlag betrug rund 28%, nämlich rund 800.000 Efm.“ Rund drei Viertel dieses Schadholzes, also 600.000 Efm war Nadel-Schadholz. Davon wurden wiederrum rund 60% (ca. 45% vom gesamten Schadholz) nämlich rund 370.000 Efm durch den Borkenkäfer verursacht. Die restlichen Schadholzmengen entstanden durch abiotische Schäden, wie kleinere Windwürfe und vereinzelt Hagel. Im Jahr 2022 fielen insgesamt aber keine marktbeeinflussenden Schadholzmengen durch Sturmschäden an. Hauptgrund für das Laub-Schadholz ist das anhaltende Eschentriebsterben.

Forstschutzsituation 2023 – Borkenkäfer 

„Im Mühlviertel und Alpenvorland ist die Käferschadholzmenge rückläufig, aber im Süden in den Gebirgsbezirken nimmt das Käferschadholz zu, der Borkenkäfer verlagert sich ins Gebirge“, schildert Elfriede Moser. Aufgrund der kühlen Witterung im April und der ausreichenden Niederschläge ist der Schwärmflug des Borkenkäfers heuer verzögert. Der Schwärmflug hat 2023 in den Niederungen Ende April und in den Hochlagen Anfang Mai begonnen. Aufgrund der hohen Fangzahlen des Borkenkäfer-Monitoring des Landesforstdienstes von mehreren tausend Käfern pro Falle und der hohen Ausgangspopulation der Borkenkäfer aus den Vorjahren wird keine Entwarnung gegeben. „Deshalb ergeht der Appell an die Waldeigentümer, auch im heurigen Jahr die Bestände auf Käferbefall mittels Bohrmehlsuche zu kontrollieren!“, betont Moser.

Holzvorräte in Oberösterreich

Oberösterreich hat eine Waldfläche von rund 500.000 ha, davon sind ca. 450.000 ha Ertragswald. Der Vorrat beträgt rund 167 Mio. Vorratsfestmeter, das sind rund 370 Vfm pro Hektar Wald. Davon hat die Fichte den größten Anteil mit rund 65% am Vorrat, trotz Borkenkäferkalamitäten sind noch viele Fichtenbestände vorhanden. 

Wald erfüllt eine Reihe von Waldfunktionen und Ökosystemleistungen, wie die Biodiversität und die an Bedeutung sehr stark zunehmende Kohlenstoffspeicherfunktion. Wald speichert große Mengen an Kohlenstoff im Zuge der Photosynthese also des Wachstums und bindet somit CO2 aus der Atmosphäre. Wald gibt aber auch im Zuge von Verrottungsprozessen CO2 ab. 

„Mit dem Pariser Klimaabkommen hat man sich auf eine Reduktion der Treibhausgase für eine Erreichung des 2 Grad Zieles bis Ende 2100 geeinigt. Weiters soll die schädigende Wirkung des CO2 Ausstoßes in die Wirtschaftsleistung, also in das BIP integriert werden, um Kostenwahrheit zu schaffen und finanziellen Druck für Einsparungen oder Umstellung auf erneuerbare Energien zu setzen“, schildert Prof. DDr. Hubert Hasenauer und weiter: „Um dieses Ziel zu erreichen folgt man dem Cap and Trade Prinzip also der Definition von Obergrenzen für den CO2 Ausstoß, die dann sukzessive verringert werden. Diese Obergrenzen werden über CO2 Zertifikate definiert und ist der CO2 Ausstoß höher, müssen Kompensationsmaßnahmen erfolgen, etwa durch den Ankauf von weiteren Zertifikaten aus der Speicherung von CO2 in Wäldern, die befristet aus der Nutzung gestellt werden. Es ist dies eine Art „Vertragsnaturschutz“ bei dem die Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer, für die Ökosystemleistung »Kohlenstoffbindung statt Holzernte« entschädigt werden.“

„Bedenkt man, dass die EU im Wege der Biodiversitätsstrategie 30 % der Waldflächen aus der Nutzung stellen will, so wird deutlich, dass hier ein weiterer Akteur am Holzmarkt teilnehmen wird und damit ist eine Verknappung der verfügbaren Mengen für Bioenergie und die Holzindustrie zu rechnen“, so der abschließende Blick von Waldbau-Experte und BOKU-Prof. Hubert Hasenauer in die Zukunft.

Holz wird als Baumaterial immer beliebter. Das bestätigten laufend Untersuchungen. Einer von drei Häuselbauern oder -sanierer setzt bereits auf Holz. Viel Potenzial gäbe es noch bei großvolumigen Gebäuden, etwa im mehrgeschossigen Wohnbau oder bei Gewerbe- und Industriebauten. In diesen Marktsegmenten liegt der Holzbauanteil noch im einstelligen Prozentbereich.

Besonders im öffentlichen Bau bei Kindergärten, Schulen oder Vereinsgebäuden konnten in Oberösterreich schon viele gelungene Beispielprojekte realisiert werden. Tendenz steigend, denn das Naturmaterial hat beim Bauen einiges zu bieten: „Als nachwachsender Baustoff bindet Holz Kohlenstoffund entzieht es der Atmosphäre CO2. Setzt man Holz für langlebige Zwecke ein, bleibt der Speichereffekt erhalten“, so pro:Holz Oberösterreich Obmann Georg Adam Starhemberg. 

Vieles spricht für Holz. Doch viele Vorteile und konstruktive Möglichkeiten der Holzbauweise sind kaum bekannt. Um das zu ändern, wurde die Holzbau-Installation im Linzer Landhaus durch Landesrätin Langer-Weninger und pro:HolzObmann Georg Adam Starhemberg initiiert. Letzter betont abschließend: „Etwa 70.000 Menschen beziehen in Oberösterreich ein Einkommen aus der Gewinnung, Verarbeitung und Veredelung von Holz. Die nachhaltige heimische Waldbewirtschaftung ist eine sichere Rohstoffbasis dafür!“