Gastkommentar; #119/2021, S. 9

15.07.2021

Die unterkühlten Temperaturen des heurigen Frühlings sind Wasser auf den Mühlen der Klimawandelskeptiker. Ja, es ist richtig, der Frühling war ungewohnt kalt. Zu bedenken ist aber, dass diese Wetterlage noch in den 1970ern völlig normal war. Alles andere als normal war jedoch die Niederschlagsmenge. Auch wenn der Mai in den meisten Bundesländern einiges wettgemacht hat, waren die Monate März und April wieder einmal rekordverdächtig trocken. Lässt man den Blick über andere Regionen dieser Erde schweifen, erkennt man schnell, dass die Klimakrise Realität ist. Tauen doch die Kühltruhen unserer Erde mittlerweile ziemlich schnell auf: 32,7 Grad Celsius Mitte Mai mag zwar in südlichen Gefilden als normal gelten, im Nordwesten Sibiriens, nördlich des Polarkreises, wo es eigentlich rund 20 Grad kühler sein sollte, ist das alles andere als üblich. 

DAS ZIEL IST KLAR, DER WEG IMMER NOCH UMSTRITTEN 

Wissenschaft und Politik sind sich einig: Es muss etwas gemacht werden. Der Energie-, Ressourcen- und Flächenverbrauch muss eingedämmt, der Ausstoß von fossilem CO2 gegen null gedrückt werden. Die Europäische Kommission hat mittlerweile auch ambitionierte Klimaschutzziele für die EU festgeschrieben. Wie diese zu erreichen sind, darüber wird aktuell intensiv debattiert. Diese Diskussion wird aber leider ohne ausreichende Einbindung der Landbewirtschafter geführt, die einen Gutteil der Maßnahmen umsetzen müssen. 

Wie der tabellarischen Gegenüberstellung rechts zu entnehmen ist, strotzt die Diskussion vor Widersprüchen. Eines zeichnet sich aber klar ab: Die Waldbewirtschaftung soll mit dem Argument Biodiversitäts- und Klimaschutz massiv eingeschränkt werden. Ein ähnliches Schicksal droht auch der Fleischproduktion in Österreich. Aufrufe zu weniger Fleischkonsum und die Verunglimpfung der Kuh als Klimakiller sollen dazu beitragen, die Methanemissionen zu reduzieren. Im selben Atemzug verhandelt man aber mit den größten Rindfleisch produzierenden Ländern, deren Tierwohlstandards den europäischen in keiner Art und Weise gerecht werden, über ein Handelsabkommen. 

GRÖSSTER KLIMASCHUTZHEBEL DURCH PRODUKTE AUS HOLZ 

Studien des Umweltbundesamtes in Kooperation mit BFW, BOKU und WoodK Plus, belegen eindeutig, dass die Holzverwendung zum Ersatz fossiler bzw. Treibhausgas-intensiver Roh- und Werkstoffe der größte Hebel für den Klimaschutz ist, den der Wald zu bieten hat. Doppelt so groß, als wenn man den Wald zum CO2-Speicher degradieren würde. Dieser wird aufgrund der Klimakrise in einigen Jahrzehnten selbst zur Quelle werden. Dass eine nachhaltige, multifunktionale Waldbewirtschaftung in Europa gelebt wird, zeigt auch die Statistik. Trotz intensivierter Holznutzung hat die Waldfläche der EU seit 1990 um rund ½ Mio. Hektar pro Jahr zugenommen. Der Vorrat ist im selben Zeitraum um 275 Mio. m³ pro Jahr angestiegen. Auch die Biodiversität hat von der vermehrten Waldpflege profitiert. So zeigen die ersten Ergebnisse der Zwischenauswertung der Österreichischen Waldinventur ganz deutlich, dass mehr Totholz im Wald vorhanden ist, Nadelholzreinbestände zu Gunsten von Mischbeständen zurückgehen und der Laubholzanteil generell gestiegen ist. Weiters sind auch vermehrt „Veteranenbäume“ im österreichischen Wald anzutreffen. 

WAS KANN JEDER VON UNS MACHEN? 

Die Klimakrise einzudämmen, liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen. Daher sollte jeder für sich seinen eigenen Energie- und Ressourcenverbrauch reduzieren – ja, man wird auf manches verzichten müssen. Bei anderen Dingen müsste man sich nur bewusster entscheiden: Anstelle des Plastikgartensessels aus Erdöl im Gartenstuhl aus PEFC-zertifiziertem Holz aus Europa die Freizeit genießen. Anstelle von Produkten mit Plastikverpackung, Produkte ohne Verpackung bzw. Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen wie PEFC-zertifiziertes Papier wählen. Anstelle der Ölheizung mit einer Pelletheizung behagliche Wärme in den Raum bringen. So einfach wäre es, einen Beitrag zum Wohle der Natur und vor allem der Menschheit zu leisten. Denn die Natur braucht uns Menschen nicht zum Überleben, umgekehrt sehr wohl!