Welche Kern-Maßnahmen setzen Sie für den Ausstieg aus fossiler Energie?
Der Energieverbrauch muss eingedämmt bzw. verringert werden, die bereitgestellte Energie sinnvoller genutzt und eine ökosoziale Steuerreform umgesetzt werden. Energieversorger wünschen sich natürlich jährliches Wachstum. Doch jede Form der Energiebereitstellung führt zu nachteiligen Eingriffen in die Natur. In Österreich gibt es etwa kaum mehr freie Fließstrecken von Flüssen. Darum sollen bestehende Kraftwerke modernisiert werden. Mit Ladelastbeeinflussung braucht man selbst bei 2 Mio. elektrifizierten Fahrzeugen keinen Ausbau der Erzeugungsinfrastruktur.
Wie werden Sie den Ökostrom-Ausbau forcieren?
Dem Einsparungspotential und der Energie-Effektivität ist dasselbe Augenmerk zu schenken, wie dem Ökostromausbau. 100% Abdeckung durch Ökostrom lässt sich nur erreichen, wenn der Stromverbrauch reduziert wird. Die direkte Nutzung der Solarenergie ist die nachhaltigste Form der Ökostromgewinnung, denn nicht jeder Ökostrom-Ausbau verdient den Begriff ÖKO. Der Ausstieg aus Stromheizungen durch thermische Sanierung (Sanierungsrate > 2) bietet enormes Einspar-Potential und enormes Potential für die Wirtschaft. Ökostrom-Ausbau ist nicht unbedingt gut für die Umwelt. Die Rodung von rund 20.000 Bäumen im Grazer Stadtgebiet für einen nahezu nicht vorhandenen Ertrag auch noch mit der maximalen Ökostromförderung zu unterstützen, ist z.B. der falsche Weg. Der Ertrag muss den Umweltschäden objektiv gegenübergestellt werden.
Ein Knackpunkt für die Energiewende ist die Mobilität, wie werden Sie hier vorgehen?
Es reicht nicht, bestehende Fahrzeuge durch solche mit alternativen Antriebskonzepten (z.B. Elektro-Fahrzeuge) zu ersetzen. Mobilität muss gesamtheitlich unter Einbeziehung aller möglichen Verkehrsmittel betrachtet werden. Der öffentliche Verkehr muss attraktiver werden als der motorisierte Individualverkehr. Der Fahrtkostenpreis ist ein kleiner Beitrag. Wichtiger sind sinnvolle Streckenführung und gute Taktung. Zur Reduktion notwendiger Wege bzw. der Länge der Wegstrecken ist eine Optimierung der Raumordnung notwendig. Es braucht eine Kerosinsteuer, weil derzeit keinerlei Kostenwahrheit beim Flugverkehr gegeben ist.
Heizöl und Erdgas müssen durch Erneuerbare im Wärmesektor ersetzt werden, aber wie?
Durch den Klimawandel ist nicht nur das Thema Raumwärme relevant, sondern zunehmend die sommerliche Kühlung. Durch thermische Sanierung bestehender Gebäude und entsprechende Förderung von Niedrigenergie- und Plusenergie-Bauweise soll der Bedarf an Energie zum Heizen und Kühlen verringert werden. Gleichzeitig soll Solarthermie verpflichtend sein und lokale Abwärme genutzt werden. Ein Umstieg auf Stromheizungen (auch Infrarotheizungen und Luft-Wärme-Pumpen) ist nicht wünschenswert. Zuerst Strom zu produzieren, um diesen anschießend in Wärmeenergie umzuwandeln ist ineffizient. Dem steigenden Kühlbedarf von Gebäuden muss sowohl bautechnisch als auch raumplanerisch entgegengewirkt werden bzw. auf den Energieträger PV-Strom limitiert werden.
Welches Konzept verfolgen Sie, um den Energieverbrauch zu reduzieren?
Nicht nur die Summe des Jahres-Energieverbrauchs, sondern auch die Verteilung des Verbrauchs über den Tag und übers Jahr ist wichtig. Der derzeit vorhandene Strom muss besser genutzt werden. In der Nacht wird deutlich weniger Strom verbraucht als tagsüber. Der überschüssige Strom in der Nacht muss sinnvoll genutzt werden, wie etwa zum Aufladen von E-Autos. Spitzen im Verbrauch erfordern den Ausbau der Erzeugungsinfrastruktur. Sie sind daher zu vermeiden. Der Konsum (z.B. Fleisch, Einwegprodukte,..) ist zu reduzieren. Gleichzeitig sollen effiziente E-Geräte und Heizungen sowie regionaler Netze gefördert werden. Ohne Änderung des Lebensstils wird es nicht klappen. Ändern wir den Lebensstil nicht sofort nach unseren Vorstellungen, wird uns eine deutlich unangenehmere Änderung des Lebensstils aufoktroyiert.
Was sind Ihre konkreten energiepolitischen Zielsetzungen?
THG-Emissionen 2030: | 23 Mio.T |
THG-Emissionen 2050: | ausgeglichene Bilanz (für Pariser Ziele schon 2040) |
Primärenergieverbrauch 2030: | 1.000 PJ |
Bruttoendenergieverbrauch: | 800 PJ |
Produktion erneuerbarer Energie (EE) 2030: | 560 PJ |
EE-Anteil 2030 Gesamt: | 70 % |
EE-Anteil 2030 Strom: | 100 % |
EE-Anteil 2030 Wärme: | 80 % |
EE-Anteil 2030 Verkehr: | 35 % (Sinken der Absolutzahlen) |