Entzieht der Atmosphäre CO2

12.10.2020

(PA_European Biochar Industry) – Der Straßenbau ist seit Jahrzehnten ein wesentlicher Emittent von Treibhausgasen. Bisher schien es kaum möglich, dem Sektor zu einem besseren CO2-Fußabdruck zu verhelfen. Innovative Unternehmer zeigen nun im österreichischen Vorarlberg, dass Asphalt nicht nur klimaneutral, sondern auch klima-positiv sein kann.

Der Verkehrssektor ist für mehr als ein Viertel der Emissionen der EU verantwortlich. Der Ausbau und die Reparatur des Straßennetzes tragen wesentlich zu diesen Emissionen bei. Während hier in den letzten Jahrzehnten keine wesentliche Reduktion absehbar war, wird nun im österreichischen Vorarlberg aufgezeigt, wie Asphalt klimaneutral, ja sogar klima-positiv sein kann.

Der besondere Zuschlagstoff ist hier verkohlte, pflanzliche Biomasse: Pflanzenkohle. Ein sehr vielseitig einsetzbares Material und besteht zu größten Teilen aus Kohlenstoff (C). Diesen haben die Pflanzen während ihres Wachstums als CO2 aus der Atmosphäre entnommen und umgewandelt. Über den Prozess der Verkohlung wird dieser Kohlenstoff in einer festen Struktur gebunden und fixiert.

In der Landwirtschaft hilft Pflanzenkohle bereits, die Tiergesundheit zu fördern, Methan- und Lachgasemissionen sowie Stickstoffverluste zu vermindern und Böden zu verbessern. Im Bereich der Industrie und der Bauwirtschaft besteht ein noch größeres Potenzial, Kohlenstoff dauerhaft zu binden.
Ein Beispiel dafür ist die Verwendung von Pflanzenkohle als Zuschlagstoff in Asphalt. Eine Kooperation des Energie- und Pflanzenkohleproduzenten EnergieWerk Ilg, der Straßenbaufirma MIGU und dem Systemlieferanten Syncraft zeigt, dass die Zugabe von Pflanzenkohle zu Asphalt diesen klimaneutral, ja sogar
klimapositiv machen kann. Im Falle dieses Projektes, das im österreichischen Vorarlberg umgesetzt wird, hilft sie im Straßenbau tatsächlich dabei, Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu entziehen und diesen für lange Zeit gewinnbringend zu binden.

Jedes Kilogramm Pflanzenkohle speichert den Kohlenstoff aus etwa 3 kg CO2, welchen die Pflanzen im Laufe ihres Lebens aus der Atmosphäre aufgenommen haben. Schon bei einer geringen Dosierung von lediglich 2% Pflanzenkohle sind das, bei der Jahresproduktion von MIGU von etwa 100.000 t Asphalt, 6.000 t CO2, die jedes Jahr gespeichert werden. Die Pflanzenkohle wird dabei Teil der Matrix des Asphalts und bleibt dauerhaft erhalten. An einer weiteren Verbesserung der Zusammensetzung und Erhöhung der Kohlenstoff-Speicherung soll in den nächsten Monaten gearbeitet werden.

„Überträgt man dieses Modell auf den Europäischen Markt, so ließen sich jährlich über 9 Mio. t CO2* alleine im Asphalt binden. Das wären immerhin fast 20% der jährlichen Emissionen Österreichs.“, so der Europäische Pflanzenkohle Verband European Biochar Industry Consortium (EBI). Dieser hat sich zur Aufgabe gemacht, neue Anwendungen für Pflanzenkohle zu realisieren, die bestehende Produkte verbessern und gleichzeitig dem Klimawandel entgegenwirken.

Diese Klima-Dienstleistung wird vom European Biochar Certificate (EBC) unter dem Zertifikat EBC Sink exakt berechnet und kann damit auch monetär vergütet werden. Das Unternehmen Carbonfuture, das eine Handelsplattform für Kohlenstoffsenken betreibt, hat bereits den Handel mit Zertifikaten aus dem grünen Asphalt zugesagt. „Die Preise für diese stabilen Senken werden vermutlich im Bereich von 100 Euro pro Tonne CO2-Äquivalent liegen. Davon profitieren insbesondere die Anwender der Pflanzenkohle, welche die Klimaleistung erbringen“, äußert deren Geschäftsführer Hannes Junginger.

Websites der beteiligten Unternehmen und Organisationen: