(PA_PwC) Vergleicht man global die Neuzulassungen von E-Fahrzeugen auf den wichtigsten Märkten im vierten Quartal 2019 zum selben Zeitraum im Vorjahr, ist ein deutlicher Rückgang zu erkennen: Bei den batterieelektrischen Fahrzeugen um 20,4 Prozent, bei Plug-In-Hybriden sogar um 23,9 Prozent. Bei den Hybriden ging das Wachstum ungebrochen weiter: sie legten um 30,5 Prozent zu.
Im Gesamtjahr 2019 hingegen stieg die Zahl neuzugelassener reiner „Stromer“ um 13,8 Prozent (knapp 1,4 Millionen Fahrzeuge auf allen analysierten Märkten), während die Plug-In-Hybride um fast ebenso viel zurückgingen (13,2 Prozent, 449.660 Neuzulassungen). Bei den Hybriden stand am Ende ein Wachstum von 23,2 Prozent (gut 1,4 Millionen Neuzulassungen). Durch den Anreizmechanismus des Flottenverbrauchziels auf den europäischen Märkten erwarten die Experten von PwC für 2020 insgesamt eine Erholung des globalen E-Automobilmarktes.
Stabilisierung in China, E-Mobility wird in den USA zu einer stabilen Nische
Bei der Betrachtung der einzelnen Regionen fällt im vierten Quartal 2019 bei China, dem weltweit stärksten Markt für E-Mobilität, ein Rückgang der batterieelektrischen Fahrzeuge um fast ein Drittel (32,6 Prozent) auf; bei den Plug-In-Hybriden waren es sogar -49,4 Prozent. Dennoch kam China im Gesamtjahr auf ein Wachstum von immer noch 4,2 Prozent – mit insgesamt mehr als 825.000 verkauften Einheiten weiterhin der weltweit größte Markt für Elektrofahrzeuge.
In den USA war das vierte Quartal 2019 bei den „Stromern“ gegenüber dem Vorjahreszeitraum mit -27,3 Prozent sehr schwach, die Plug-In-Hybride gingen um 36,1 Prozent zurück. Insgesamt beendeten die USA das Jahr mit einem minimalen Wachstum von 1,3 Prozent. Die Entwicklung zeigt, dass sich die Elektromobilität in den USA auf dem Weg in eine definierte Nische befindet – dort könnten einzelne Hersteller aber durchaus erfolgreich agieren.
E-Mobilität in Europa mit anhaltendem Wachstum – große Unterschiede von Land zu Land
Für die Top-5-Länder auf dem europäischen Markt – Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien – zeigt der langfristige Trend bei den neuzugelassenen E-Fahrzeugen weiterhin annähernd eine jährliche Verdopplung. Das gilt im Wesentlichen auch für 2019. So legten die batterieelektrischen Autos etwa um 78 Prozent zu. In Deutschland, dem weltweit drittgrößten Markt für E-Fahrzeuge, legten die batterieelektrischen Fahrzeuge im Gesamtjahr um 76 Prozent zu, in Frankreich um 37,7 Prozent. In Großbritannien legten die „Stromer“ im vierten Quartal 2019 mit 203,4 Prozent um über das Doppelte zu (Gesamtjahr: 144,4 Prozent).
Michael Sponring, Leiter des Bereichs Energy, Utility und Resources bei PwC Österreich, erläutert: „Das Umschwenken vom Diesel auf Elektroautos ist in Großbritannien in vollem Gange. Interessant ist vor allem, dass man dort die E-Autos inzwischen als fahrenden Stromspeicher, also als Teil einer Gesamtstrategie betrachtet, von der Windkraftanlage bis zum Privathaushalt.“ Eine solche durchgehende Strategie fehle den meisten anderen Ländern noch, darunter Italien und Spanien. Die steile Zunahme der batterieelektrischen Fahrzeuge von 113,1 Prozent in Italien bzw.
95 Prozent in Spanien zeige deren spätes Aufwachen in puncto Elektromobilität.
Gesetzliche Verbrauchsziele beeinflussen 2020 den europäischen Automobilmarkt
Wie gut verkaufen sich 2020 verbrauchsarme Fahrzeuge wie der Volkswagen ID3 oder der smart EQ und wie groß ist die Auswahl an Elektrofahrzeugen heute bereits? Diese Fragen sind für die Gesamtentwicklung des europäischen Automobilmarkts 2020 entscheidend.
Günther Reiter, Automotive Leader bei PwC Österreich: „Die verschärften Flottenverbrauchsziele der Europäischen Union stellen Hersteller vor die Herausforderung, entscheidend mehr Elektroautos zu verkaufen. Nur mit einem Produktportfolio, in dem verbrauchsarme Fahrzeuge einen erheblichen Anteil haben, lässt sich das ambitionierte 95-Gramm-Ziel erreichen. Damit werden die massiven Investitionen der letzten Jahre jetzt einer ersten Bewährungsprobe unterzogen.“
„Herausfordernd ist jedoch, dass die Elektromobilität und Kundenvorlieben in den einzelnen europäischen Ländern sehr unterschiedlich ausgeprägt sind. Während in Norwegen der Anteil der rein batterieelektrisch angetriebenen Fahrzeuge am Gesamtmarkt bereits bei über 40 Prozent liegt, beträgt er in Italien nur 0,6 Prozent“, ergänzt Günther Reiter.
Automobilhersteller bräuchten daher eine eigene Portfolio-Strategie für jedes einzelne europäische Land. Auch die Unterschiede zwischen einzelnen Regionen, etwa urbanen Ballungszentren und ländlichen Gebieten, sind sehr groß.
Michael Sponring: „Obwohl sich seit Greta Thunberg eine klare SUV-Front herauskristallisiert hat, spielt beim Verbraucher der Umweltaspekt in Sachen Mobilität immer öfter eine wichtige Rolle. Solch eine bedeutende Trendentwicklung sollten die Hersteller keinesfalls übersehen. Ein durchdachtes Portfolio-Mix aus klassischen und elektrischen Modellen würde daher die Wettbewerbsfähigkeit aufrechterhalten, zumindest bis Elektromobilität eine weitgehende Akzeptanz erreicht hat.“