RED III: Wenig Licht, einiges an Schatten!

Rede zur Lage der Union 2022 Weiter EU-Parlament bremst bei Holzenergie

Titschenbacher: EU-Biomasse-Entscheidung geht in die falsche Richtung

15.09.2022
EP Plenary session – Voting session

(AFU) – Gestern stimmte das Europäische Parlament unter anderem über die Novelle der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie (REDIII) ab. Das Erfreuliche zuerst: Das erneuerbaren Ausbauziel bis 2030 soll auf 45% erhöht werden. Den größten Diskurs gab es zum Thema der Einstufung der Biomasse als erneuerbarer Energieträger, denn diese wurde in Zweifel gestellt. Das Parlament stimmte dafür, dass primäre Biomasse aus Holz (genaue Definition, was damit gemeint ist, fehlt) grundlegend als erneuerbare Energiequelle anerkannt wird. Der Abgeordnete Markus Pieper, der maßgeblich an der RED III beteiligt ist, sagte auf der Pressekonferenz im Anschluss an die Plenarsitzung: „Wenn wir die Energiewende wirklich schaffen wollen, brauchen wir holzbasierte Biomasse als Energiequelle.“

Dennoch soll laut Europäischen Parlament der Biomasse-Ausbau beschnitten werden. Im Biomassesektor soll nur mehr die Durchschnittsmenge der Jahre 2017 bis 2022 als erneuebar (und damit für die EE-Ziele anrechenbar) anerkannt werden. Zudem fordert das EU-Parlament bis 2030 eine stufenweise Rücknahme des Primärholzeinsatzes und der Förderungen.

Ein Lichtblick für die Biomassebranche ist, dass die finalen Verhandlungen noch nicht abgeschlossen sind, denn nun beginnt der Trilog, worin auch der EU-Rat bzw. die jeweiligen Minister dem Vorschlag zustimmen müssen. Jetzt ist Energieministerin Gewessler am Zug, um das Beste für Österreich herauszuholen, heißt es aus der Branche.

Stellungnahme des Österreichischen Biomasse-Verbandes zum Thema

Kommentare aus der Branche, EU-Parlamentsabgeordnete Simone Schmidtbauer:

„Wir konnten uns damit durchsetzen, dass Biomasse auf dem durchschnittlichen Niveau von 2017-2022 auch zukünftig als erneuerbare Energie anrechenbar sein wird. Damit ist das Ziel noch nicht erreicht. In den anstehenden Verhandlungen mit den Mitgliedstaaten setzen sie sich für weitere Verbesserungen ein. Immerhin konnten wir die schlimmsten Befürchtungen abwenden, nämlich, dass die Nutzung von Biomasse überhaupt nicht mehr als Teil der Erneuerbaren Energien anerkannt würde. Für Österreich hätte dies fatale Folgen. Denn der Anteil der Bioenergie beträgt in Österreich 53% der erneuerbaren Energie und leistet einen wesentlichen Beitrag, den Anteil an erneuerbaren Energien bis 2030 um weitere 10% zu steigern, wie in den Zielen festgesetzt.“

Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig

„Ich vertrete eine klare Haltung zur aktiven Waldbewirtschaftung und Nutzung von Waldbiomasse als nachhaltige Alternative zu fossilen Brennstoffen. Einige Vorschläge, die aktuell in Brüssel diskutiert werden, sind in meinen Augen praxis- und weltfremd. Alles, was den Ausbau von Biomasse konterkariert oder gar zu einer Verringerung regional verfügbarer erneuerbarer Energieträger führt, ist in Zeiten der Energiekrise nicht nachvollziehbar und unvernünftig. Es ist geradezu eine Frage der strategischen Autonomie der EU insgesamt. Die weiteren Verhandlungen werden zu nützen sein, um eine vernünftige Rechtsgrundlage zu schaffen, die der Erreichung der Klimaziele und der nachhaltigen Waldbewirtschaftung Rechnung trägt. Dafür werde ich mich in Abstimmung mit der zuständigen Klimaschutzministerin Gewessler intensiv einsetzen. Zudem werde ich gleich übermorgen bei der informellen Tagung des Landwirtschaftsrates insbesondere auf die Forstminister zugehen und die besorgniserregenden Entwicklungen diskutieren.“

Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes

„Die Entscheidung über die künftige Biomasse-Nutzung geht in die falsche Richtung. Statt mehr Biomasse für die Strom- und Wärmeerzeugung zu verwenden, soll gemäß EU-Parlamentsbeschluss künftig der Biomasseeinsatz eingefroren werden. Wir wollen unser volles Gewicht jetzt auf die Trilogverhandlungen legen, um weitere notwendige Verbesserungen zu erreichen. Der Status von Biomasse als erneuerbarer Energieträger muss vollumfänglich beibehalten werden. Die Landwirtschaftskammer und der Österreichische Biomasse-Verband setzen sich bei den Trilogverhandlungen massiv dafür ein, dass die bäuerliche Biomasse aus dem Wald auch weiterhin vollumfänglich den Status eines erneuerbaren Energieträgers beibehält. Nur dann kann bäuerliche Biomasse zu 100% an die erneuerbaren-Energieziele angerechnet und gefördert werden. Damit wollen wir sicherstellen, dass eine technologische und wirtschaftliche Weiterentwicklung der heimischen Biomassebranche gewährleistet bleibt. Biomasse aus dem Wald ist in vielen Fällen die kostengünstigste und sicherste Wärmequelle der Bevölkerung. Und Biomasse ist gerade aufgrund der aktuellen Entwicklungen auf den Energiemärkten unverzichtbar. Die aktuelle Klima- und Energiekrise kann nur mit dem forcierten Einsatz der Biomasse bewältigt werden.“

ZUSATZINFO: Holzenergie ist unverzichtbar

Holz ist unsere wichtigste inländische Energiequelle. Dank des Bioenergie-Ausbaus kann Österreich auf Kohle- und Atomkraftwerke verzichten. Die installierte Leistung der Holzenergie-Anlagen, die an kalten Tagen für die Wärme- und Stromerzeugung abgerufen werden kann, beträgt rund 28 GW. Das entspricht einer Leistung von etwa 39 Atomkraftwerken der Marke Zwentendorf. Holzbrennstoffe basieren auf Reststoffen und Koppelprodukten, die im Wald bei der Waldpflege und bei der Produktion von Holzprodukten anfallen. Für einen Kubikmeter verbautes Holz fallen sechs Kubikmeter Nebenprodukte an, die auch energetisch verwertet werden können. Die energetische Nutzung dieser Nebenprodukte generiert die mit Abstand höchsten CO2-Einsparungen in der Nebenprodukte-Verwertung. Etwa die Hälfte der österreichischen Haushalte heizen direkt oder indirekt mit Holz oder verfügen über eine Zusatzheizung wie Kachel- oder Schwedenöfen. Etwa 2400 Nahwärmeanlagen und 130 stromerzeugende Anlagen bilden das Rückgrat der kommunalen Wärmeversorgung.