Gastkommentar #123/S. 3

15.11.2022

Dass sich eine Mehrheit im EU-Parlament gegen den weiteren Ausbau der Biomasse ausgesprochen hat, ist mir unverständlich. Biomasse aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung ist für einen erfolgreichen EU-Green-Deal unerlässlich. Den Ausbau unserer größten Quelle an erneuerbarer Energie zu beschränken, wäre absurd und lässt unsere Ziele für mehr Energieunabhängigkeit, für leistbare Alternativen zu russischem Öl und Gas und für ein grüneres, nachhaltigeres Europa in die Ferne rücken. 

Problematisch sehe ich insbesondere die EU-Definition der „Primären“ Biomasse als Grundlage für einen de facto Ausbau-Stopp der Biomassenutzung aus dem Wald. Mehr als 40 % der österreichischen Haushalte setzen Holz als Brennstoff und krisensicheren Ersatz für Erdgas und Erdöl ein. Die Einführung dieser untauglichen Definition würde große Teile der eingesetzten Brennstoffe ausschließen und die Versorgungssicherheit dieser Haushalte massiv gefährden. 

Ein Rückbau bei der Nutzung forstlicher Biomasse ist insbesondere in Zeiten, wo wir alles in unserer Macht Stehende tun müssen, um unsere Energieunabhängigkeit zu stärken, das absolut falsche Signal. 

Ein Lichtblick für die Forstwirtschaft: Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Die Verhandlungen zwischen den Mitgliedsstaaten und EU-Institutionen sind in den Startlöchern. Jetzt ist Energieministerin Gewessler, die Österreich in diesen Verhandlungen vertritt, am Zug, um das bestmögliche Ergebnis für die Bürgerinnen und Bürger und unsere heimische Forstwirtschaft herauszuholen. Ich setze mich jedenfalls weiterhin nach all meinen Möglichkeiten für Nachbesserungen für die Biomassenutzung ein.