Strom erzeugen mit Holzkraft

24.10.2022
OÖ Bauernbund-Landesobfrau LRin Michaela Langer-Weninger

(PA_OÖ Bauernbund) – Energie und Strom aus dem Wald, vom Dach oder Feld – die Bäuerinnen und Bauern produzieren schon lange nicht mehr nur Lebensmittel. Die Gesellschaft braucht die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe gerade in Zeiten der Energiewende mehr denn je.

Technologien wie die Holzverstromung, Photovoltaik oder Biogas sind erneuerbare Energieträger. Durch die derzeitige Energiekrise wird ihr Ausbau bundesweit vorangetrieben. 

Oberösterreich – Nummer 1 bei der Biomasse-Energie

Oberösterreich ist ein Waldland. Laut der Österreichischen Waldinventur (2016-2021) beträgt die Waldfläche in Oberösterreich 501.000 ha. Das entspricht einem Anteil von rund 42 Prozent der Landesfläche. Der Holzvorrat beläuft sich auf rund 160 Millionen Festmeter, das sind umgerechnet 371 Vorratsfestmeter (Vfm) pro Hektar Wald. Jährlich wächst in Oberösterreichs Wäldern mehr Holz zu als verbraucht wird. So beträgt der jährliche Gesamtzuwachs in Oberösterreich 4,2 Millionen Festmeter (9,4 Vfm/ha). Genutzt werden aber nur 4,1 Millionen Festmeter (9,1 Vfm/ha). 

„Die Verwendung von Biomasse wie beispielsweise Holz spielt in Oberösterreich eine große Rolle. Jeder sechste Haushalt (17,3 Prozent) heizt mit Biomasse. Rund 300 Nahwärme-Anlagen versorgen knapp 30.000 Haushalte in Oberösterreich mit Wärme. Damit können 81 Millionen Liter Heizöl und 215.000 Tonnen CO2 eingespart werden, so OÖ Bauernbund-Landesobfrau LRinMichaela Langer-Weninger. 

Heimische Forstwirtschaft arbeitet nachhaltig

Laut Österreichischer Waldinventur 2016/2018 wird rund die Hälfte der oberösterreichischen Waldfläche von Kleinwaldbauern bewirtschaftet, wobei die meisten weniger als fünf Hektar besitzen. „Die Bewirtschaftung der heimischen Wälder erfolgt im Sinne der Kreislaufwirtschaft durch die bäuerlichen Familienbetriebe. Diese nachhaltige Bewirtschaftung ist auch durch eines der weltweit strengsten Forstgesetze garantiert“, betont Langer-Weninger und ergänzt, dass österreichweit die Forst- und Holzwirtschaft 300.000 Arbeitsplätze und Einkommen sichert. Umgerechnet ist das jeder 15. Arbeitsplatz. 

Strom aus Holz

Die Methode der Holzvergasung wurde bereits vor mehr als 200 Jahren erfunden. Mit ihr lassen sich Wärme, Strom, Wasserstoff, synthetisches Erdgas (SNG), Holzdiesel etc. erzeugen. Holzvergasungsanlagen erzeugen zwei Drittel Wärme und ein Drittel Strom. Laut dem Österreichischem Biomasseverband produzieren sie etwa 17 Prozent der gesamten österreichischen Fernwärmeerzeugung. Schon in der Vergangenheit haben sich Bauern zu „Energiebauern“ zusammengeschlossen und Gemeinschafts-Anlagen – wie das nachfolgende Beispiel zeigt – für die Versorgung der Bevölkerung errichtet. 

„Unser von Bauern errichtetes Gemeinschafts-Biomassekraftwerk in Reichenthal/OÖ gibt es seit 1991. Im Juni 2022 wurde es um eine Holzverstromungsanlage erweitert. Wir beliefern rund 110 Objekte in Reichenthal mit Fernwärme. Das Holz kommt dabei überwiegend aus den Wäldern der beteiligten Bauern. Der produzierte Strom wird ins öffentliche Netz eingespeist. Wir erzeugen 800.000 Kilowattstunden Strom. Das reicht für 200 Haushalte bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden pro Haushalt und Jahr“, erklärt der Obmann des Biomassekraftwerkes in Reichenthal Rudolf Traxl. 

Für Traxl besonders wichtig ist der große Vorteil der Holzverstromungsanlagen: „Wir sind mit unserer Holzverstromungsanlage unabhängig von der Witterung und können konstant und bedarfsgerecht Energie in Form von Strom erzeugen.“

Klimaziele ohne Biomasse nicht erreichbar

Atomenergie und Gas wurden im heurigen Jahr seitens des EU-Parlamentes als grün und nachhaltig eingestuft. Im September 2022 wurde durch das EU-Parlament völlig unverständlich der Nutzung des nachwachsenden Rohstoffes Holz aber eine klare Abfuhr erteilt. Durch die Überarbeitung der EU-Richtlinie RED III (Erneuerbaren Energie Richtlinie – Renewable Energy Directive) soll die Nutzung von Biomasse eingeschränkt werden. Dabei soll die direkte Nutzung von Biomasse auf dem durchschnittlichen Niveau der Jahre 2017-2022 eingefroren werden. Weiters soll bis 2030 die Menge auf ein noch von der Kommission vorzuschlagendes Niveau verringert werden. 

„Die Energiewende und die europäischen Klimaziele können ohne die Biomassenutzung nicht erreicht werden. Auch werden wir so nicht die Unabhängigkeit von ausländischen Energielieferungen schaffen, sondern neue Abhängigkeiten herbeiführen. Wir stemmen uns deswegen mit aller Vehemenz gegen diese Beschlüsse und treten klar für eine nachhaltige Nutzung von Biomasse im Sinne des Klimaschutzes und der Unabhängigkeit ein“, betont Langer-Weninger und fordert ein Überdenken auf europäischer Ebene.