… statt Importgas und synthetischem Dünger

24.10.2022

(PA_IEA Bioenergy) – „Der Ausbau von Biomethan ist ein wichtiges Mittel, um Gasimporte zu ersetzen. Mit Erdgaspreisen von über 100 EUR/MWh hat sich die Wettbewerbsfähigkeit von Biomethan enorm verbessert. Biomethan bietet lokale Lösungen für Abfälle, vermeidet Methan- und Ammoniakemissionen und – was sehr wichtig ist – es bietet Alternativen für synthetische Düngemittel, die stark von fossilem Gas abhängig sind“, sagte Dr. Paul Bennett, Vorsitzender der IEA Bioenergy in Wien. 

Auf der IEA Bioenergy-Konferenz „Technology advances in liquid biofuels and renewable gas“ am 17. Oktober 2022 in Wien, diskutierten rund 500 Experten aus der ganzen Welt, online und offline, über den Ausbau von klimafreundlichem Biogas und fortschrittlichen Biokraftstoffen.

Im März 2022 hatte die Europäische Kommission in ihrem energiepolitischen Programm „REPowerEU“ das ambitionierte Ziel einer Verdoppelung der Biomethanproduktion auf 35 Mrd. m³ Biomethan bis 2030 festgelegt. Der Vorteil der Biomethanproduktion liegt darin, dass es aus lokalen Ressourcen erzeugt, und sofort in die bestehende Infrastruktur eingespeist werden kann. Dies verringert die Abhängigkeit von Energieimporten, insbesondere aus Russland.

Biomethan ist eine klimafreundliche Energie, da es fossile Brennstoffe ersetzt und Methanemissionen – ein starkes Treibhausgas – vermeidet, die sonst bei der Lagerung von Gülle oder bei der Zersetzung von organischen Abfällen entstehen würden. Außerdem kann das bei der Biogasaufbereitung entstehende biogene CO2 leicht abgetrennt und  aufgefangen sowie wiederverwendet werden, zum Beispiel in der Lebensmittelindustrie. 

Darüber hinaus fällt bei der anaeroben Vergärung ein Gärrest als Nebenprodukt an, der zur Herstellung von Biodünger verwendet werden kann. Dieser kann synthetische Düngemittel ersetzen, für deren Herstellung sonst große Mengen an Erdgas benötigt würden. Tatsächlich haben derzeit rund 70 Prozent der europäischen Düngemittelhersteller ihre Produktion aufgrund der hohen Gaspreise zurückgefahren oder eingestellt. Düngemittel sind knapp und teuer, und ein Düngemittelmangel kann zu großen Ernteausfällen führen. 

Ab 2024 sind die EU-Mitgliedstaaten verpflichtet, ihre organischen Abfälle getrennt zu sammeln, was die Biogas- und Biomethanproduktion weiter ankurbeln und zur Energiewende beitragen würde. Die Biomethanproduktion wird somit vor allem aus biogenen Abfällen und Reststoffen bestehen, wie festen Siedlungsabfällen, industriellen Rückständen, Gülle, Stroh und Rückständen aus der Landschaftspflege.

Auch Pflanzkulturen, die keine zusätzliche Landnutzung erfordern, wie Zwischenfrüchte, sollten in Betracht gezogen werden. Solche Zwischenfrüchte sind ebenfalls eine gute landwirtschaftliche Praxis, da sie die Bodenbedingungen verbessern und die Erosion verringern. Dr. Paul Bennett sieht keine Flächenkonkurrenz für den Ausbau von Biomethan, ganz im Gegenteil. 

„Wir brauchen eine zuverlässige, bezahlbare und klimafreundliche Energie in Europa. Es macht keinen Sinn, Energie und Nahrungsmittel gegeneinander auszuspielen. Sie bedingen sich gegenseitig, wie die Düngemittelproblematik zeigt. Was wir aber dringend brauchen, ist ein erleichterter Zugang für Biomethanproduzenten zum Erdgasnetz und eine schnelle Umsetzung des harmonisierten Rahmens für Herkunftsnachweise. Das schafft Klarheit und Sicherheit für Landwirte, Abfallverwerter und neue Investoren.“