Deutscher Kesselbestand trotzdem „fossil-dominiert"

25.05.2021

(PA_Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks – Zentralinnungsverband (ZIV)) – Wie klimafreundlich heizt Deutschland wirklich? Dank günstiger Förderbedingungen entscheiden sich immer mehr Bauherren für Biomasseanlagen, Hybridtechnik oder Wärmepumpen. Doch wie sieht es im Bestand aus?

72 Prozent heizen mit Gas

Nach Informationen des Bundesverbandes des Schornsteinfegerhandwerks gab es im Jahr 2020 rund 20,3 Millionen Heizungsanlagen*. Ca. 5,4 Millionen dieser Anlagen heizten mit Öl (26,5 Prozent), 13,9 Millionen nutzten Erdgas (68,5 Prozent). Hinzu kamen rund eine Million Biomasseanlagen, die mit Pellets, Hackschnitzeln oder Scheitholz betrieben wurden (5 Prozent). Die Anzahl der Einzelraumfeuerstätten wie z. B. Kamin-, Kachelöfen, Heizeinsätze oder Herde blieb mit 11,2 Millionen in etwa auf dem Niveau des Vorjahres.

Beginnt die Energiewende jetzt?

Die Zahlen basieren auf den jährlichen Erhebungen des Schornsteinfegerhandwerks und weisen für das Jahr 2020 eine Veränderung bei Brennstoffnutzung und Anlagentechnik aus. Während die Zahl der Ölheizungsanlagen im Vergleich zum Vorjahr insgesamt zurückgegangen ist (- 1,9 Prozent), nahm die Anzahl der Gasheizungsanlagen insgesamt zu. Zuwachsraten ergaben sich insbesondere im Bereich der Gasbrennwertgeräte (+ 3 Prozent). Im Jahr 2020 erfassten die Schornsteinfeger im Rahmen ihrer Überprüfungs- und Messarbeiten erstmals mehr Gas Brennwert- als Gas-Heizwertanlagen (+ 2,5 Prozent). Brennwertanlagen haben höhere Wirkungsgrade und arbeiten deutlich effizienter.

Biomasse als Alternative für fossile Brennstoffe

Auch Biomasseanlagen gewinnen an Bedeutung. Laut den Marktdaten des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) stieg der Verkauf von Biomasse-Heizkesseln im Jahr 2020 um 138 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Diese Tendenz wird sich in den nächsten Jahren auch in den Erhebungen des Schornsteinfegerhandwerks ablesen lassen, da hier die tatsächlich installierten Anlagen erfasst werden.

Der Erfolg von Biomasseanlagen ist unter anderem auf die günstigen Förderbedingungen zurückzuführen. Bauherren und Sanierer profitieren von der staatlichen Förderpolitik zur Verringerung der CO2-Emissionen im Gebäudesektor. Seit 01. Januar 2020 können Hausbesitzer für den Einbau einer Biomasseanlage Investitionszuschüsse von bis zu 35 Prozent erhalten. Bei Austausch einer Ölheizungsanlage erhöht sich der Anteil der förderfähigen Kosten im Regelfall auf 45 Prozent. Werden weitergehende Anforderungen erfüllt, liegt die Förderung noch höher. Ebenfalls gefördert werden zusätzliche Solaranlagen für Heizung und Warmwasser sowie Pelletöfen mit Wassertasche.

Immer noch zu viele Altanlagen

Wenig Dynamik zeigt sich hingegen in der Altersstruktur der Heizungsanlagen. Auch wenn Politik, Verbände und Hersteller immer wieder auf die stagnierende Sanierungsquote verweisen und Anreize geschaffen wurden, bleibt das Betriebsalter der installierten Kessel hoch. Im Jahr 2020 waren 70 Prozent der Ölheizungen und 60 Prozent der Gasheizungen in Deutschland älter als 20 Jahre. Zum Vergleich: Ab einem Alter von 15 Jahren gilt ein Heizkessel als energetisch ineffizient.

Seit 2017 bewertet das Schornsteinfegerhandwerk stufenweise die Energieeffizienz von Öl- und Gasheizkesseln auf Basis der Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung (EnVKV). Mehr als 4,1 Millionen Kessel haben bereits ein Energieeffizienzlabel vom Schornsteinfeger erhalten.

* (ohne Raumheizer, Warmwasserheizer und Wärmepumpenanlagen)