(PA_LK-Stmk) – Um bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu werden und gleichzeitig Arbeitsplätze sowie zusätzliche Wertschöpfung in den strukturschwächeren Regionen zu schaffen, forciert die Landwirtschaftskammer (LK) Steiermark Holzbauten und die Erzeugung von Holzdiesel aus Schadholz und Holznebenprodukten. Dies teilt LK-Präsident Franz Titschenbacher mit. Untermauert wird diese Strategie vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) unter Federführung des Agrarexperten Franz Sinabell.
Heimische Forst- und Holzwirtschaft ist wichtiger Arbeitgeber
„Unser nachhaltig bewirtschafteter Wald ist der beste Klimaschützer. Er ist gleichzeitig ein sehr bedeutsamer Arbeitgeber und stärkt die regionale Wirtschaft insbesondere in benachteiligten Regionen durch eine zusätzliche Wertschöpfung“, unterstreicht Titschenbacher die Bedeutung der Steiermark als Wald- und Holzland Nummer eins in Österreich. „Insgesamt beziehen durch unseren Wald 70.000 Personen ein Einkommen. Die nachhaltige Bewirtschaftung unserer Wälder ist ein europaweites Vorzeigebeispiel für eine gelebte ökosoziale Marktwirtschaft“, unterstreicht der LK-Präsident. Konkret sichert die steirische Forst- und Holzwirtschaft laut aktuellen WIFO-Berechnungen nahezu 30.000 Arbeitsplätze. Rechnet man auch jene Handelsunternehmen mit ein, in denen Möbel und Holzprodukte verkauft werden, so kommen 6.000 Erwerbstätige hinzu. Weitere 34.063 Waldbewirtschafter können durch den heimischen Forst ein Einkommen erwirtschaften.
Klimaschutz-Milliarde aus EU-Wiederaufbaufonds für Holzbau verwenden
„Unser Wald entzieht der Atmosphäre klimaschädliches Kohlendioxid (CO2), ebenso speichern Holzbauten Kohlenstoff, während gleichzeitig junge Bäume anstelle des geernteten Holzes nachwachsen“, verweist Titschenbacher auf den klimaneutralen, natürlichen Holz-Kreislauf. In diesem Verantwortungsbewusstsein forciert die LK Steiermark die vermehrte Verwendung von Holz als erneuerbaren, nachwachsenden Rohstoff. Titschenbacher: „Selbst der steirische Wald könnte die vom WIFO kalkulierte Mehrmenge von 1 Mio. Festmeter (fm) für den Holzbau aufbringen, ohne nur im Geringsten die Nachhaltigkeit zu gefährden. Damit könnten 1.400 neue Arbeitsplätze geschaffen werden und eine zusätzliche Wertschöpfung von 80 Mio. Euro in die strukturschwachen Regionen fließen.“ In diesem Sinne verlangt er, dass ein wesentlicher Teil der für Österreich reservierten Klimaschutz-Milliarde aus dem Next-Generation-EU-COVID-19-Aufbauplan für klimafreundliche Holzbauten verwendet wird.
Holzdiesel: Wichtige klimafreundliche Brückentechnologie
Um im Jahr 2040 klimaneutral zu sein, wird die heimische Land- und Forstwirtschaft künftig auch beim Kraftstoffeinsatz einen wichtigen Beitrag leisten. Holzdiesel und Holzgas, hergestellt aus Schadholz und forstlichen Nebenprodukten, sind ein klimaneutraler Ersatz von klimaschädigenden fossilen Treibstoffen. „Aus den jährlich österreichweit anfallenden Schadholzmengen, kalkuliert mit 1 Mio. fm, könnten fast 40% des in der Land- und Forstwirtschaft jährlich benötigten Treibstoffes ersetzt und gleichzeitig 1.400 neue Arbeitsplätze geschaffen werden“, rechnet Titschenbacher vor. Außerdem sollen bis 2030 weitere 30.000 steirische Haushalte an Biomasse-Nahwärmeanlagen angeschlossen und weitere 20.000 Haushalte mit Ökostrom aus Biomasse versorgt werden. Schon jetzt versorgen sich 150.000 steirische Haushalte mit Wärme aus den etwa 600 Biomasse-Nahwärme-Projekten.
WIFO: 2.800 neue Arbeitsplätze und 180 Mio. Euro mehr heimische Wertschöpfung
„Die Forst- und Holzwirtschaft kann zur geplanten Klimaneutralität Österreichs im Jahr 2040 bei gleichzeitiger Schaffung von zusätzlichen Arbeitsplätzen und einer Stärkung der regionalen Wirtschaft einen großen Beitrag leisten“, betont Sinabell. Die gemeinsam mit seinem Kollegen Gerhard Streicher erstellte Studie zeigt, dass bei einer vermehrten Verwendung von Holz im Baubereich 1.400 zusätzliche Arbeitsplätze und 80 Mio. Euro an zusätzlicher Wertschöpfung im Land geschaffen werden. Die Berechnungen erfolgten unter der Annahme, dass um 1 Mio. fm mehr Holz genutzt wird. Mit der steigenden Bevölkerungszahl ist zu erwarten, dass bis 2030 österreichweit 220.000 zusätzliche Wohneinheiten benötigt werden. Unter der weiteren Prämisse, dass 1 Mio. fm Schadholz oder Holznebenprodukte für die Holzdieselproduktion (jährlich 90 Mio. l) verwendet werden, können noch einmal 1.400 Jobs und weitere 100 Mio. Euro an Wertschöpfung im Land generiert werden.
Sinabell: Zusätzlicher Effekt durch Bau von Anlagen zur Herstellung von Holzgas
Auch die Auswirkungen der Investition in Verarbeitungsanlagen zu Herstellung von Holzgas und Holzdiesel als Ersatz von fossilem Diesel hat das WIFO in einem weiteren Szenario errechnet. Sinabell: „Für die Investition in Anlagen zur Herstellung von jährlich 90 Mio. l Holzdiesel können 5.300 Jahresbeschäftigungsverhältnisse ausgelastet werden und eine zusätzliche Wertschöpfung von 450 Mio. Euro erzielt werden.“ Die WIFO-Studien sind unter https://www.wifo.ac.at/wwa/pubid/66984 sowie https://www.wifo.ac.at/wwa/pubid/66985 verfügbar.