Branche wartet auf Gaspaket

09.12.2021
Franz Kirchmeyr (li.) und Florian Brunner führten durch den Online-Kongress Biogas 2021.

(AFU) – Vier Jahre lang wartete die Energiebranche auf das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG). „Biogas war in der Vergangenheit im Ökostromgesetz immer eine ‚Nebenzeile‘ mit fehlenden Anreizen für den Ausbau oder gar der Weiterführung bestehender Anlagen“, erklärte Norbert Hummel, Obmann-Stellvertreter im Kompost und Biogas Verband Österreich, im Rahmen des Online-Kongresses Biogas 2021. Nunmehr sind mit dem EAG Teilergebnisse vorhanden. Was fehlt, ist das große Gaspaket „Greening the gas“.

Gaspaket im Herbst 2022 erwartet

Im Strombereich sind im EAG folgende Rahmenbedingungen für Biogas vorgesehen: Anlagen mit einer Leistung kleiner 250 kW können die Verstromung mit Tarifförderung bis zum 30. Betriebsjahr fortführen. Alle Anlagen darüber sollen sich innerhalb von zwei Jahren an das Erdgasnetz anschließen, sofern eine Leitung im Umkreis von 10 km vorhanden ist. „Ich sehe bei der Diskussion um die Anschlusspflicht Licht am Ende des Tunnels, denn es soll eine Richtlinie folgen, die die Kostenverteilung des Anschlusses klar regelt“, informierte Hummel. Der Pferdefuß liege noch beim Thema „Greening the gas“, weil es nicht im Rahmen des EAGs geregelt wird, sondern ein separates Gaspakets folgen soll. Darüber wird im Augenblick „heiß“ diskutiert, aber einen Beschluss desselben erwartet Hummel erst im Herbst 2022. „Beim Ökostrom haben wir bereits einen enormen Ausbau auf einen Anteil von 72% erreicht. Im Gasnetz liegt der Anteil erneuerbarer Gase bei wenigen Prozenten. Das Ziel, dieses Netz bis 2040 vollständig zu dekarbonisieren, ist eine ‚mögliche Mammutaufgabe‘, aber wir dürfen keinen Tag verlieren. Wir müssen innerhalb von 20 Jahren quasi von 0 auf 100% kommen“, schilderte Hummel. „Deshalb stehen uns spannende Jahrzehnte bevor.“

5 TWh bis 2030 als Ziel

Die zuständige Bundesministerin Leonore Gewessler sieht die Zukunft des Biogases vordergründig in folgenden Einsatzbereichen: Industrie, Schwerlastverkehr und in der Abdeckung von Spitzenlasten. Man müsse raus aus der Raumwärme und dem Individualverkehr. Als Hauptinstrumente sieht sie hierzu Nachfolge- und Investitionsprämien. Ferner sollen neue Branchenstandards eine Vereinheitlichung und damit eine Vergleichbarkeit ermöglichen.

Die Details präsentierte Bettina Bergauer vom Klimaschutzministerium. Die Ziele sollen mit gesetzlichen Regelungen, Förderungen und Unterstützungen erreicht werden. Das Hauptanliegen des Ministeriums ist den Anteil des Biomethans bis 2030 auf jährliche 5 TWh zu erhöhen. Dazu ist im Augenblich auch ein Erneuerbaren-Gasquoten-Gesetz in Ausarbeitung. Dieses soll 2024 starten. Darin sind +0,8 Prozentpunkte der im Vorjahr verkauften Gasmenge vorgesehen. Diese jährliche Steigerung von 0,8% soll fortgeführt werden.

Beim Invest-Zuschuss werden die Umrüstung (25 Mio. Euro), Neuanlagen sowie Anlagen, die mittels Strom Wasserstoff oder synthetisches Gas herstellen (50 Mio. Euro), gefördert. Mit Vernetzungsmaßnahmen, Workshops und Branchenstandards soll das klimaaktiv-Programm Biogas den ganzen Prozess unterstützen.

Potentiale zur Genüge vorhanden

„Die Bioenergie ist das Rückgrat der Energiewende“, bestätigte Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes. „Die reine CO2-Emissionsreduktion wird aber allein nicht ausreichen, um die Klimaziele zu erreichen. Kohlenstoff muss der Atmosphäre entzogen werden.“ Einen Schlüssel dafür sieht er in der Bewirtschaftung der Böden und unserer Wälder, wie zum Beispiel die Nutzung des Holzes als Baumaterial (damit auch als Kohlenstoffspeicher) und die energetische Verwertung der Reststoffe. Auch das Biogas bringt eine dreifache „Dividende“: Vermeidung von Emissionen, Dünger und Energie.  

Potentiale sind laut Berechnungen des Österreichischen Biomasse-Verbandes zur Genüge vorhanden. Man geht derzeit davon aus, dass nur 20% der möglichen Ausbau-Potentiale genutzt werden. Deshalb ist Biogas ein großer Hoffnungsmarkt.