(PA_Amt der Oö. Landesregierung) – Hohe Fangzahlen im Borkenkäfermonitoring des Oö. Landesforstdienstes zeigen, dass der Schwärmflug der Borkenkäfer voll im Gange ist. Aufgrund der milden Temperaturen begann die Schwärmaktivität noch einmal um eine Woche früher als im bereits schwierigen Jahr 2019. LR Hiegelsberger wird im Mai einen runden Tisch zur aktuellen Lage einberufen: „Wir brauchen die gesamte Branche von den Waldbewirtschaftern über die Holzindustrie bis zu den Abnehmern an einem Tisch, um diese Situation zu bewältigen.“
Die hohen Temperaturen und die Niederschlagsdefizite im Sommer 2019 förderten die Entwicklung der rindenbrütenden Borkenkäfer, sodass sich erneut bis zu 3 Generationen inklusive Geschwisterbruten entwickeln konnten. Daraus resultierte eine Schadholzmenge von rund einer Million Festmeter, ein Vielfaches von Normaljahren. Die gut über den milden Winter gekommene letzte Generation fliegt jetzt aus, daher ist auch 2020 die Gefahr der Massenvermehrung sehr hoch. „Gerade in den nächsten Wochen ist auf die frühzeitige Befallserkennung besonders zu achten“, appelliert Landesrat Max Hiegelsberger an die WaldeigentümerInnen, ihre Wälder zu kontrollieren.
„Das wichtigste Merkmal des Befalls ist braunes Bohrmehl auf der Rinde und auf der Bodenvegetation. Weitere Anzeichen sind erhöhter Harzfluss und das Vorhandensein von Einbohrlöchern mit einem Durchmesser von bis zu 3 mm“, erläutert Landesforstdirektorin Dipl.-Ing. Elfriede Moser.
Buchdrucker und Kupferstecher verursachen große Schäden
Die in Oberösterreich bedeutendsten Borkenkäfer sind der Buchdrucker und der Kupferstecher. Der Fraß der Larven und Käfer bringt den Baum meist innerhalb kurzer Zeit zum Absterben. Die Entwicklung einer Borkenkäfer-Generation dauert je nach Witterung sechs bis zehn Wochen. Die fertig entwickelten Jungkäfer schwärmen erneut aus und verpaaren sich. Ein Borkenkäferpärchen allein vermag unter günstigen Bedingungen in einem Jahr bis zu 100.000 Nachkommen auszubilden.
Forstschutz hat jetzt höchste Priorität
Nach den Bestimmungen des Forstgesetzes hat der Waldeigentümer sein Augenmerk auf die Gefahr des Auftretens mit Forstschädlingen zu richten und diese zu bekämpfen. Wahrnehmungen über eine gefahrdrohende Vermehrung von Forstschädlingen sind der Forstbehörde umgehend zu melden. Waldeigentümer sollten sich auch untereinander auf Befallsherde aufmerksam machen. Dabei hilft eine gute Gesprächsbasis zum Nachbarn. Von der Behörde kann dem Waldeigentümer die Aufarbeitung des Schadholzes durch Bescheid aufgetragen werden.
„Die wirkungsvollsten Borkenkäferbekämpfungsmaßnahmen sind eine saubere Waldbewirtschaftung, ein frühzeitiges Aufarbeiten und zeitgerechtes Entfernen frisch befallener Bäume aus dem Wald. Wenn die befallenen Stämme jetzt nicht aus dem Wald geräumt werden, dann steigert sich die Schadmenge bis in den Sommer enorm. Wie bei anderen aktuellen Phänomenen haben wir es auch hier mit einer exponentiellen Steigerung zu tun,“ so die Empfehlung von Agrar-Landesrat Hiegelsberger.
Ausführliche Hinweise zu den Befallsmerkmalen finden Sie auf der Homepage des Landes Oö. www.land-oberoesterreich.gv.at.
Informationen zu den Flugzeiten und Fangzahlen in den Pheromonfallen sind auf der Homepage unter www.borkenkaefer.at nachzulesen.
Forstliche Förderungen – Maßnahmenkatalog
1. Nass- und Trockenlager
Aufgrund des äußerst angespannten Holzmarktes infolge der Corona-Krise ist die Anlage von Holzlagern zur Lagerung von Schadholz fernab des Fichtenwaldes erforderlich.
Daher werden nun erstmals in größerem Umfang geförderte Lagerplätze errichtet. So wird die Errichtung von Nasslagern mit 80 Prozent aus Mitteln der EU, des Bundes und des Landes unterstützt, die weniger aufwendigen Trockenlager mit 35 Prozent. „Bisher wurden fünf größere Nasslager zur Förderung eingereicht. Mit dem Bau des ersten Lagers sollte in wenigen Wochen begonnen werden. Zwei kleinere und ein größeres Nasslager befinden sich im Planungsstadium. Insgesamt könnte so eine Schadholzmenge von rd. 350.000 m³ in Nasslagern gespeichert werden“, so Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger. Zusätzlich werden zu den bestehenden Trockenlagern zusätzliche Lagermöglichkeiten gesucht. Der erforderliche Zwischentransport zu einem Nasslager wird mit 7,04 Euro pro Kubikmeter unterstützt, jener auf ein Trockenlager mit 6 Euro pro Kubikmeter.
2. Förderung des Verhackens des Restholzes
Die Restholzhaufen nach der Schlägerung sind unbedingt aus dem Wald abzutransportieren, das Verhacken wird daher gefördert. Zur vereinfachten Abwicklung wurden Standardkosten von 15 Euro pro Atrometer beziehungsweise 2,30 Euro pro Schüttraummeter festgelegt.
3. Maschinelles Entrinden des Schadholzes im Wald oder auf Zwischenlagern wird mit 80 Prozent der Kosten unterstützt.
4. Entrinden des Holzes in schwer bringbaren Lagen wird mit der einheitlichen Förderung von 80 Prozent des Standardkostensatzes von 31,50 Euro pro Baum unterstützt.
5. Förderung von Anbaugeräten an Motorsägen für die Entrindung: Förderungssatz 80 Prozent.
6. Durch einen kleinen Umbau am Harvesterkopf kann der Harvester bei der Schadholzernte auch gleich die Stämme entrinden. Die dabei entstehenden Mehrkosten werden ab nun mit 5,6 Euro pro Kubikmeter abgegolten.
7. Anhebung der Gewichtslimits bei LKW-Transporten: Die Erhöhung des Maximalgewichtes von den üblichen 44 auf 50 Tonnen beschleunigt den Abtransport des Schadholzes.
8. Förderung von Aufforstungen
Langfristig kommt dem Waldumbau in Mischwälder mit Laubholz, Tanne, Lärche und Douglasie die entscheidende Bedeutung zu. Durch eine Änderung der Sonderrichtlinie ist für die meisten Waldbesitzer der Förderungssatz von 60 auf 80 Prozent angehoben worden. Die Standardkosten samt Pflege bei Tanne und Laubholz betragen 3 Euro und bei den sonstigen Nadelmischbaumarten 2,65 Euro pro nachgesetztem Baum. Aufgrund der großen Schadflächen im Vorjahr sind für die heurige Frühjahrsaufforstung rund 900 Anträge für Aufforstungen und Pflege mit einem Förderungsvolumen von rund 2,7 Mio. Euro gestellt worden.
9. Einschneiden für Eigenbedarf der nächsten Jahre und Forcierung von Holzbau
Für in den nächsten Jahren geplante Bauvorhaben soll in Kooperation mit Sägewerken oder mobilen Sägen Käferholz auf Vorrat selbst eingeschnitten werden, um die Qualität des Holzes zu erhalten. In Fortführung der Holzbauoffensive sollten möglichst alle eigenen Bauten mit Holz geplant werden.
Runder Tisch mit allen Beteiligten der Wertschöpfungskette Wald-Holz
„Das Land Oö. ergreift alle Möglichkeiten, um den Borkenkäfer wirksam zu bekämpfen“, sagt Landesrat Max Hiegelsberger und appelliert an die WaldeigentümerInnen, die Wälder auf Borkenkäferbefall zu kontrollieren. Gleichzeitig kündigt er Gespräche mit der gesamten Branche an: „Auch 2020 ist die gute Zusammenarbeit in der gesamten Wertschöpfungskette vom Wald über die Holzindustrie bis zu den Abnehmern von höchster Bedeutung. Daher werde ich im Mai wieder einen Runden Tisch Borkenkäfer einberufen. Nur gemeinsam können wir diese Situation bewältigen.“