Österreich: Fast 100 % Strom aus Erneuerbaren

Unternehmen für CO2-Preis Weiter Ecomondo & Key Energy 2021 ...

Dank guter Wasserführung im Sommer

29.09.2021

(PA_APG) – „Mitte Mai bis Ende August konnte der Stromverbrauch in Österreich praktisch zu 100 % aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt werden – bilanziell. Das bedeutet: Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen war in diesem Zeitraum zumindest gleich hoch wie der Verbrauch. Hauptursache dafür war eine sehr gute Wasserführung,“ analysiert Gerhard Christiner, technischer Vorstandsdirektor beim Stromnetzbetreiber Austrian Power Grid (APG) die aktuelle Statistik.

Nachhaltiger Strom wird österreichweit verteilt

Im August lieferten die Laufwasserkraftwerke hierzulande, speziell entlang der Donau, mit 3.223 GWh große Mengen an nachhaltigem Strom. Das entspricht einem prozentuellen Anteil der gesamtösterreichischen Erzeugung von 60 Prozent. Diese Energie wurde zum Beispiel über das APG-Netz auch nach Wien transportiert, wo Wärmekraftwerke in der warmen Jahreszeit traditionell stillstehen. Die Bundeshauptstadt deckte ihren Strombedarf zum überwiegenden Anteil über die Entnahme aus dem APG-Netz. Das zeigt, wie wichtig eine leistungsstarke Strominfrastruktur für die Versorgungssicherheit und die effektive Nutzbarkeit von erneuerbaren Energien ist.

Deutlicher Export-Saldo aufgrund Erzeugungsüberschuss

Die hohe Wassererzeugung, aber auch Erzeugung aus Windkraft und Photovoltaik führte in den Sommermonaten typischerweise zu einem deutlichen Export-Saldo. So wurden alleine im August vertraglich 252 GWh exportiert.

Leichter Verbrauchsanstieg

„Der Stromverbrauch selbst hat sich im Verlauf des Sommers relativ typisch verhalten. Tendenz insgesamt jedoch leicht steigend, wie die aktuellen Daten zeigen: Im August war der Verbrauch durchschnittlich um rd. zwei Prozent auf 5.015 GWh gestiegen – ein ähnlicher Zuwachs wie schon im Juli,“ sagt Christiner. Als Referenz dient jeweils der Vergleichszeitraum 2017-2019, bevor sich Lockdowns während der Corona-Pandemie auf den heimischen Stromverbrauch auswirkten.

Zurückzuführen ist der leichte Verbrauchsanstieg auf die zunehmende Nutzung von Strom in vielen Bereichen des täglichen Lebens – sei es bei der Mobilität, bei der Kühlung von Gebäuden sowie der Nutzung digitaler Dienste vom Streaming bis zur Bezahlung. Auch die zunehmende Elektrifizierung von Wirtschaft und Industrie darf nicht außer Acht gelassen werden.

Strompreis weiterhin stark steigend

Gleichzeitig ist weiterhin ein starker Anstieg beim Strompreis zu konstatieren. Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG konkretisiert: „Im August lag der monatliche Durchschnittspreis bei 82,8 Euro pro Megawattstunde. Im Vorjahr waren es 32,3 Euro pro Megawattstunde, das bedeutet einen Anstieg von 130 Prozent,“ und erläutert die Ursache: „Die steigenden CO2- und Gaspreise führen – in Kombination mit der in den Sommermonaten niedrigen Windkrafterzeugung in Deutschland – auch in Österreich aktuell zu einem ungewöhnlich hohen Strompreis.“

Keine Energiewende ohne starkes Stromnetz

Die Ziele der Stromzukunft sind ambitioniert. Bis 2030 soll der gesamte Stromverbrauch Österreichs bilanziell durch nachhaltigen Strom gedeckt werden. Um das zu schaffen braucht es hierzulande einen enormen Ökostrom-Ausbau von 27 TWh. Davon sollen 11 TWh (11.000 MW Leistung) auf Photovoltaik (PV) entfallen, 10 TWh (5.000 MW Leistung) auf Windkraft, 5 TWh (1.250 MW Leistung) auf Wasserkraft und 1 TWh (200 MW Leistung) auf feste Biomasse. Den Grundstein für den Ausbau der Erneuerbaren legt das in Kraft getretene Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG), doch braucht es nicht nur die Erneuerbaren, sondern auch eine dementsprechend starke Netzinfrastruktur. „Die beste Erzeugung durch Erneuerbare nützt uns nichts, wenn die zur Verteilung des Stroms notwendige Infrastruktur zu schwach oder nicht vorhanden ist. Ohne ein sicheres und starkes Stromnetz werden wir die für die Energiewende notwendigen Ziele nicht erreichen und unsere hohe Qualität an Versorgungssicherheit mittel- bis langfristig gefährden“, stellt Christiner klar.

Notfall-Maßnahme „Redispatch“ an 148 Tagen notwendig

Um die Anforderungen der Zukunft, das Gelingen der Energiewende sowie die Elektrifizierung von Wirtschaft, Industrie und Gesellschaft zu ermöglichen, investiert APG allein 2021 rund 357 Millionen Euro in das heimische Stromsystem. In den kommenden zehn Jahren werden insgesamt rund 3,5 Milliarden Euro investiert. Doch bereits jetzt führen fehlende Netzkapazitäten zu Engpässen auf den Leitungen und erfordern nahezu täglich den Einsatz von Notfallmaßnahmen, dem so genannten Redispatch (RD). Dabei wird hohen Leitungsbelastungen mittels gezieltem Einsatz von thermischen und hydraulischen Kraftwerken entgegengesteuert. „Mit Stand August waren derartige Eingriffe heuer bereits an 146 Tagen notwendig. Das verursacht Kosten, die letztendlich der Stromkunde bezahlen muss. Zu Monatsende lagen die durch RD-Maßnahmen ausgelösten Ausgaben bei rund 74 Millionen Euro. Ein leistungsstarkes Stromnetz mit ausreichenden Kapazitäten würde den RD-Bedarf erheblich verringern und die Kosten reduzieren. Der unmittelbare Ausbau der Netzinfrastruktur hat daher oberste Priorität“, betont auch Karall.

APG verfolgt laufend die Entwicklung der heimischen E-Wirtschaft und veröffentlicht unter https://www.apg.at/infografiken regelmäßig Grafiken zu den Themen: Energieaustausch, Stromverbrauch Österreich, Stromverbrauch Europa, Import/Export, Strompreis u.v.a.m.