(PA_Greenpeace; PA_ÖVGW) – Die Umweltschutzorganisation Greenpeace deckt mit Video- und Bildmaterial erstmalig Methan-Leaks an österreichischen Gas- und Öl-Standorten auf. Erdgas, auch fossiles Gas genannt, macht immer noch 21,8% des heimischen Energieverbrauchs aus. Es besteht zu rund 85% oder mehr aus dem gefährlichen Treibhausgas Methan. Das farblose, höchst klimaschädliche Gas ist für das bloße Auge unsichtbar, kann jedoch mittels hochspezialisierter Infrarotkameras sichtbar gemacht werden. Bei zwei unabhängigen, zufällig gewählten Einsätzen konnte das Investigativ-Team von Greenpeace nun erstmals durch Einsatz einer solchen Kamera der Firma FLIR (FLIR GF320) an drei zentralen Standorten der heimischen Öl- und Gasindustrie – dem Gas Connect Austria Knotenpunkt Baumgarten, der Borealis & OMV Raffinerie Schwechat, sowie an der OMV Gasstation Aderklaa – verdächtige Ausströmungen dokumentieren. Das aufgezeichnete Material wurde dem renommierten US-amerikanischen Experten Tim Doty, der bereits für die New York Times und die texanische Kommission für Umweltqualität tätig wurde, zur Analyse übermittelt. Das Gutachten des internationalen Top-Experten fällt vernichtend aus: An allen drei Standorten wurden teils unkontrollierte Austritte von höchst klimaschädlichem und potentiell gesundheitsgefährdendem Methan und zusätzlichen Gasen nachgewiesen. Greenpeace fordert von der OMV, deren Tochter Borealis und der Gas Connect Austria die sofortige Kontrolle und Behebung der dokumentierten Missstände und ein Aus für den Klimakiller fossiles Gas bis 2040.
Ein umfassendes Factsheet zu den Erkenntnissen der Investigativ-Recherche sowie Hintergrundfakten zum Klimakiller Gas finden Sie hier: http://bit.ly/GPReportKlimakillerGas
Das Original-Gutachten US-amerikanischen Experten Tim Doty finden Sie hier: http://bit.ly/GutachtenEN
Eine übersetzte Version finden Sie hier: http://bit.ly/GutachtenDE
Gasverband weist Greenpeace Vorwürfe entschieden zurück
„Den Behauptungen der Umweltschutzorganisation Greenpeace liegt keine umfassende Analyse, sondern lediglich eine Kurzrecherche ohne fundierte wissenschaftliche Begleitung zugrunde“, kontert die Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW), eine heute veröffentlichte Greepeace-Pressemitteilung zu angeblichen „Methan Leaks“. Sie kritisiert, dass die gezogenen Schlüsse „scheinbar auf Beweisfotos basieren, welche ohne Angabe einer technischen Skala und somit ohne Möglichkeit einer technischen Nachvollziehbarkeit beruhen. Das können auch Aufnahmen einer Wärmebildkamera sein, die uns warme Luft als Methanemissionen verkaufen möchte.“
Als weiteren Schwachpunkt des Berichts sieht die ÖVGW die Behauptung, dass Gas beim Verbrennen Feinstaub verursache: „Das ist völlig falsch. Erdgas verbrennt praktisch ohne Feinstaubemissionen.“
„Kraut und Rüben vermischt“
Bei der zentralen Aussage der Pressemitteilung, wonach Gas für Methanemissionen in Österreich verantwortlich sei, werden laut dem ÖVGW „Kraut und Rüben“ miteinander vermischt: So stellt das Papier beispielsweise die Gesamtemissionen der Öl- und Gasbranche sowie Teile der Chemischen Industrie ausschließlich als Emissionen des Gassektors dar – „zu Unrecht“, wie es aus der ÖVGW heißt.
Fakt ist: Laut dem Klimaschutzbericht 2020 des Umweltbundesamtes wurden 2018 insgesamt 72 Prozent der Methanemissionen in Österreich von der Landwirtschaft, 18 Prozent von der Abfallwirtschaft und 9 Prozent vom Energiesektor verursacht. Gemäß der österreichischen Treibhausgasinventur lagen die Methanemissionen aus der Gewinnung, Speicherung und Verteilung 2018 bei 0,24 Mt CO2-eq. Das sind 0,3 Prozent der gesamten österreichischen Treibhausgasemissionen.