(PA_Fachverband der Holzindustrie Österreichs) – Ein Dach über dem Kopf, Wärme und Energie im Haus sowie ausreichend Lebensmittel und Hygieneartikel – alles Dinge, die der Mensch in Krisenzeiten benötigt. Die österreichische Forst- und Holzwirtschaft mit ihren 172.000 Betrieben und 300.000 MitarbeiterInnen trägt mit ihren Produkten und Leistungen maßgeblich dazu bei, diese wesentlichen Grundbedürfnisse der Bevölkerung abzudecken. Es ist die Wertschöpfungskette Holz, die den Roh- und Werkstoff Holz bereitstellt, Verpackungsmaterial für den Lebensmitteltransport herstellt, Zellstoff für Hygieneartikel wie Toilettenpapier produziert, Biomasse für die Energiegewinnung bereitstellt und Holzbauteile für die Bauwirtschaft erzeugt.
Bauwirtschaft und freier Güterverkehr als Schlüsselfaktoren
Geschätzt 60 Prozent aller Holzprodukte finden im Bereich der Bauwirtschaft ihren Einsatz. Somit gehört der Holzbau mit einem Produktionswert von 12 Mrd. Euro entlang der gesamten Wertschöpfungskette Holz zu einem wichtigen Grundpfeiler der österreichischen Wirtschaft. Eine durch die Covid-19 Krise bedingte Stilllegung der heimischen Bauwirtschaft hätte fatale Auswirkungen auf die gesamte Holzbranche. Der abrupte Einbruch der Absatzmengen von Bauprodukten hätte zahlreiche Werksschließungen in der Holzindustrie zur Folge und es würde zu massiven Ausfällen in der Land- und Forstwirtschaft, in den weitreichenden Zulieferketten sowie in der regionalen Wertschöpfung kommen. Folglich ist es wesentlich, die Bauwirtschaft zu erhalten, ihre Baustellen auch in diesen Zeiten abzuwickeln und dabei für entsprechende Schutzmaßnahmen zu sorgen. Die gesundheitliche Sicherheit der MitarbeiterInnen steht auch in allen noch produzierenden Betrieben der Wertschöpfungskette Holz an erster Stelle und wird mit größter Sorgsamkeit und großem Aufwand gewährleistet. Mit rund 70 Prozent Exportrate sind die Produkte der Wertschöpfungskette Holz auch international besonders gefragt. Damit zählt der grenzüberschreitende Güterverkehr, besonders in unsere Nachbarländer Italien und Deutschland zu einem der essentiellen Faktoren für den Fortbestand der holzverarbeitenden Produktionsbetriebe. Ebenso ist der freie Personenverkehr für Schlüsselarbeitskräfte unbedingt aufrecht zu erhalten.
Folgewirkungen auf die Versorgungssicherung Österreichs
Bei der Verarbeitung von Holz in Sägewerken fallen große Mengen Sägenebenprodukte an, welche für die Produktion von Papier- und Zellstoff, Spanplatten und in der Energie- und Wärmegewinnung eingesetzt werden. Außerdem dient Rinde als Biomasse für energetische Zwecke. Die Bevölkerung der Region rund um Holzindustriestandorte bezieht teils Wärme und Energie aus dezentralen Biomasseheizkraftwerken oder nutzt den nachhaltigen Brennstoff für ihre hauseigenen Pelletsheizungen. Durch das Wegfallen der Sägenebenprodukte wäre dieser ökologische Brennstoff nicht mehr ausreichend verfügbar, zahlreiche Haushalte ohne Heizung und Warmwasser. Aber auch die Versorgung mit Lebensmitteln wäre negativ vom Produktionsstopp der Holzindustrie betroffen, wenn wichtige Nahrungsmittel nicht mehr in Holzverpackungen wie Paletten, Kisten und Steigen an den Lebensmittelhandel geliefert werden können.
Produktion von Hygieneprodukten wäre nicht mehr möglich
Die Papierindustrie sichert mit ihren Kartonprodukten die Verpackung dringlicher Güter und sorgt mit ihrer Zellstoffproduktion für die Herstellung von Hygieneartikeln wie zum Beispiel Toilettenpapier, Windeln und Taschentücher. Insbesondere zählen dazu auch Produkte, die dringend in der Medizin benötigt werden, u.a. medizinische Schutzausrüstung. Die dafür nötigen Sägenebenprodukte kommen in Form von Hackgut von der heimischen Holzindustrie. Wird diese Zulieferkette unterbrochen, drohen Engpässe nicht nur bei der Grundversorgung der Bevölkerung mit Artikeln des täglichen Lebens, sondern auch im medizinischen Bereich.
Auswirkungen auf die Land- & Forstwirtschaft sowie den Wald
Ein zentrales Thema für die österreichische Holz- und Papierindustrie ist die ausreichende Versorgung mit dem Rohstoff Holz. Die Forstwirtschaft ist als Rohstofflieferant ein unverzichtbarer Partner. Frühling und Sommer werden wieder verstärkt Schadholz durch die Verbreitung des Borkenkäfers bringen. Dies ist eine direkte negative Folge des Klimawandels. Zu befürchten ist, dass dieses Holz von der bereits krisengeschwächten Holzindustrie nicht mehr aufgenommen werden kann. Der volkswirtschaftliche Schaden wäre besonders groß, würde das Schadholz der heimischen Forstbetriebe aufgrund stillstehender Industriebetriebe oder minimaler Produktionsmöglichkeiten über lange Zeit kaum mehr Abnahme in der Holzindustrie finden. Die rund 145.000 Waldbesitzer und damit die ländliche Wertschöpfung sind davon stark betroffen. Neben zahlreichen Existenzen ist auch der Wald bedroht. Der Zustand der Wälder würde sich dramatisch verschlechtern, wenn das Schadholz nicht mehr aus dem Wald gebracht werden würde. Das für den Borkenkäfer bruttaugliche Schadholz würde die Ausbreitung des Schädlings begünstigen. Der Wald und damit ein wichtiger Teil unserer Lebensgrundlage bräuchte Jahrzehnte bis er wieder in seinem heutigen Zustand ist – Zeit, die in Zeiten massiver Klimaveränderungen nicht vorhanden ist. Waldhygienische Maßnahmen und damit die Nutzung von Holz sind daher besonders wichtig.
Holz ist in Österreich der wichtigste nachhaltig zur Verfügung stehende Rohstoff
Seine Bedeutung ist in der Kreislaufwirtschaft und im Klimaschutz gewichtig. Insgesamt werden jährlich rund 25 Millionen Erntefestmeter ohne Rinde stofflich genutzt. Dadurch wird Kohlenstoff in Produkten gespeichert und dem CO2-Kreislauf mittelfristig entzogen. Im Hinblick auf unsere aktuellen Herausforderungen ist Holz ein unverzichtbarer Baustein für die Grundversorgung der Bevölkerung.
Appell an die Bunderegierung
„Die Wertschöpfungskette Holz ist nun massiv gefordert, gemeinsam diese Krise zu managen. Es braucht jedoch vor allem die Unterstützung der Politik, um in diesen herausfordernden Zeiten zu bestehen. Nur mit ihrer Unterstützung kann es gelingen, die Versorgungssicherung in Österreich, die Zukunft der 172.000 Betriebe mit ihren 300.000 Mitarbeitern und unseren heimischen Schatz – den Rohstoff Holz – vor schwerwiegenden Folgeschäden zu bewahren“, sagt FHP-Vorsitzender Rudolf Rosenstatter. Die Wertschöpfungskette Holz ist nach dem Tourismus der zweitgrößte Devisenbringer Österreichs. Der Appell an die Politik lautet daher, die Baustellen praktikabel aufrecht zu halten, den freien Grenzverkehr für Schlüsselarbeitskräfte sowie für Exporte sicherzustellen und damit auch eine bessere Schadholzbewältigung zu gewährleisten. Zudem benötigt die Wertschöpfungskette Holz in den kommenden Monaten maßgebliche politische Unterstützung in einer umfassenden Lösung der Schadholzproblematik – zur Rettung des heimischen Waldes.