(PA_VCÖ) – Licht und Schatten brachte aus Sicht der Mobilitätsorganisation VCÖ – Mobilität mit Zukunft der EU-Umweltministerrat. Die Einigung, über den Ausstieg von Benzin und Diesel bei Neuwagen ist sehr erfreulich, das Jahr 2035 ist aber aus Klimasicht zu spät. Das geplante Schlupfloch für E-Fuels wäre aus Energiesicht kontraproduktiv und ein „fauler Kompromiss“. Die Herstellung von E-Fuels verschlingt viel Energie und ist sehr teuer. Angesichts der sich verschärfenden Klimakrise fordert der VCÖ verstärkte Maßnahmen, um den Erdölverbrauch des Verkehrs zu reduzieren.
„Das Verbrennen von Benzin und Diesel befeuert die Klimakrise und die Teuerung, verschmutzt die Luft und macht dadurch viele Menschen krank. Und der hohe Erdölverbrauch des Verkehrs führt dazu, dass jedes Jahr allein aus Österreich mehrere Milliarden Euro für Rohöl-Importe in despotische Regime fließen. Der beschlossene Ausstieg aus Benzin und Diesel ist erfreulich, dass dieser für Neuwagen erst ab dem Jahr 2035 kommt, ist aus Klimaschutzsicht zu spät“, stellt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer zum Beschluss des EU-Umweltministerrats fest. Die EU hinkt mit ihrem Beschluss sogar zahlreichen Autoherstellern hinterher. Beispielsweise haben Fiat, Ford, Jaguar, Opel und Volvo den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor bereits bis zum Jahr 2030 zum Ziel gesetzt.
Der EU-Umweltministerrat hat sich heute Nacht darauf geeinigt, dass ab dem Jahr 2035 nur mehr Neuwagen in der EU verkauft werden dürfen, die kein Benzin und keinen Diesel verbrennen. Alle Neuwagen müssen ab dann emissionsfrei sein. Ausnahmen für Verbrennungsmotoren sind aber für mit synthetischen Kraftstoffen (E-Fuels) betriebene Neuwagen geplant.
E-Fuels benötigen aber für ihre Herstellung sehr viel Energie. Doch alle Sektoren, die Haushalte, die Industrie, die Landwirtschaft, benötigen künftig erneuerbare Energie. „Wir müssen die begrenzte Menge an erneuerbarer Energie mit Hausverstand einsetzen. Das heißt, wenn mehrere Technologien zur Verfügung stehen, dann ist die energieeffizientere zu verwenden. Und das ist bei Pkw der Batterie-Elektrische Antrieb“, weist VCÖ-Expertin Mosshammer auf die mangelnde Energieeffizienz von E-Fuels hin.
Eine aktuelle europäische Studie zeigt, dass ein Auto, dass mit aus erneuerbarer Energie erzeugten E-Fuels doppelt so viel CO2 verursacht wie Pkw mit batterie-elektrischem Antrieb. Da die Herstellung von E-Fuels extrem energieintensiv ist, kommt ein Batterie-elektrischer Pkw mit 100 kWh Primärenergie fünf bis sechsmal so weit wie ein Pkw, der mit E-Fuels fährt. „Während ein Pkw mit E-Fuels mit 100 kWh Primärenergie nur von Wien nach St. Pölten kommt, kommt ein batterie-elektrischer Pkw mit 100 kWh Primärenergie von Wien bis nach Salzburg“, verdeutlicht VCÖ-Expertin Mosshammer den Unterschied und ergänzt: „Diese Energieverschwendung können wir uns in Zeiten der sich verschärfenden Erderhitzung nicht leisten. E-Fuels brauchen wir dort, wo der batterieelektrische Antrieb keine Alternative ist, etwa im Flugverkehr oder in der Schifffahrt.“
Insgesamt braucht es von der EU und auch von Österreich verstärkte Maßnahmen, um den Erdölverbrauch des Verkehrs rascher zu reduzieren. Zentral sind dabei die Verlagerung von Autofahrten auf den Öffentlichen Verkehr und bei kürzeren Strecken auf das Fahrrad. Da vier von zehn Autofahrten kürzer als fünf Kilometer sind und sechs von zehn kürzer als zehn Kilometer ist das Potenzial des Radverkehrs groß. Um den Verkehrsaufwand zu reduzieren, sind nicht nur Homeoffice und Videokonferenzen zu forcieren, sondern auch die Zersiedelung zu stoppen und stattdessen Ortskerne zu stärken. Neue Betriebe sind dort anzusiedeln, wo es eine gute Erreichbarkeit mit dem Öffentlichen Verkehr gibt.