(PA_Wien_Energie) – In Wien-Simmering stehen drei Kolosse der Wärmewende: Wien Energie errichtet am Gelände neben der ebswien Kläranlage seit eineinhalb Jahren die leistungsstärkste und umweltfreundlichste Großwärmepumpen-Anlagen Europas, die Abwärme aus einer Kläranlage nutzt. Der Anlagenbau der ersten Ausbaustufe ist fertiggestellt, jetzt startet Wien Energie mit der Inbetriebnahme des Klimaschutz-Großprojekts. „Wien wird bis 2040 klimaneutral! Die Wärmepumpen-Anlage bei der Kläranlage ist ein großer Meilenstein auf diesem Weg. Als Stadt drehen wir an den großen Schrauben und nutzen jede erneuerbare Wärmequelle, die uns zur Verfügung steht. Allein mit dieser neuen Anlage von Wien Energie können wir in der ersten Ausbaustufe schon bis zu 56.000 Wiener Haushalte mit grüner Fernwärme versorgen. Mit unseren Wärmepumpen sind wir europaweit Vorreiter“, freut sich Bürgermeister Michael Ludwig anlässlich der Fertigstellung der Anlage.
Für die Wärmeerzeugung nutzt die Anlage das gereinigte Abwasser aus der benachbarten ebswien Kläranlage. Die Wärme im Abwasser, die bislang ungenutzt in den Donaukanal geflossen ist, kann so sinnvoll verwendet werden. „Wir nutzen Wärme, die vorhanden ist und heizen damit klimafreundlich die Wohnungen der Wienerinnen und Wiener. ‚Raus aus Gas‘ ist für uns nicht nur eine Überschrift, sondern ein konkreter Handlungsauftrag. Mit solchen Leuchtturmprojekten wie der Großwärmepumpe setzen wir die Wärmewende in Wien Stück für Stück um“, ist Finanz- und Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke überzeugt.
100 Prozent regionale und erneuerbare Energie
Mit Strom aus dem nahegelegenen Donaukraftwerk Freudenau und der Abwärme aus dem Abwasser der Kläranlage kann Wien Energie die Großwärmepumpe zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien betrieben. Bei der Kläranlage wird jedoch nicht nur die Abwärme aus dem Abwasser genutzt, um nachhaltig Energie zu erzeugen. „Wir haben uns im Klimafahrplan vorgenommen, Wien bis 2040 klimaneutral zu machen. Für dieses Ziel setzen wir alle Hebel in Bewegung. Die Kläranlage in Simmering ist ein Vorzeige-Beispiel: Hier wird das Abwasser, der Klärschlamm, die Wasserkraft und die Sonnenenergie genutzt, um sauberen Strom und klimafreundliche Wärme zu gewinnen“, betont Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky.
Erneuerbaren-Anteil der Fernwärme steigt deutlich
Wien will bis 2040 klimaneutral werden. Einer der wesentlichen Hebel dafür liegt im Wärmesektor, verantwortet dieser doch rund 40 Prozent der CO2-Emissionen in der Bundeshauptstadt. Wien Energie stellt die Fernwärme, die heute noch zu knapp mehr als der Hälfte aus fossilen Energien erzeugt wird, sukzessive auf nachhaltige Quellen um. Dafür hat das Unternehmen bereits 2021 einen konkreten Fahrplan vorgelegt. Die Großwärmepumpe bei der Kläranlage ist ein großer Schritt bei dessen Umsetzung.
„Wir schreiben hier ein Stück Wärmewende-Geschichte für Wien. Mit der ersten Ausbaustufe der Großwärmepumpe erhöhen wir den Anteil erneuerbarer Fernwärme auf einen Schlag um rund sieben Prozent. Im Vollausbau verdoppeln wir die Leistung und können mit der Anlage über 100.000 Wiener Haushalte mit klimaneutraler und regionaler Wärme versorgen“, erklärt Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung. Rund 70 Millionen Euro investiert Wien Energie in die erste Ausbaustufe, die nun fertiggestellt wird und in Betrieb geht. Zu den aktuell drei errichteten Wärmepumpen gesellen sich in einem nächsten Schritt bis 2027 drei weitere Anlagen. Im Vollausbau erzeugt Wien Energie an diesem Standort künftig Fernwärme mit einer Leistung von 110 Megawatt.
Aus Abwasser wird Fernwärme
Normalerweise fließt das Abwasser der Kläranlage nach der Reinigung in den Donaukanal. Ab sofort macht das Wasser davor noch einen Umweg in die Großwärmepumpenanlage: Dort stehen die Wärmepumpen, die mit Wärmetauschern dem gereinigten Wasser rund sechs Grad Celsius entziehen. Diese geringe Temperatur kann Wien Energie mit der modernen Technik in der hochkomplexen Anlage nutzen, um Wärme mit mehr als 90 Grad Celsius zu erzeugen. Diese Wärme fließt dann in Form von heißem Wasser über das Fernwärmenetz in zigtausende Wiener Wohnungen, die mit Fernwärme versorgt werden. Wien Energie verwertet so die wertvolle Wärmeenergie im gereinigten Abwasser, die bislang ungenutzt blieb.
Ökostrom vom Wasserkraftwerk direkt zur Wärmepumpe
Den Ökostrom für den Betrieb der Anlage bezieht Wien Energie direkt vom nahegelegenen VERBUND-Donaukraftwerk Freudenau. Für den effizienten und optimalen Betrieb der Wärmepumpe hat Wien Energie eine eigene Direktleitung zwischen Kraftwerk und Anlage errichtet. Beim Kraftwerk wurde dazu eine eigene Abzweigstelle gebaut. Von dort fließt der Strom über die rund ein Kilometer lange Leitung bis zur Wärmepumpe. So kommt sämtliche eingesetzte Energie direkt aus der Umgebung und wird für die Wärmeversorgung der Wiener*innen genutzt.
Neue Pumpstation für Fernwärmenetz
Um diese großen Wärmemengen auch im Fernwärmenetz verteilen zu können, hat Wien Energie zudem eine neue Fernwärme-Pumpstation errichtet. Am Kraftwerksstandort Simmering gibt es nun eine zweite Pumpstation, die – ähnlich wie ein Herz – pro Stunde bis zu 7.500 Kubikmeter Warmwasser durch das Fernwärmenetz pumpt.
Diese neue Pumpstation kann nicht nur die Wärme der Wärmepumpen bei der Kläranlage, sondern auch weitere Kapazitäten verteilen. Das ist notwendig, da das Fernwärmenetz in Wien kontinuierlich wächst. Heute ist das Wiener Fernwärmenetz mit über 1.300 Kilometern Länge eines der größten Europas. Wien Energie versorgt 440.000 Wiener Haushalte und 7.800 Großkunden mit Fernwärme. Bis 2040 will Wien Energie rund 56 Prozent der Wiener Haushalte mit klimaneutraler Fernwärme versorgen.
Eckdaten Großwärmepumpe ebswien Kläranlage
- Leistung 1. Ausbaustufe: 55 MW – Fernwärme für bis zu 56.000 Haushalte
- Vollausbau bis 2027 geplant
- Leistung Vollausbau: 110 MW – Fernwärme für bis zu 112.000 Haushalte
- Jährliche CO2-Einsparung im Vollausbau: bis zu 300.000 Tonnen
- Investitionen: 70 Millionen Euro (erste Ausbaustufe)
- Das Projekt wird aus den Mitteln der Umweltförderung des BMK gefördert; um EU-Förderungen (IWB/EFRE) wurde angesucht.