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18.10.2023

(PA_Deloitte) – Auch wenn das Thema von anderen Krisen überschattet wird: Der Klimawandel ist die zentrale Herausforderung unserer Zeit. Das macht die Auseinandersetzung mit der eigenen Nachhaltigkeit auch für österreichische Unternehmen unabdingbar. Laut einer repräsentativen Studie von Deloitte Österreich und SORA ist das den Betrieben zwar bewusst, der damit einhergehende Aufwand wird aber massiv unterschätzt. 

Im Rahmen einer Studie hat Deloitte in Zusammenarbeit mit dem Sozialforschungsinstitut SORA 413 österreichische Unternehmen zu ihren Bestrebungen im Bereich Nachhaltigkeit befragt. Das Ergebnis des „Sustainability Checks“: Zwar steigen sowohl das Bewusstsein für die Thematik als auch die eigene Betroffenheit, insgesamt passiert aber viel zu wenig, um die im Pariser Abkommen definierten Klimaziele zu erreichen.   
„Der Klimawandel hinterlässt seine Spuren auch in der Wirtschaft: Der Anteil jener Betriebe, die ihr Geschäftsmodell von der Klimakrise beeinflusst sehen, hat sich im vergangenen Jahr mit einem Sprung von 24 % auf 55 % mehr als verdoppelt. Das verdeutlicht nicht nur den Schweregrad des Problems, auch die Notwendigkeit angepasster Betriebsabläufe und Geschäftsstrategien rückt damit in den Fokus“, betont Christoph Obermair, Partner und Sustainability Lead bei Deloitte Österreich. 

Unternehmen unterschätzen Aufwand und Kosten 

Die Mehrheit der Befragten schreibt dem Thema Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert für den Unternehmenserfolg zu. Rund neun von zehn Betrieben (88 %) erachten Nachhaltigkeit als wichtigen Faktor für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit. Gleichzeitig sehen auch ganze 82 % eine wesentliche Mitschuld an der Klimakrise bei sich. Dennoch mangelt es vielerorts an einer entsprechenden strategischen Ausrichtung: 52 % haben keine Strategie zur Reduktion der eigenen CO2-Emmissionen – ein besorgniserregendes Ergebnis angesichts der gebotenen Dringlichkeit.   
„Auch, wenn das Bewusstsein hoch ist: Solange die Hälfte der Unternehmen ihren Worten keine Taten folgen lässt, bleiben die Klimaziele in unerreichbarer Ferne. Angesichts des schleppenden Tempos bekommt man fast den Eindruck, als hätte sich Österreich davon bereits verabschiedet“, bestätigt Alfred Ripka, Partner und ESG-Experte bei Deloitte Österreich.  
Auch in Hinblick auf die geplanten Kosten müssen die Unternehmen aufschließen. Ein Großteil der Betriebe in den kommenden fünf Jahren nicht mehr als EUR 500.000,- für die Reduktion ihrer CO2-Emmissionen vorgesehen. Glaubt man den Schätzungen der Europäische Kommission, ergibt sich für Österreich ein jährlicher Investitionsbedarf von etwa 5,5 Milliarden Euro bis 2030.   
„Wenn man die geplanten Investitionen der österreichischen Wirtschaft hochrechnet, kommt man allerdings nur auf eine Summe von 2,3 Milliarden Euro jährlich – das entspricht nicht einmal der Hälfte der EU-Schätzungen. Diese Lücke von 3 Milliarden kann vermutlich nur geschlossen werden, wenn die Unternehmen ihre Pläne deutlich ausweiten und darüber hinaus die öffentliche Hand selbst massiv investiert“, erklärt SORA-Geschäftsführer Christoph Hofinger. 

Druck von außen steigt 

Nichtsdestotrotz steigt der Druck auf die Unternehmen. Vor allem von Geschäftskundenseite (31 %), aber auch von Privatkundinnen und -kunden sowie von Endverbraucherinnen und -verbrauchern (21 %) werden nachhaltigere Geschäftspraktiken eingefordert. Und auch die Corporate Sustainability Reporting Directive – kurz CSRD – sitzt den österreichischen Betrieben im Nacken. Die EU-weite Richtlinie verpflichtet die Unternehmen zur Offenlegung ihrer Nachhaltigkeitsdaten. Die Vorbereitungen dafür laufen bereits.  
„Laut der repräsentativen Umfrage befinden sich fast zwei Drittel mitten im Planungsprozess, weitere 13 % haben diesen bereits abgeschlossen. Damit liegen die heimischen Unternehmen an sich gut in der Zeit“, ergänzt Alfred Ripka. Mit 56 % sieht die Mehrheit der Befragten eine generelle Nachhaltigkeitsberichterstattung als positiv und notwendig an. Eine breite Zustimmung, die überrascht: „Die positive Stimmung hängt aus unserer Erfahrung aber auch mit einem generellen Unterschätzen der Berichtspflicht zusammen. Die Komplexität der Datenerhebung und der Grad der erforderlichen Präzision ist vielen noch nicht bewusst“, analysiert der Experte. 

Umfassende Maßnahmen notwendig 

Um die nachhaltige Transformation der Wirtschaft voranzutreiben, reicht der Druck von außen aber nicht aus. Was jetzt unabdingbar ist, ist die rasche Umsetzung effektiver Maßnahmen auf allen Ebenen. Von den Unternehmen braucht es die strategische Verankerung ihrer Nachhaltigkeitsziele. Und der Gesetzgeber muss klare Vorgaben schaffen, an denen sich die Wirtschaft orientieren kann.   
„Auch die Politik ist jetzt gefordert. Sie darf die Unternehmen auf ihrem Weg in eine nachhaltigere Zukunft nicht allein lassen. Die Bereitstellung finanzieller Mittel in Form von zielgerichteten Förderungen ist in diesem Zusammenhang das Um und Auf, um die hohen Kosten der Transformation zu stemmen. Nur so kann nachhaltiges Wirtschaften langfristig zur Normalität in Österreich werden“, so Christoph Obermair abschließend.