(PA_Global 2000) Derzeit wirbt die Initiative „Heizen mit Öl“ mit dem Slogan „Eine grüne Ölheizung hat Zukunft“. Damit soll vermittelt werden, dass ein politisch diskutierter Ausstieg aus der Ölheizung nicht notwendig ist und CO2-Neutralität auch auf anderem Wege erreicht werden könnte. Die österreichische Umweltschutzorganisation Global 2000 hat die vom Fachverband Energiehandel vorgestellten Konzepte einer kritischen Analyse unterzogen und kommt zu dem Schluss, dass die „grüne Ölheizung“, in großem Stil angewendet, letztendlich auf Palmölimporte angewiesen ist. „Die ‚grüne Ölheizung‘ läuft auf ‚Heizen mit Palmöl‘ hinaus. Sie ist daher ein klimapolitischer Irrweg und kein Zukunftskonzept. Wir haben die zuständigen LandesrätInnen über die gefährlichen Auswirkungen informiert und sie zu einer Stellungnahme aufgefordert. Es freut uns, dass für neun von neun Energielandesräten ‚Heizen mit Palmöl‘ keine Option ist. Es braucht jetzt einen sozial verträglichen Ausstieg aus der Ölheizung und ein Erneuerbaren-Gebot, das sicherstellt, dass alte Ölheizungen nicht durch neue Ölheizungen ersetzt werden”, betont Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von Global 2000.
Eine Kurzfassung der Rückmeldungen wurde auf der Homepage von Global 2000 veröffentlicht. Basis der Analyse von Global 2000 ist die Mitte Jänner im Auftrag des Fachverbands Energiehandel präsentierte Kurzfassung einer Studie, in der ausgelotet wurde, inwiefern hydrierte Pflanzenöle in Ölheizungen eingesetzt werden können. Der Öffentlichkeit zugänglich sind bis jetzt immer noch nur zwei (!) Seiten der Studie in Form einer Kurzfassung. Die gesamte Studie wurde Global 2000 auch auf mehrfache Nachfrage nicht übermittelt. Generell sieht es Global 2000 sehr kritisch, wenn medienwirksam Studienpräsentationen betrieben werden, ohne die entsprechenden Studien dann auch vollständig zu veröffentlichen.
Auf den zwei öffentlich zugänglichen Seiten der Studie „Raumwärme HVO“ wird angedacht, Heizöl durch „Hydrotreated Vegetable Oil“ (HVO) zu ersetzen. HVO wird bereits jetzt nach Österreich importiert und besteht zu 85 Prozent aus Palmöl. Dieses Palmöl kommt aus Indonesien, wo für die Palmölproduktion artenreiche Regenwälder zerstört werden. Wird HVO importiert, bedeutet die „grüne Ölheizung“ also letztendlich „Heizen mit Palmöl“.
Im Papier wird angesprochen, dass eine Produktion im Inland wünschenswert wäre. Doch für eine Produktion in großem Stil fehlen die Voraussetzungen. Um die genannten 935.000 Tonnen HVO durch österreichische Produktion herzustellen, wären 50 bis 80 Prozent der österreichischen Ackerflächen notwendig. Selbst unter optimistischen Annahmen müsste dann die gesamte Ackerfläche Niederösterreichs oder jedes Getreidefeld in Österreich in ein Rapsfeld umgewandelt und für die Heizölproduktion reserviert werden.
Auch sogenanntes „synthetisches Öl“ wird als Alternative zu Heizöl im Papier kurz genannt. Die Herstellung dieser Art von „künstlichem Öl“ ist aber noch im Entwicklungsstadium, energieintensiv und technisch aufwendig. Sicher ist daher, dass dieses aufwändig gewonnene „synthetische Öl“ sehr teuer sein wird, wie das Beispiel „E-fuels“ zeigt. Studien gehen davon aus, dass die Kosten vier bis fünf Mal so hoch sein werden, wie Heizöl heute. Bezogen auf einen Verbrauch von 2.000 Liter Heizöl würde das Mehrkosten von 3.000 bis 5.000 Euro pro Jahr für einen Haushalt bedeuten.
Auf Grund der hohen Energiemengen, die für den Herstellungsprozess von „synthetischem Öl“ benötigt werden, sind die Potenziale begrenzt. ExpertInnen sehen die Einsatzmöglichkeiten deshalb in Anwendungsbereichen, für die derzeit keine anderen praktikablen Lösungen vorhanden sind, aber nicht beim Heizen für Haushalte, wo es kostengünstige und vor allem klimafreundliche Alternativen gibt.
„Wenn die ‚grüne Ölheizung‘ breite Anwendung findet, ist auf Grund der mangelnden Alternativen von einem Import der HVO-Brennstoffe auszugehen und das bedeutet in letzter Konsequenz ‚Heizen mit Palmöl‘. Die ‚grüne Ölheizung‘ ist daher ein Irrweg und eine echte Bedrohung für Natur und Umwelt. Stattdessen müssen wir den Weg zu klimafreundlichen Heizungen weiter konsequent beschreiten und sicherstellen, dass Ölheizungen nicht wieder durch neue Ölheizungen ersetzt werden“, betont Wahlmüller abschließend.